Sonntag, September 20, 2009

FCS gegen Bochum II oder der letzte Bericht im FCSBlog

Samstag, kurz nach 13 Uhr Ortszeit. Die Tore sind geöffnet, ich zeige meine Karte vor und gehe an den Ordnern vorbei. Einer ruft mich kurz zurück, überprüft meine Kameratasche und lässt mich dann weiterziehen. Wie so oft stehe ich im Ludwigspark und das Gefühl der Langeweile macht sich breit. Der FCS spielt heute gegen den VfL Bochum II, die graueste unter den grauen Mäusen.

Nach dem üblichen Small-Talk im Block, der Lektüre einiger Infoblätter und dem Verzehr eines diesmal ausgezeichneten Schwenkers geht es für mich runter in die Kurve. Zu dieser Begegnung haben sich nicht viele FCS-Fans eingefunden. Vielleicht liegt das am Regen, der ausbleibt. Die meisten Zuschauer ziehen erst einmal ihre Jacke aus, als die Vereinshymne erklingt, es ist ihnen zu heiß.

Das Spiel beginnt unter der Leitung von Markus Schmidt, der gleich in der Anfangsphase viele Zweikämpfe zulässt und das Spiel selten unterbricht. So auch in der 13. Minute, als Gästespieler Kevin Vogt im Mittelkreis mit Nico Weißmann zusammenprallt. Vogt muss ausgewechselt werden, später rollt der Krankenwagen über die Laufbahn.
Kurz darauf hat Nico Zimmermann mit einem Weitschuss die erste wirkliche Torgelegenheit für den FCS, was im Endeffekt allerdings nicht mehr als eine Unsicherheit bei Gästekeeper Luthe produziert. Nach dieser Aktion kommt Michael Petry zu einer weiteren hochkarätigen Chance: eine Zeitz-Flanke köpft er direkt auf den Torwart. Nicht nur das Pech im Abschluss scheint den FCS ein weiteres Mal zu plagen, bei dieser Aktion verletzt sich Petry obendrein und wird noch vor der Halbzeit für Gregory Strohmann ausgewechselt.
Ein Eckball in der 23. Minute erlöst die Blau-Schwarzen. Marcus Mann köpft zu schwach auf das Tor, Petry stoppt den Ball für Lerandy ab, der aus Bochumer Verwirrung Kapital schlägt und den Ball ins Netz hämmert - 1:0 für den FCS!

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Weitere Gelegenheiten gibt es in einer durchaus noch ansehnlichen ersten Halbzeit für Nico Zimmermann per Freistoß und Velimir Grgic nach guter Vorlage von Strohmann.

In der Halbzeit entschließe ich mich dann zum Szenenwechsel. Mal kurz in den A-Block gehen, einen weiteren Kollegen auf dem Terrain der FCS-Blogosphäre besuchen, der sein A-Blogg bereits vor kurzem beendet hat. Aus dem Kurzbesuch wird am Ende fast eine komplette Halbzeit.

Nach dem Seitenwechsel verflacht das Spiel zusehends. Chancen bekommt der FCS fast ausschließlich über Standardsituationen, die Gäste aus Bochum kämpft mit der eigenen Torschusspanik auf fremden Terrain. Dieter Ferner nimmt Nico Weißmann heraus, der zwar zuvor ackerte und rackerte, allerdings dabei völlig neben sich steht und keine Kreativität wie in Mannheim aufbaut. Trotzdem wird der Wechsel von vielen mit Pfiffen quittiert, auch im A-Block. Mit Vergnügen lauschen Scop vom A-Blogg und ich den rufen wütender und kreischender Familienväter, die einige Stufen über uns schimpfen, dass Grgic ein "absoluter Nixkönner" sei, den Ferner "mol rausnemme" müsste. Die Kinder verstehen nach einigen Minuten den Unmut und stimmen in den Chor ein. Man könnte meinen, der FCS sei am verlieren und führe nicht gerade gegen den Tabellenzweiten.

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Ein Zimmermann-Freistoß sorgt ein weiteres Mal für Gefahr, aber das Spiel beginnt sich zu drehen. Immer häufiger muss sich die Freiburger Leihgabe für das Tor, Michael Müller, ins Spiel einschalten. Mit einer Grätsche trennt er sauber einen Bochumer Angreifer vom Ball, die Abwehr klärt die Situation. In der letzten Minute muss Müller noch einmal retten, doch dann ist der Sieg in trockenen Tüchern - der FCS gewinnt mit 1:0.

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Zu diesem Zeitpunkt stehe ich wieder im E-Block und feiere mit meinen Bekannten und Freunden über diesen Sieg. Persönlich glaube ich zwar nicht daran, dass der FCS in dieser Saison aufsteigen kann, aber alleine die Tatsache, dass irgendwann im Jahre 2006, als dieses Blog gegründet wurde, der Verein sich mal mit 1860 München, dem MSV Duisburg, dem SC Freiburg und anderen in der zweiten Bundesliga messen musste, macht den Willen an sich keineswegs verkehrt. Den FCS wird es noch lange genug leben, wenn ihn seine Fans weiterbegleiten.

Freitag, September 18, 2009

Statt eines Vorberichts

An dieser Stelle erscheint spätestens Freitagabend meist ein Vorbericht mit Informationen zum kommenden Gegner, kleinen Abschweifungen und Anekdoten, angereichert mit einigen Verweisen auf andere Seiten. Doch heute nicht.

Vor einigen Monaten hatte ich bereits angekündigt, dass ich die Arbeit am FCSBlog beenden werde, ohne einen konkreten Zeitpunkt zu nennen. Dieser Zeitpunkt ist gekommen, ich werde meine Arbeit in diesem Blog nach diesem Wochenende einstellen. Das heißt, dass hier nach dem Spielbericht zur Partie 1. FC Saarbrücken - VfL Bochum II vorerst keine weiteren Berichte, Gedankenfetzen, Videos oder sonstige Inhalte mehr erscheinen werden. Im Folgenden möchte ich die Gründe für meine Entscheidung ausführlich und offen darlegen, auch um den Stimmen vorzubeugen, die behaupten werden, der Entschluß sei voreilig und falsch.

