Um eines vorweg zu nehmen: wer nach den Ergebnissen der Jahre 2006 (4:1) und 2007 (6:1) nur einen 8:1-Sieg über Pirmasens in diesem Jahr als einzig richtige Schlussfolgerung zog, den hätte man vor dem Spiel wohl "Kassandra" oder "Spinner" genannt. Jeder kann sich mal irren.
Für mich begann dieses Spiel recht ungewohnt vor den Eingangstoren der Gegengerade mit ca. 30 Heften des neuen Fanzines "Leuchtturm", die ich dann verzweifelt an den Mann bringen wollte. Im Stile des Marktschreiers hob ich unser gedrucktes Heftchen in die Höhe und brachte so doch mehr Ausgaben an den Mann, als ich es vorher erwartet hätte. Schließlich kannten die meisten Zuschauer unser Heft nicht, was unsere Annahme unterstrich, dass sich nur ein geringer Teil des FCS-Mikrokosmos über das geliebt-gescholtene Internet erstreckt. Immerhin machten wir dann auch noch die Saarbrücker Zeitung auf uns aufmerksam und schafften es, nach diesem einen Abend den Ausverkauf zu vermelden. Das Vorspiel konnte man schonmal als gelungen verbuchen.
Nachdem die reservierten Ausgaben und die Einnahmen schnell noch verstaut wurden, hetzte ich schnell ins Stadion, um noch den Anpfiff zu erleben: 4.100 Zuschauer, Flutlicht, ein erstmals in dieser Saison mit Menschen besetzter Gästeblock, in dem man zudem eine ordentliche Anzahl von Fahnen und Transparenten erblickte und volle Konzentration auf der Heimseite. Was wünscht man sich mehr, wenn man bedenkt, dass man nur in der fünften Liga spielt?
Das Spiel gegen den Tabellendritten aus Pirmasens (mit dem derzeit besten Torjäger der Liga) begann dann alles andere als erwartet: der FCS verlegte die "starke zweite Halbzeit" der letzten Spiele um eine Halbzeit nach vorne. Schon in den ersten Minuten begann der FCS mit dem munteren Preisschießen , wurde aber "erst" nach sieben Minuten von Manuel Zeitz mit dem 1:0 belohnt. Das 2:0 besorgte dann Nico Weißmann nach knapp 18 Minuten mit einem trockenen Flachschuss gegen seinen Ex-Verein. Müßig an dieser Stelle die zwischenzeitlich vergebenen FCS-Chancen einzeln aufzuführen. Zu nennen wäre höchstens, dass zwischenzeitlich auch "die Klub" aus Pirmasens zur ersten Chance kam, die aber sehr an Nazif Hajdarovic beim Spiel gegen Köllerbach erinnerte.
Dieser sorgte nach knapp 35 Minuten dann für die Erlösung von seiner Torflaute und gleichzeitig für den Halbzeitstand: 3:0. Ein typisches Tor des Mittelstürmers, der einfach mal wieder zum richtigen Augenblick kurz vor der gegnerischen Torlinie wartete und einschob. Pirmasens hatte jegliche Fassung verloren, löste die Abwehr auf und lud zum Tag des offenen Tores ein.
Eines sollte dann doch mit der üblichen FCS-Taktik an diesem Tag übereinstimmen: trotz einer starken ersten Hälfte kam man dennoch in den Genuss blau-schwarzen Galafußballs in Halbzeit 2. Hajdarovic durfte genau da weitermachen, wo er vor der Pause aufgehört hatte und erhöhte nach 55 Minuten auf mittlerweile 4:0, was wohl selbst die Hartgesottensten in dieser Form kaum erwartet hätten. Jetzt hätte man andererseits aber auch nicht erwartet, dass der FK Pirmasens, der sich in dieser Form vorführen ließ, als erstes Team die Ehre haben dürfte, in der Saison 2008/2009 Enver Marina im heimischen Ludwigspark zu bezwingen. Nicht die Hintermannschaft des FCS erntete Pfiffe der Stadionzuschauer für diese kleine Unkonzentriertheit, sondern die Gastmannschaft für die Dreistigkeit, an solch einem Abend der "Weißen Weste" einen kleinen Fleck zuzuführen.
Es brauchte aber nur vier Minuten für das 5:1, das Manuel Zeitz per Kopf markieren durfte. Der Ludwigspark erlebte inzwischen eine Gänsehautatmosphäre, die man wohl lange vermisst hat, anders kann man sich nicht erklären, dass selbst F-Block und Tribüne nun laut mitsangen. Bis zu den letzten zehn Minuten sollte sich der Torbestand nicht mehr ändern, aber dann durfte noch einmal jeder: erst der eingewechselte Stelletta, dann erneut Nazif Hajdarovic und zu guter Letzt Sammer Mozain, der den Abend komplettierte.
Dieses Spiel dürfte eine große Signalwirkung in Richtung Homburg haben, die als nächster direkter Verfolger in zwei Wochen den Ludwigspark betreten müssen. Ein 1. FC Saarbrücken wird in dieser Form als klarer Favorit in die nächsten Spiele gehen, muss nun aber aufpassen: nicht jede Mannschaft wird versuchen, spielerisch dagegenzuhalten, sondern einfach ein Abwehrbollwerk errichten, womit der FCS noch seine Probleme hat. Nicht jede Mannschaft wird dermaßen schlecht auf den Außenpositionen besetzt sein, sodass die FCS-Flügelzange greift. Und keiner Mannschaft wird der FCS respektlos gegenübertreten können.
Jetzt gilt es in den kommenden Spielen dort weiterzumachen, wo man Freitagabend aufgehört hatte und nicht so lustlos aufzutreten, wie es nach dem letzten Kantersieg über Pirmasens der Fall war.
Schön, dass ihr alle da seid!
vor 3 Tagen
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