Wer die Schlagworte im modernen Fußball sucht, wird sie bekommen: eine Welt, in der Spieler einen größeren Marketingwert als fußballerisches Können an den Tag legen, in der Klebebildchen mit dem eigenen Konterfei nicht mehr als Ritterschlag wahrgenommen werden, sondern als weitere Möglichkeit, das eigene Gesicht zu Geld zu machen, ist eine Welt, in der dieser runde Ball sich selbst verliert. Er wird nicht eckig, aber er springt auch nicht mehr so wie früher.
Ein schönes Beispiel für die Tatsache, dass Fußball mehr denn je Geld und Geschäfte bedeutet, bietet die Klage des 1. FC Saarbrücken gegen den FC Bayern München.
Gewiss kann man in dieser Frage geteilter Meinung sein und der FC Bayern hat mit der Selbstanzeige bereits das eigene Fehlverhalten eingestanden, wenn auch noch geklärt werden muss, wo die Schuld beginnt und ob der FC Bayern damit auch verantwortlich für den Schaden ist, der den Blau-Schwarzen entstanden ist (oder anders ausgedrückt: die Einnahmen, die flöten gegangen sind).
Interessant sind in diesem Zusammenhang die Worte des Saarbrücker Anwalts Holger Kröniger, welche das Verhalten der Bayern als
"zielgerichteten Eingriff in den Gewerbebetrieb"
proklamieren.
An diesem Punkt möchte ich vom eigentlichen Prozess abweichen, da hier die Juristen die Entscheidung treffen mögen. Viel erschreckender wirkt auf mich diese Aussage im Zusammenhang, da hier der sportliche Abstieg des 1. FC Saarbrücken, ein Produkt jahrelanger Fehlinvestitionen und zweifelhaften Entscheidungen, der Idee eines Komplotts weicht, durchgeführt aus finanziellen Motiven. Ein verlockender Gedanke, da er vom eigenen Versagen des FCS ablenkt.
Tatsächlich muss man feststellen, dass die Bayernklage bisher ihr Ziel gänzlich verfehlt hat: der Richter zweifelte zum Prozessauftakt das Fundament der Klage an, vielen FCS-Fans geht schon gedanklich verloren, dass nicht der FC Bayern, sondern der 1. FC Saarbrücken den Abstieg in die Oberliga zu verantworten an und außerhalb der Landeshauptstadt bleibt nur der Spott der Konkurrenz. Fußball ist eben ein hartes Geschäft, aber wir wollten es so.
Quelle:
- Süddeutsche Zeitung vom 20.01.09 - Artikel "Dämpfer für den Fünftligisten"
1 Kommentar:
Sehr schöner Beitrag, und leider so wahr.
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