Als ich 2006 dieses Blog eröffnet habe, nannte ich es ein Provisorium. Das war bereits zum Einstieg die erste Lüge des FCSBlogs, irgendwie wusste ich, dass ich noch Jahre später Beiträge verfassen würde. Es war eine Zeit, in der es mit dem FCS stetig bergab ging, indem es um die Meinungsfreiheit und -vielfalt im Verein eher schlecht bestellt war. Und so blieb es sehr lange und ich würde mich zu sehr aus dem Fenster lehnen, wenn ich jetzt schreibe, dass die Zustände heute vollkommen anders seien, auch wenn sich einiges zum Positiven gewandelt hat.

Das Blog war als Plattform seit jeher Ausdruck kritischer Gedanken über den Verein, die Leistung von Spielern, Trainern, Managern, aber auch oftmals eine Kritik an der Sportpresse rund um den Verein, teilweise auch an Zuschauern. Gerade im Fußball ist es schwer die Distanz zu einem Thema zu wahren, gerade wenn man Fan ist und mitleidet. Ich wollte meist objektiv sein und wenn ich es mal nicht war, dann wollte ich doch zumindest immer ein Fundament haben, auf der ich meine Meinung aufbauen kann. Und deswegen stehe ich nach wie vor zu allem Geschriebenen und Gesagtem im Blog. Und Verdruss oder Resignation sind weder vorhanden, noch die Gründe, warum ich aufhöre.

Wir alle entwickeln uns weiter, wir alle gehen im Leben weiter. Auch wenn das "Geschwätz hèè" im Blog manchmal altklug daherkam, so war ich doch am Anfang der Beiträge nur 16 Jahre alt, heute bin ich 20. Damals war man Schüler, man hatte viel Freizeit, konnte endlose Stunden dem 1. FC Saarbrücken, dem vermutlich schönsten Club der Welt, widmen.
Heute ist das nicht mehr so einfach. Ich bin mitten in den Vorbereitungen zu meiner Studienzeit, in Kürze steht für mich der Umzug in eine andere Stadt bevor. Einige Leser haben vielleicht bereits in dieser Woche gemerkt, dass ich nur selten zum Bloggen gekommen bin, der letzte Bericht stammt von Dienstagabend und ist eine Nachlese zum Spiel bei Waldhof Mannheim. Das lag einfach an dem Zeitmangel, den ich in künftiger Zeit noch oft erleben werde. Zu oft, als dass ich das Blog zu meiner eigenen Zufriedenheit weiterführen könnte.

Sehr oft habe ich nur für mich selbst gebloggt. Um Dampf abzulassen, um mit den Worten zu spielen, um den FCS für die Ewigkeit festzuhalten. Oft habe ich mich leicht geärgert, dass Beiträge, die mir sehr am Herzen lagen, wie einzelne Ansätze zur Stimmungsdiskussion oder zu verfehlter Vereinspolitik, von Lesern kommentarlos konsumiert und wenig beachtet wurden, während die Videos, von Anfang an als zusätzliche Spielerei ohne entscheidenden Mehrwert gedacht, in der Luft zerrissen oder abgefeiert wurden. Das ist vielleicht der einzige Kritikpunkt, den ich zum Abschluss hervorbringen kann. Wie ich mich bei manchen Beiträgen über mehr Teilnahme gefreut hätte, so behaupte ich einfach einmal, dass der FCS weiterhin nicht nur die Unterstützung im Stadion, sondern auch die Teilnahme im Verein braucht, ob über die Presse, Fanarbeit oder auf Mitgliederversammlungen. Fehlende Teilnahme war es auch, die diesen Verein letztlich tief fallen ließ. Man hätte ihn vorher auffangen können.

Ich bedanke mich bei allen treuen Lesern und denjenigen, die einen Gastbeitrag für das Blog beigesteuert haben (der Dank geht an Jens und Bobbes!). Ich bedanke mich vor allem bei denjenigen, die eben nicht nur Lob, sondern auch Kritik für das Blog gespendet haben. Die Kritik hat mich angespornt weiterzumachen, war sie unsachlich und derb, mich angespornt es besser zu machen, war sie sachlich und treffend. Ich danke meinen Eltern und allen Freunden und Bekannten, die meinen FCS-Wahnsinn in der Vergangenheit unterstützt haben und auch in Zukunft unterstützen werden oder ihn auch teilen. Und zuletzt danke ich der Leuchtturm-Redaktion dafür, dass es sie gibt und auch weiterhin geben wird. Dort werde ich meine Arbeit aufrechterhalten, auch wenn ich schon jetzt weiß, dass dies allein schon schwierig genug sein wird (an dieser Stelle der Hinweis, dass dieses Blog mir nie Geld eingebracht hat, sondern eher Geld gekostet hat. Ähnlich verhält es sich mit dem Leuchtturm).

Samstag oder Sonntag wird hier also der letzte Beitrag erscheinen. Vorerst, denn wie schon ein weiser Mann mit Brille sagte: "Wie ich Dich kenn, kannst Du es nicht lassen." Für die kommende Zeit, wie lang sie auch sein mag, muss ich es sein lassen. Aber man soll auch niemals nie sagen ;-)

Man sieht sich!

Carsten

Dienstag, September 15, 2009

Alles unter Kontrolle

Mannheim 2

Eine Barriere, zwei dutzend Polizisten im Kampfanzug und ein Menschenauflauf stehen vor dem Nordausgang des Saarbrücker Hauptbahnhofs. Unter ihnen befinde ich mich und da ich einen blau-schwarzen Schal umgebunden habe, besteht natürlich die Möglichkeit, dass ich Pyrotechnik dabeihabe, jedenfalls werde auch ich später mit der Frage konfrontiert.

Der Menschenauflauf kommt nur mühsam voran und man meint schon den Zug zu verpassen, als sich ein großer Teil der ultraorientierten Fans umdreht. Unter den Augen verdutzter Polizeikräfte beschließt man sich die Leibesvisitation vor Betreten des Bahnhofs zu ersparen und mit dem Auto zu fahren. Auf den Zug angewiesen müssen meine drei Mitfahrer und ich uns untersuchen lassen.
Am Bahnsteig herrscht Chaos, Fahrkartenkontrolleure stehen vor jedem Zugeinang, schaffen es aber nicht alle Fans auf ihren Fahrschein zu überprüfen. Mit einigen Minuten Verspätung rollt der Zug los. Der Alkohol fließt, einige Leute werden beim Rauchen auf der Toilette erwischt und mit Geldstrafen bedacht. Es hat die Stimmung einer Klassenfahrt unter ständiger Polizeibegleitung.

