Samstag, August 25, 2007

Was für ein Abend!

Ich habe den Teil meines Lebens, über dem das Schild "Fußball" angebracht ist, in der ersten Jahreshälfte 2007 wohl oft genug in Frage gestellt, wenn nicht gar verflucht. Auch wenn der Abstieg sicherlich nicht einfach zu verkraften ist, so gibt es doch in der Oberliga endlich wieder eine Mannschaft, auf die man stolz ist und die einem das Gefühl gibt, genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Die Freude kannte am vergangenen Freitag keine Grenze und ließ ein ganzes Stadion toben.

'choreopirmasens' von Carsten_FCS

Vor dem Spiel gegen Pirmasens plagten mich gewisse Zweifel. Kann die Mannschaft ihre Siegesserie ausbauen? Immerhin hatte man bisher gegen die "Farblosen" der Liga gespielt und nicht gegen Mannschaften, die sich um einen der vier Aufstiegsplätze bemühen.
In der ersten halben Stunde waren alle Zweifel absolut berechtigt. Die Mannschaft, die erstmals mit dem neuen Werbeslogan "Liebe kennt keine Liga" auf der Brust auflief, ließ sich von den Gästen weit zurückdrängen. Pirmasens trat mutiger als der FCS auf und konnte desöfteren über die Flügel vor das Tor von Pascal Formann kommen, ohne dabei in Schussposition zu kommen. Der FCS hatte geringere Spielanteile, konnte aber irgendwann zumindest einige Eckbälle herausspielten. Ein Eckball war es auch, welcher zur ersten großen Torgelegenheit der Blau-Schwarzen wurde: Arif Karaoglan traf leider nur den Innenpfosten und verpasste so eine direkt verwandelte Ecke.
Auf der Gegenseite kam dann die unvermeidliche Gegentorpremiere für Pascal Formann. Ein Missverständnis zwischen Jean-Claude Mpassy und Formann ließ den Ball vor die Füße von Rouven Wiesner, welcher diesen notgedrungen nur noch ins eigene Netz schlagen konnte - 0:1.
Ein Blick auf die Ränge unterschrieb dieses Urteil: die alteigesessene Virage Est, welche neben der Choreographie auch dutzende neuer Schwenkfahnen präsentierte, unterstütze die Mannschaft durchgängig, während der D-Block trotz eines respektablen Zuschauerpotenzials vor allem nach dem Rückstand verstummte. Im E-Block reagierte man außerdem mittels Spruchbändern auf die Rechtsradikalismusvorwürfe seitens des BIFOR Saar-Lor-Lux. Die Aussagen "Denken, BIFOR man sich wichtig macht!" und "Boys gegen Rassismus und linken Propagandismus!" übten dabei deutliche Kritik.

'spruchband' von Carsten_FCS

Eigentlich deutete fast nichts aus das hin was folgen sollte. Die Mannschaft bewies Moral und kam endlich einmal vor das gegnerische Tor, wo Nazif Hajdarovic seinem Ruf alle Ehre machte und den Ausgleich markierte. Zuvor hatte Karaoglan, welcher Mike Frantz würdig im rechten Mittelfeld vertrete, den Ball erobert. Was danach folgte, wird wohl noch in Jahren in der FCS-Historie auftauchen: einen hohen Ball legte Arif Karaoglan per Kopf auf Manuel Rasp ab, welcher mutig volles Risiko einging und den Ball aus ca. 30 m Entfernung mit einem Volleyschuss auf das Tor von Steigelmann knallte. Und das runde Leder senkte sich genau hinter ihm in den Maschen - 2:1! Ich weiß nur noch, dass mich eine Welle der Begeisterung erfasste und innerhalb einer Sekunde um mehrere Stufen nach unten beförderte. Das Stadion explodierte förmlich!
Keine zwei Minuten später bewies Rasp erneut seinen enormen Wert für die Mannschaft, indem er kurz vor dem Pausenpfiff Pirmasens endgültig aus dem Spiel brachte und das 3:1 beisteuerte.

Nach der Pause spielte der FCS überlegen, wenn auch nicht unbedingt überragend. Die Abwehr stabilisierte sich zunehmends, auch wenn die Schwächen im Kopfballspiel weiterhin ein Problem darstellen.
Auf den Rängen sorgte das Spektakel für ungebremste Begeisterung. Der D-Block konnte endlich sein Potenzial ausnutzen und unterstütze den FCS lautstark. Zeitweise stimmten sogar Virage Est und D-Block gleichzeitig in den Gesang ein, wovon sich später auch F-Block und das restliche Stadion mitreißen ließen.
Auf dem Platz feierte Torsten Jülich mit einem abgefälschten Schuss seine Torpremiere für den FCS. Danach war der FCS fast nur noch auf Konter bedacht, sodass auch das 5:1 folgte. Rasp bediente Hajdarovic mit einer schönen, uneigennützigen Vorlage und dieser musste den Ball nur noch ins Tor schieben. Auch der wiedergenesene Marcel Schug kam zu seinem ersten Einsatz. Fast hätte er sich auch noch in die Torschützenliste eingetragen, wurde jedoch beim Versuch Steigelmann auszudribbeln von eben jenem gefoult. Den fälligen Strafstoß durfte dann Jonathan Zydko verwandeln.

Die Begeisterung des Ludwigsparks urteilt eindeutig über die neue Mannschaft: diese junge Truppe ist die pure Fußballfreude! Wer gegen Pirmasens nach einem schwachen Beginn in der Lage ist, Moral zu beweisen, zählt eindeutig zu den Aufstiegsaspiranten der Oberliga. Und selbst, wenn man auch nach diesem Sieg immernoch auf dem Boden der Tatsache bleiben sollte: die grandiose Rückkehr des FCS gegen Pirmasens kam einem perfekten Fußballabend nahe!

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