Nach einem Nebenhalt in Homburg kommt man nach eineinhalb Stunden Fahrt am Mannheimer Hauptbahnhof an. Die Kamera der Polizei ist auf die aussteigenden Horden gerichtet. Wo man nur hinsieht, überall ist es grün, kein Spaltbreit an Freiraum scheint mehr vorhanden bei der Vielzahl Polizeibeamter, die bereits am Bahnhof einige Leute herauszieht. Als ein junger Fan herausgezogen wird, bitten dessen Mitfahrer um Auskunft. Die Antwort entfällt abweisend und wortkarg, man solle immer nur weitergehen.
Der Fußmarsch beginnt. Immer wieder muss ich meine Mitfahrer in der Menge suchen, Menschen beobachten den großen FCS-Zug mit grüner Umrandung von ihren Balkonen aus, manche machen Fotos. Irgendwann ruft die Masse "Pinkelpause" und mit sichtbarem Widerwillen müssen die Polizisten zulassen, dass dutzende Fans am Straßenrand ihre Blase leeren. Danach geht es weiter.

Mannheim 3


Eine Stunde dauert es, bis wir am Carl-Benz-Stadion angelangen. Viele stürzen sich auf das Kassenhäuschen, andere ziehen weiter zum Einlass, um sich dort zum zweiten Mal an diesem Tage gründlichst Kontrollieren zu lassen. Und dann ist man erst im Stadion. Dort wird man weiter abgefilmt, sei es von der Polizei oder vom Saarländischen Rundfunk, der eine Reportage über das Fanprojekt dreht.

Um zwei Uhr betreten die Spieler den Platz, das Stadion johlt, der Heimblock präsentiert eine aufwändige Choreographie, die vom Gästeblock ausgepfiffen wird. Zumindest von Teilen des Blockes, alle anderen wundern sich über Pfeifkonzert. Schließlich weiß die Choreo auch zu überzeugen.

Das Spiel beginnt unter der Leitung des Bundesliga-Schiedsrichters Peter Sippel, vor dessen Augen der FCS jetzt schon attackiert und frech aufspielt. Mannheim hält dagegen, erste Nettigkeiten unter den Spielern werden ausgetauscht.

Kurz danach scheint das Spiel in den Hintergrund zu rücken: die Leute, die zuvor die Mannheimer Choreographie ausgepfiffen haben, beschweren sich nun lautstark über eine größere Fahne im Block, die ihre Sicht behindere. Auf das Angebot, in den benachbarten Sitzblock zu gehen, wird erst in der Halbzeit vereinzelt eingegangen, manche bleiben lieber doch, um noch weiter zu meckern. Bis dahin bietet sich die größte Chance für Petry, dessen Kopfball an die Latte gelenkt wird. Torlos geht es in die Pause.

Nach dem Seitenwechsel macht der FCS druckvoll weiter, Mannheim scheint keine Gegenwehr leisten zu können. Parallelen zu vielen früheren FCS-Auftritten beginnen sich zu verdichten, als Chance um Chance in den Sand gesetzt wird. Grgic schießt freistehend vor Kevin Knödler direkt auf den ehemaligen Elversberger Schlussmann, Marc Lerandy setzt den Ball mit eingesprungener Volleyabnahme weit über das Tor. Die Zeit verrinnt, der FCS verliert die Kontrolle über das Spiel. Im Gästeblock wird die Lage wieder angespannter, als einige den Torhüter von Waldhof mit Urwaldgeräuschen angreifen, der untere Teil des Blocks pöbelt widerum gegen eben jene Rufer.

Mannheim 4

In der 86. Minute wird Grgic im Strafraum gelegt. Sippel pfeift, zeigt auf den Punkt. Die Welt steht still.

Innerhalb von vier Minuten gewinnt der FCS das Spiel. Erst verwandelt Manuel Zeitz unhaltbar, dann erhält Mannheims Benincasa eine Rote Karte wegen Nachtretens und der eingewechselte Lukas Kohler markiert in der Schlussminute das 2:0. Das Derby ist entschieden, der Gästeblock hat sich wieder unter Kontrolle und feiert die Humba mit der Mannschaft.

Im Hinterbereich der Tribüne wird man noch festgehalten. Irgendwann wird man herausgelassen, diesmal steht kein Marsch durch die Mannheimer Innenstadt an, da man mit der Straßenbahn zum Bahnhof zurückgebracht wird. Auf dem Weg lassen FCS-Fans den Wagen hüpfen, was selbst einen der Zugführer zum Mitmachen animiert, es wird munter gegen Waldhof-Fans, Adler-Mannheim-Fans und FCS-Fans, die man für Mannheimer hält, gepöbelt. Ob das am Sieg oder am Alkohol liegt, lässt sich nur noch schwer feststellen.

Am Bahnhof geht dieses Spielchen weiter bis alle Fans wieder in den Sonderzug eingestiegen sind. Diesmal erfolgt die Fahrt ohne Durchsuchung, aber erneut mit Polizeibegleitung. Der Tag endet kontrolliert, im Gegensatz zum späten Sieg des FCS.

Samstag, September 12, 2009

Blau-Schwarze treffen Blau-Schwarze

Vereint in den Farben zu sein bedeutet keineswegs Brüderlichkeit, was vor allem auf das Südwestderby SV Waldhof Mannheim gegen den 1. FC Saarbrücken zutrifft. Nach den Vorkommnissen beim vergangenen Heimspiel des SVW gegen den 1. FC Kaiserslautern II trat der historische, sowie der sportliche Wert der Begegnung in den Hintergrund, eine mediale Panikmache und befürchtete, erneute Ausschreitungen dominieren das Tagesgeschehen. Wir wollen die Aspekte beleuchten, die andernfalls in Vergessenheit geraten.

Trotz der Rivalität beider Anhängerschaften, die mitunter von einzelnen Fanclubs durchbrochen wurde (wie etwa den Katastrophentouristen, in denen sich Anhänger beider Vereine zusammengefunden haben), gibt es zahlreiche Gemeinsamkeiten, die weit über die identischen Vereinsfarben hinausgehen.
Eng verbunden ist die Vergangenheit des SV Waldhof Mannheim mit dem Namen Klaus Schlappner. Der Trainer mit dem Pepitahut übernahm den Verein 1980, führte ihn nach drei Spielzeiten in die Bundesliga. 1987 verließ Schlappner den Verein, um im Oktober 1988 in Saarbrücken anzuheuern. Dort blieb der Erfolgstrainer der Mannheimer zweimal erfolglos im Unternehmen Aufstieg und scheiterte in der Relegation. Im April 1991 hatte dann auch der "Schlappi"-Zauber im Ludwigspark ausgedient, obgleich er eine für heutige FCS-Verhältnisse recht lange Amtszeit aufweist.
Mit langen Amtszeiten konnte Eugen Hach nur in der Theorie aufwarten. Beim FCS im Frühjahr 2004 nach zwei Niederlagen in den wichtigen Auswärtsspielen in Siegen und Augsburg unter heftiger interner wie externer Kritik stehend kündigte Hach an, noch "mindestens vier Jahre" in Saarbrücken zu bleiben. Keinen Tag später beurlaubte man ihn und holte Horst Ehrmantraut zurück.
Die nächste Station Hachs wurde der SV Waldhof Mannheim, wo er den mittlerweile abgestürzten Ex-Bundesligisten mit einem "Drei-Jahres-Plan" wieder in die Höhen des Profifußballs hieven wollte. Im November 2004 unterschrieb er schon in Oberhausen, nach weniger als fünf Monaten Amtszeit.

In Höhen und Tiefen der gemeinsamen Namen in der Vereinshistorie, aber auch in der Leidensfähigkeit sind Waldhöfer wie Molschder vereint. Der FCS blickt auf fünf Jahre Bundesliga, der SV Waldhof auf derer sieben zurück. Der Absturz von Mannheim erfolgte nach dem Lizenzentzug ohne Durchgangsstation Regionalliga und die Folgen sind noch heute zu spüren, Fusionsbestrebungen mit dem VfR Mannheim oder der TSG Hoffenheim als Alternative zum finanziellen Aus wurden aus Fansicht als Wahl zwischen Pest und Cholera betrachtet. Der Hauptunterschied zu ähnlichen Entwicklungen beim 1. FC Saarbrücken liegt in der Realisierung, der man in Mannheim immer ein Stück näher kam. Wo man in Saarbrücken jahrelang über Sinn und Unsinn eines Stadionneubaus diskutiert, hat man in Mannheim schon lange das bundesligataugliche, aber teure Carl-Benz-Stadion stehen.

Sportlich läuft es in Mannheim den Umständen entsprechend. Vor der Saison hat man viele ältere Spieler wie Christof Babatz oder Ermin Melunovic ziehen lassen, ebenso den Ex-FCSler Echendu Adiele. Gekommen sind hierfür vor allem unbekannte, junge Spieler wie Niklas Ginter, der schon zum Stammpersonal gehört. So konnte man den Kader verjüngen und Kosten einsparen. Für FCS-Fans bleibt so Marco Laping der bekannteste Mannheimer.
Mit diesem überwiegend neuen Personal konnte man in dieser Saison erst einen Heimsieg einfahren, was für die heimischen Anhänger recht enttäuschend sein dürfte, belegte man in der letzten Saison Platz vier der Regionalliga Süd. Auf Kosten des sportlichen Erfolgs betreibt man in Mannheim Existenzsicherung.

Der FCS wird in Mannheim an das Heimspiel gegen M'Gladbach II anknüpfen müssen, will man auch in der Ferne punkten. Gegen die jungen Fohlen stand die Abwehr solide, der Erfolg kam letztlich aufgrund von Beharrlichkeit und einem Quentchen Glück zustande. Auswärts kann der FCS derzeit nur gewinnen, wenn die Abwehrleistung stimmt oder die gegnerischen Angreifer versagen, wie es in Essen geschah. Die eigenen Angreifer machen derzeit noch zu wenig aus ihren Gelegenheiten, um auch auswärts ein Spiel bestimmen zu wollen.

Vielleicht erleben wir aber auch einen ganz kuriosen Spielverlauf, wie beim aus Saarbrücker Sicht legendären 3:2-Sieg im Jahre 2001. Zu wünschen wäre es den Mitreisenden, da so wieder der Fußball die Panikmache in den Medien ablösen würde.

Links zum Spiel:

- Vorbericht SR-online.de
- SV Waldhof im Fokus der Polizei (morgenweb.de)

Dienstag, September 08, 2009

Newsletter aus dem Paralleluniversum (11)

Hinweis:
Liebe Leserinnen und Leser, liebe zufällige Besucher dieses Weblogs,

wie es schon bei den vergangenen Rundbriefen der Fall war, handelt es sich auch diesmal um Satire und spiegelt keine wahren Ereignisse wider. Wer den Hinweis überdrüssig findet, dem sei gesagt, dass in der Vergangenheit leider schon einige dieser Kurzmeldungen den Sprung auf andere Webseiten geschafft haben, die mit Ironie und/oder billigen Gags weniger am Hut haben.
Dennoch wünsche ich viel Vergnügen.




Besondere Sicherheitsvorkehrungen in Mannheim


Mannheim - Die Sicherheitsvorkehrungen zum Spiel Waldhof Mannheim - 1. FC Saarbrücken werden verstärkt. Auslöser waren die Ereignisse im Rahmen der Regionalligapartie des SV Waldhof gegen die zweite Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern. Um Ausschreitungen zu verhindern werden Polizisten aus dem gesamten Bundesgebiet herangezogen, auf jeden Zuschauer sollen 2,5 Beamte kommen. Zusätzlich wird jeder Mitreisende aus Saarbrücken ein sogenanntes "Städtevisum" für Mannheim beantragen müssen, sonst kann er an den Stadtgrenzen abgewiesen werden.
Um das Carl-Benz-Stadion abzusichern wurde das Künstlerehepaar Christo und Jeanne-Claude damit beauftragt die Spielstätte, angrenzende Bereiche und den Mannheimer Bahnhof vollständig in schwer entflammbares Material einzupacken.
Die Teilverpackung Mannheims wird aus öffentlichen Mitteln im Rahmen der Kulturförderung finanziert.

FCS plant Verpflichtung eines neuen Stürmers

Saarbrücken - Der 1. FC Saarbrücken will trotz Ende der Transferperiode noch einen weiteren Stürmer verpflichten. Als Begründung gab der FCS die bislang unbefriedigende Bilanz von erst einem Stürmertor in sechs Spielen an. Horst Hinschberger kommentierte wie folgt: "Wenn sich die Fraktionen im Landtag auf eine neue Regierung geeinigt hat, so können wir endlich die Verpflichtung eines neuen Stürmers in Angriff nehmen. Voraussetzung bleibt natürlich, dass die neue Landesregierung uns das Geld überweist."

Saarlandpokal - Neuer Modus ab kommender Saison

Saarbrücken - Wie der Saarländische Fußballverband bekanntgab, wird sich ab der kommenden Spielzeit der Austragungsmodus im Saarlandpokal grundlegend ändern. Um den Turnierverlauf zu verkürzen werden die ersten beiden Pokalrunden am Computer simuliert und nicht mehr öffentlich ausgetragen. "Mit dem elektronischen Spielberichtsbogen haben wir bereits richtig gelegen", sagte ein Sprecher des Verbandes, "und auch hier werden sich die Leute in ein paar Jahren nicht mehr drüber beklagen".
FCS-Präsident Horst Hinschberger begrüßt die Veränderung und sagte, es wäre eine weitere Chance für die Fans seines Vereins, die Außendarstellung nicht negativ zu beeinflussen. Die SV Elversberg möchte Protest gegen den Verbandsbeschluss einlegen, der Verein befürchtet Umsatzeinbußen und das Wegbleiben "tausender Fans".

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Hallo FCS-Fans!

In Kürze geht der beliebte Onlineshop des 1. FC Saarbrücken wieder online! Aufgrund rechtlicher und technischer Probleme müssen in der Anfangsphase, die wir derzeit auf 5-6 Monate einschätzen, alle Online-Bestellungen persönlich in der Diskonto-Passage abgeholt werden. Ledeglich bei Aufklebern und Autogrammkarten wird der Versand ab Dezember möglich sein.
Wir bitten um Verständnis und wollen alle Fans mit super Angeboten entschädigen!

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FCS-Fanschal "Die Liga zu Gast beim Meister": 10 statt 15 Euro!
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Wer bis zum 18.09. bestellt und am 19.09. zur Abholung kommt erhält einen Schlüsselanhänger gratis!

Fanfoto des Jahrhunderts:


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Die Leuchtturm-Betriebsmannschaft "Lighthouse United" bei der Nachstellung der verschwommenen Abwehr beim Spiel Essen - Saarbrücken. Nicht im Bild: Thomas Strunz.

Wir dementieren, dass:

- der (versuchte) Fahnenklau zur Modeerscheinung im Ludwigspark wird.
- der FCS eine neue Vereins-Hymne braucht.
- Marcel Rozgonyi sich absichtlich eine Rotsperre eingehandelt hat, weil er gerne mal in den F-Block gehen wollte.
- dies die letzte Ausgabe des Newsletters war. Nicht.

Sonntag, September 06, 2009

Glücklich verdient gewonnen

Vor einer eher enttäuschenden Kulisse von knapp 3.700 Zuschauern bestritt der 1. FC Saarbrücken sein erstes Heimspiel gegen eine Bundesligaresere, nämlich die der Borussia aus Mönchengladbach. Nach 90 Minuten sollte der Sieg verdient, aber glücklich zustande gekommen sein.

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Erneut ohne Mann und den gesperrten Rozgonyi, aber dafür Rückkehrer Nabil Dafi in der Startelf traf man auf eine Fohlenelf, die trotz des Länderspielwochenendes auf den übermäßigen Einsatz von Vertragsprofis verzichtete. Gladbach schien in den ersten Minuten gewillt früh zu attackieren, ließ nach einigen missglückten Flankenversuchen jedoch unerklärlicherweise von weiteren Offensivaktionen ab. Dabei schien der FCS auf den Außenpositionen keineswegs vom Spiel in Lotte gelernt zu haben und stand oft viel zu weit vom Gegner entfernt.
Mitte der ersten Halbzeit neutralisierten sich so beide Mannschaften. Der FCS konnte hierbei ledeglich eine gute Chance für sich verbuchen, Gladbach bemühte sich in der Offensive noch weniger als die Hausherren und kam nach einem Müller-Ausflug zur einzigen Torgelegenheit.

Die spektakulärste Aktion des Spiels war bis dato das Entwenden einer Gladbacher Zaunfahne vor den Augen verdutzter Ordner nebst Sprint über die Laufbahn. Als ein FCS-Fan in der Halbzeitpause jene Fahne für den Gladbacher Fanclub "zurückholen" wollte, kam es zu einigen tumultartigen Szenen im D2-Block. Nach Eingreifen des Saarbrücker Fanprojekts wurde die Zaunfahne später ihren ursprünglichen Besitzern zurückgegeben.

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Nach dem Seitenwechsel stärkte der 1. FC Saarbrücken die Bemühungen nach vorne und die bisher souveräne Fohlen-Abwehr zeigte erste Nachlässigkeiten. Ein starker Eckball von Nico Zimmermann führte zu einer Kopfballchance für Marc Lerandy, die Torhüter Frederic Löhe noch vereiteln konnte. Nach 60 Minuten kam ein langer Ball auf den bislang schwachen Michael Petry, der alleine auf das Tor hätte zulaufen können, jedoch im Strafraum gefällt wurde. Die Entscheidung: Strafstoß.
Wie gegen Münster sollte es Manuel Zeitz richten. Zum Entsetzen aller Zuschauer war sein Schuss jedoch so schwach wie der Versuch von Zimmermann gegen Münster. Zum Glück für Zeitz wehrte Frederic Löhe den Ball dennoch genau vor die Füße von Zeitz ab, der diesmal aus kürzester Distanz zum 1:0 einschieben konnte.

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Wenig später gab es erneut Aufregung im Gladbacher Strafraum. Borussia-Torhüter Löhe, der schon beim Elfmeterpfiff protestierte, verlor die Nerven und geriet mit Marc Lerandy einander. Der FCS-Verteidiger sah die Gelbe Karte, Löhe wurde aufgrund der Tätlichkeit vom Platz verwiesen. Die Gäste mussten nun einen Feldspieler opfern, der für den Ersatztorhüter Blaswich aus dem Spiel ging.

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In Überzahl kam der FCS in der 73. Minute zum zweiten erfolgreichen Angriff des Spiels. Manuel Zeitz schaute auf, die Gladbacher Abwehr spekulierte auf ein Zuspiel für Petry. Stattdessen ging der Ball quer zu Velimir Grgic, der wiederum am letzten Abwehrspieler vorbei das Leder in den Lauf von Nico Weißmann legte. Dieser schloss den hervorragenden Angriff zum 2:0 ab. In der Folge verwaltete der FCS das Ergebnis, während Gladbach in Unterzahl keine spielerischen Mittel mehr besaß, um die Niederlage abzuwenden. In der Schlussminute sah ein weiterer Gladbacher, Tony Jantschke, die Gelb-Rote Karte aufgrund von Meckerns, was mit der ablaufenden Zeit keinen weiteren Vorteil mehr für den FCS einbrachte.

Weiter trifft das Mittelfeld für den 1. FC Saarbrücken, während die Stürmer ledeglich als manchmal die entscheidenden Vorlagen geben. In einer über lange Strecken schwachen Partie gewann der FCS letztlich verdient, auch wenn man erst gegen Ende und mit einer Portion Glück auf die Siegerstraße gelangte.

Freitag, September 04, 2009

Erste von vielen

Der Ligaalltag wird den FCS zum morgigen Heimspiel einholen. Das liegt nicht an der zuletzt schwankenden Leistung, sondern vielmehr an der ersten Begegnung mit einer der insgesamt acht Reservemannschaften innerhalb der Regionalliga West: Borussia Mönchengladbach II.

Wie die meisten Mannschaften, die man früher oft mit dem Zusatz "Amateure" versah, prangt auf Elf inzwischen das Etikett "U23", was auch bei den meisten Spielern tatsächlich zutrifft. Über die meiste Routine und Erfahrung verfügen die beiden 33-Jährigen in der Mannschaft, Lars Schuchardt (seit 1999 im Verein) und Marcel Podszus (früher Fortuna Düsseldorf), sowie der 27-jährige Kapitän Mirhudin Kacar. Letzterer ist mit drei Treffern der gefährlichste Torschütze der "Fohlen", obgleich er ein zentraler Mittelfeldspieler ist. Trainiert wird die Mischung aus nachgerückten Jugendspielern und einigen erfahrenen Leitspielern von Horst Wohlers, dessen prominentester Vorgänger wohl der ehemalige Nationaltrainer Kameruns Winfried Schäfer ist.

In der laufenden Saison verbucht man zwei Siege, zwei Niederlagen und ein Unentschieden für sich und ist damit nur einen Punkt vom FCS entfernt. Dieser ist nach der Niederlage in Lotte wieder auf dem Boden der Realität angelangt. Zu hoch deutete man die Siege über Essen und Münster und verkannte dabei einerseits die Fahrlässigkeit, mit der RWE im eigenen Stadion Chance um Chance verschenkte, und die Kopflosigkeit, mit der man sich in Münster derzeit herumplagt (was Trainer Schmidt demnächst auch den Kopf kosten könnte). Ob man in Saarbrücken nun einzelne Spieler oder Mannschaftsteile kritisieren mag, Tatsache bleibt, dass man erst fünf Spiele gesehen hat und sich darüber im Klaren ist, dass diese Mannschaft keineswegs zu den Abstiegskandidaten in dieser Liga gehören muss.

Um einen Absturz zu vermeiden ist vor allem eine Verbesserung der Situation in der Abwehr und im Sturm gefragt. Während die Abwehr bei mehrfachen Umstellungen auch dementsprechend mal zerstreut, mal gefestigt auftrat und am Wochenende auf die Rückkehr von Marcus Mann hofft, scheint sich der Sturm zum ersten Sorgenkind der Saison zu entwickeln. Michael Petry hat in vier Spielen ledeglich eine seiner unzähligen Torchancen in ein Tor umwandeln können, Velimir Grgic spielt solide, ist aber eher Vorbereiter als Vollstrecker. Nach dem Schließen der Transferliste muss man darauf hoffen, dass sich das vorhandene Personal in den nächsten Spielen steigert oder dass man bei den Vertragslosen fündig wird, sollte sich nichts bessern.

Morgen wird man sich gegen die erste von vielen Zweitvertretungen der Bundesligisten durchsetzen müssen. Dabei wird es auch eine Rolle spielen, ob am Länderspielwochenende einige Spieler der ersten Mannschaft als "Verstärkung" auflaufen werden. Der FCS kann nur darauf hoffen, dass die Borussia sich auf Sportlichkeit und Fairneß besinnt und mit dem üblichen Personal anreist. Alles weitere werden die Mannen in blau-schwarz zu verantworten haben, die sich nun mitten im Ligaalltag befinden.

Link zum Spiel:

- Vorbericht SR-online.de

Donnerstag, September 03, 2009

Pappteller und Werbung

Irgendwo in Nordrhein-Westfalen, zwanzig nach sechs. Unser Bus befindet sich auf einem besseren Feldweg, der laut Schild die Zufahrt zum Gasteingang der PGW-Arena sein soll. Lange sieht es auch nach Einöde aus, doch dann erkennt man einen Kunstrasenplatz und dahinter einen Hügel und dahinter wieder ein Gebilde, was einem Stadion ähnelt. Nach knapp acht Stunden Busfahrt sind wir angekommen.

Im Stadion warten bereits einige Bekannte, die mit dem Auto angereist sind, auch einige FCS-Exilanten haben sich bereits von den Vorzügen der PGW-Arena ein Bild gemacht. Ein kurzer Plausch über die örtlichen Gegebenheiten, die daheimgebliebene Netzgemeinde und andere Dinge des Lebens beginnen den Stadionalltag. Mit Schrecken erkenne ich bereits jetzt, dass die Wurst mit Weißbrotscheibe auf Papptellern gereicht wird. Grausam.

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Auf der Gästetribüne bekomme ich so langsam Probleme, mir eine Meinung über das Stadion zu bilden. Einerseits steht man fast überdacht auf sauberen Stehtraversen bei hervorragender Sicht, andererseits gibt es kaum eine nicht-vermarktete Fläche und auch die Berieselung durch das Stadionradio macht mit Lautstärke ein Gespräch mit dem Nachbarn zum Kraftakt. Immerhin ist es nicht mehr weit zum Anstoß, das Fanradio stellt sein Außenmikrofon auf und die Spieler wärmen sich bereits auf.

Nachdem man mehr oder weniger peinliche Durchsagen des Stadionsprechers ertragen musste, geht es gleich los. Knapp 100 Saarbrücker verteilen sich im Gästeblock, die größte Ansammlung steht mittag und mit Fahnen und Doppelhaltern bewaffnet zum Anpfiff bereit. Was sich auf der Heimseite abspielt, lässt sich vom Gästeblock aus nur bedingt nachvollziehen, jedenfalls wird man außer einer Schwenkfahne und Trommeln keine Lebenszeichen vernehmen.

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Das Spiel beginnt, zum Unwohlsein aller FCS-Fans, ohne Markus Mann in der Abwehr. Die Innenverteidigung besteht aus Lerandy und Berrafato, für den gesperrten Rozgonyi übernimmt Weißmann die Rolle des Kapitäns.
Der FCS knüpft an die ersten 45 Minuten des Münster-Spiels an, streitet forsch um jeden Ball und setzt nach. Man wird sich jedoch schnell bewusst, dass der Heimverein ein anderes Kaliber besitzt und kann sich so glücklich schätzen, dass die frühe 1:0-Führung der Gäste aufgrund einer Abseitsposition nicht zustande kommt.
Im Laufe des ersten Durchgangs entwickelt sich ein deutliches Übergewicht an Chancen für den FCS. Der erste Versuch von Petry geht noch meterweit neben das Gehäuse von Torwart Poggenborg, die nächsten Versuche nähern sich immer gefährlicher dem Tor. Ob sich das Tor zur Werbewand im Rücken wie ein Chamäleon zu seiner Umgebung verhält, wird in diesem Zusammenhang vielleicht eine Frage sein, die man bei Gelegenheit mal untersuchen sollte, jedenfalls vergibt der FCS seine Chancen fahrlässig. Nico Weißmann bekommt in mehr als abseitsverdächtiger Position den Ball frei vor dem Tormann zugespielt und schießt, ausgleichender Gerechtigkeit halber, den Schlussmann an. Kurz darauf köpft Michael Petry einmal nicht auf die Torwand, sondern die Unterkante der Latte. Zu diesem Zeitpunkt ist eine FCS-Führung eigentlich verdient.

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Wie so oft in diesem Leben rächt sich auch dieser Gedanke, als sich weder Otto noch Lerandy für den Lotter Spieler zuständig fühlen, der über die linke Seite des Platzes marschiert und den Ball in den Strafraum passt, wo Florian Dondorf zur 1:0-Führung einschiebt. Der Genickbruch erfolgt keine zwei Minuten später, als Danny Arend von seinen Gegenspielern nicht angegriffen wird und aus 16 Metern den Ball ins Tor schlenzt. Innerhalb von zehn Minuten verspielt der FCS nicht nur die Chance auf einen Auswärtssieg, er besiegelt sogar die eigene Niederlage.

Etwas bedient schlendere ich zum einzigen Verkaufsstand, an dem Rostwürste im Gästeblock verkauft werden. Mit tiefem Unwillen nehme ich die Wurst auf dem Pappteller nebst ungetoastetem Weißbrot entgegen. Obwohl der Brätling ausgezeichnet schmeckt, frage ich mich, warum so viele Menschen in Deutschland lieber mit fettiger Wurst umständlich herumwerkeln, statt das Teil einfach in ein Brötchen zu legen. Bevor ich mir weiter diese essentielle Frage des Lebens stellen kann, ist die Wurst dann auch schon gegessen und das Stadionradio verkündet eine Spielunterbrechung bei der Partie Mannheim - Kaiserslautern II. Einige kommentieren dies, ob man nicht doch besser dorthin gefahren wäre, des Spektakels wegen.

Nach der Pause übt sich der Gästeblock weiter in Anfeuerung, während der FCS eine Ecke der Hausherren erwartet. Der Ball kommt herein, der Torschütze des 2:0, Arend, köpft den Ball auf das Tor und ein FCS-Spieler klärt in letzter Sekunde. Während sich auf der Tribüne nun alles erregt und im Gästeblock erst einmal tief Luft geholt wird, wedelt der Schiedsrichterassistent mit seiner Fahne und rennt zur Mittellinie. Mit blankem Entsetzen wird den anwesenden Saarbrückern bewusst, dass gerade das 3:0 gefallen ist. Die Spieler protestieren, der Block tobt und beschimpft den Linienrichter, aber all das nutzt nichts. Letztlich bleibt das Urteil darüber, ob der Ball wirklich die Linie in vollem Umfang überschritten hat, schwer nachzuvollziehen, da hier Bruchteile einer Sekunde entschieden. Möglicherweise bleibt es eine der wenigen richtigen Entscheidungen des Schiedsrichterassistenten, in der Folge hebt der neue Freund des Gästeanhangs die Fahne verdächtig oft erst nach dem Zurufen des Blocks. Oder auch garnicht, wie nach einer Bananenflanke, die in der Luft die Torlinie überquert und ins Feld zurückfindet.
Das dritte Tor bedeutet gleichzeitig vollkommene Frustration und Lustlosigkeit auf Seiten des FCS. Dieter Ferner bringt zwar noch Marcel Schug, Sammer Mozain und Mike Brückerhoff, aber auch diese beleben nicht das stark abgestumpfte Spiel. Lotte kommt noch zu gelegentlichen Vorstößen, die allesamt ohne weiteren Torerfolg enden. Am Ende ist selbst der Gästeblock verstummt und nach Abpfiff eher erleichtert.

Die Mannschaft wird kurz verabschiedet, nur Nico Weißmann und Sammer Mozain begeben sich zum Zaun und wirken mehr als bedient. Das ist man auch bei Abreise. Aus Lotte nimmt man die Erkenntnis mit, dass die Rostwurst in den Weck gehört, dass der FCS zu fahrlässig mit seinen Chancen umgeht und dass knapp 900 Kilometer Busfahrt besonders dann schlauchen, wenn man gerade verloren hat.

Dienstag, September 01, 2009

Was man über Lotte wissen sollte

Die Englische Woche im September führt den 1. FC Saarbrücken in einen Ort namens Lotte. Dachte man lange, Lotte sei ledeglich die Kurzform von "Charlotte" und die berühmteste Namensträgerin Lotte Lenya, die James Bond 1963 Liebesgrüße aus Moskau mit vergifteter Messerspitze im Schuh überreichen durfte, so weiß man seit dieser Saison, dass es auch noch die Sportfreunde Lotte gibt. Das FCSBlog stellt heute Verein und Ort vor.

Die Gemeinde:

Lotte ist eine Gemeinde der Größe und Popularität von Spiesen-Elversberg und liegt nicht, wie oftmals behauptet, in Niedersachsen, sondern in Nordrhein-Westfalen und grenzt an eben jenes Bundesland, aus dem der aktuelle Deutsche Meister stammt. Die überregionale Bekanntheit von Lotte schließt selbst die Wikipedia allein auf "das Autobahnkreuz Lotte/Osnabrück und den Fußballregionalligisten Sportfreunde Lotte" zurück. Das war auch schon alles, was es über Lotte zu sagen gibt.

Der Verein:


Die Sportfreunde Lotte besitzen die Vita des typischen Regionalligisten, wie er Anfang des 21. Jahrhunderts in Mode gekommen ist. Der Verein selbst existiert seit 80 Jahren, die erste Herrenmannschaft stieg 1989 in die Landesliga, 1996 in die Verbandsliga und 2004 schließlich in die Oberliga auf und erreichte 2008 die Qualifikation zur neuen Regionalliga West. Die großen Ereignisse in der Vereinshistorie abseits der Aufstiege bestehen aus jährlichen Freundschaftsspielen Freundschaftsspielen "gegen den Bundesligisten SV Meppen (0:0)" (96/97) oder der Feierstunde zu Ehren Dietmar Friedrichs, der 1999 zum 30. Mal das Deutsche Sportabzeichen erwarb.

Das Stadion:

Die PGW-Arena ist ein erstaunlich schmuckes Stadion mit einer Kapazität von 5.500 Plätzen. Schon fast legendär ist die riesige Hintertorwerbewand, bei der man als Zuschauer jeden Stürmer, ob mit Sehschwäche oder ohne, bemitleiden muss, da man innerhalb dieser Werbeflut auf den ersten Blick kein Tor erkennen kann. Generell sind die überzähligen Werbebanden (siehe dazu den Flyer des Fanprojekts) und freie Streifen zwischen Tribüne und Spielfeld die beiden größten Schwachpunkte der PGW-Arena.

Die Mannschaft:


Mit acht Punkten aus vier Spielen liegt Lotte auf dem zweiten Tabellenplatz. Tabellenführer ist kurioserweise Mainz 05 II, die im eigenen Stadion von den Sportfreunden mit 1:7 abgefertigt wurden und deshalb trotz der Spitzenreiterposition ein negatives Torverhältnis haben. Trainiert wird die Mannschaft von Maik Walpurgis, dessen Namen so mit dem Verein harmoniert, wie man es zuletzt bei Wolfgang Wolf in Diensten des VfL Wolfsburg erleben konnte. Wie Hexerei erscheint tatsächlich dieses Mainzer Ergebnis, erzielte Lotte in den restlichen drei Spielen drei Tore.

Die Aufstiegsambitionen der Sportfreunde lassen sich vor allem an den Neuzugängen ablesen. Der letztjährige Tabellenzehnte konnte mit David Czyszczon und Silvio Pagano zwei erfahrene Spieler vom Ligakonkurrenten aus Essen loseisen, der ehemalige Bundesligaspieler Alexander Thamm traf bereits zweimal, Benjamin Wingerter seinerseits einmal und mit Sidney konnte man einen zweitligaerfahrenen Abwehrspieler gewinnen. FCS-Fans kennen ihn vielleicht noch aus der Saison 04/05, als Sidney beim Saarbrücker Gastspiel in Essen für die Hausherren Rot sah.

Die Spiel:

Für den FCS wird es schwer in der PGW-Arena zu bestehen. Auch wenn der 7:1-Sieg in Mainz suggeriert, dass man vor allem einen offensiven Gegner zu erwarten habe, so ist das wahre Prunkstück der Sportfreunde Lotte die Abwehr. In beiden Heimspielen blieb man mit der neu formierten Abwehr ohne Gegentor. Nachdem sich in den letzten beiden Spielen auch die Saarbrücker Hintermannschaft deutlich stabilisiert hat, kommt es im fünften Saisonspiel vor allem auf den Sturm an, der bisher ledeglich ein Tor zu verzeichnen hat. Problematisch könnte es werden, wenn die angeschlagenen Petry und Mann nicht antreten können. Besonders im Falle Manns wäre der Ausfall umso bitterer, da er nicht nur als Abwehrchef, sondern auch als Kapitän gebraucht wird, da Marcel Rozgonyi nach seiner Roten Karte für drei Spiele gesperrt wurde.

Ob der FCS die möglichen Ausfälle kompensieren kann und ob er der hohen Belastung innerhalb dieser Englischen Woche gewachsen ist, erfahren wir morgen Abend.

Links zum Spiel:

- Vorbericht FCS-HP
- Vorbericht SF Lotte (offizielle Homepage)