Samstag, August 29, 2009

Zweimal Zeitz, zweimal Rot und kleinere Aufreger

Geschlossene Tore und eine Menge, die leicht aufgeheizt ihren Unmut kundtat. Da wurde über die Demokratie und die Wahlen gescholten. Und eigentlich hatte der gute Mann, der da brüllte "ei is doch wohr!" wirklich recht, denn sinnvoll konnte man die Maßnahme keineswegs nennen, die lange vor Anpfiff das Spiel 1. FC Saarbrücken - Preußen Münster eröffnete.

Muenster09 005

Nach Augenzeugenberichten zufolge hatten wohl einige Münsteraner eine unbewachte Sekunde genutzt und die Tribüne geentert, worauf einige Saarbrücker reagierten. Was sich nach einer von vielen "Rennereien" (Fachjargon) anhört, führte zur ungewöhnlichen Maßnahme, das Stadion abzusperren und vorerst keine Normalsterblichen mehr einzulassen. Ob man die bereits im Stadion befindlichen Fans einer wilden Gästehorde opfern wollte oder ob man die draußen Wartenden Menschen als potenzielle Amateurboxer betrachtete, bleibt wohl ein Geheimnis. Tatsächlich scheint die Unachtsamkeit Polizei und Ordnungsdienst gleichermaßen überfordert zu haben. Irgendwann kam die Order zum Öffnen der Tore, was hieß, dass zunächst auch nur ein Tor geöffnet wurde. Dieses lag direkt am Kassenfenster, was noch zusätzlichen Unmut hervorrief. Als man das erkannte, war es schon 13:35 Uhr.

Im Stadion verzichtete ich auf den gewohnten Imbiss vor Anpfiff und erwarb stattdessen den "Media Guide" des FCS, was eine abgespeckte Version des letztmals 2006 erschienenen "FC Info" darstellt, zum leicht überteuerten Preis von zwei Euro.
In der Kurve war man schon mit den Vorbereitungen einer Choreographie beschäftigt, ein Leuchtturm-Leser fragte nach der Wurstausgabe, die erst nächste Woche erscheinen wird und der größte Gesprächsstoff entfiel auf den Gästeblock. Dabei standen nicht unbedingt die Ereignisse vor Spielbeginn zur Debatte, sondern eher die konsequente Trennung zweier Fangruppierung innerhalb des C-Blocks. Wer die Saarbrücker Blockdiskussion kennt, dem würde der Blick über den eigenen Tellerrand die Erkenntnis eröffnen, dass zumindest auf Auswärtsspielen alle FCler meist an einem Strang ziehen.

Muenster09 005

Auf dem Rasen wurde nun endlich Fußball gespielt. Nico Zimmermann gehörte wieder zum Startaufgebot, im Tor stand nach seiner Glanzleistung in Essen Michael Müller und im Sturm sollten es Michael Petry und Velimir Grgic richten.
Von Beginn an verschaffte sich der FCS Respekt und wirkte deutlich aggressiver als der Gast aus Münster. Vor allem Jonathan Zydko verließ oft seinen Platz vor der Abwehr und stieß nach vorne, um bereits früh zu attackieren.
Der erste Eckball des Tages ließ das Stadion bereits beben. Nachdem Münsters Torwart Buchholz mit einer starken Abwehr einen Kopfball entschärfte, sprang das Leder zu Manuel Zeitz, der den Ball über die Linie drückte. Nach ein paar Sekunden "Song 2" von Blur verstummte der Jubel und einzelne Pfiffe waren nunmehr zu hören: Abseits. Bei dieser Entscheidung lag das Schiedsrichtergespann allerdings auch richtig.
Der nächste Pfiff sollte dann, anders als an den ersten beiden Spieltagen, sowohl richtig als auch Anlass zum Jubel sein. Nach einem wunderbaren Pass von Grgic wollte Zimmermann Torhüter Buchholz umdribbeln, dieser riß den Mittelfeldmann jedoch von den Beinen. Es gab eine Verwarnung für den Schlussmann und einen Strafstoß für den FCS, welchen Manuel Zeitz sicher zur 1:0-Führung verwandelte.

Muenster09 005

Keine fünf Minuten später sollte erneut eine Ecke des FCS für Gefahr im Gästestrafraum sorgen. Eigentlich abgewehrt entwickelte sich eine Kopfballstaffette. Michael Petry köpfte zurück in die Mitte und Manuel Zeitz köpfte über Buchholz zum 2:0 ein.

In der Folge blieb der FCS die aktivere und zweikampfstärkere Mannschaft. Alleine Michael Petry hätte das Ergebnis noch vor der Pause mit zwei guten Chancen erhöhen können, zweimal entschied er sich für die falsche Variante und schoss den Ball Torhüter Buchholz direkt in die Arme.
Im E-Block gab es zu diesem Zeitpunkt einen weiteren Aufreger, als eine junge Frau zusammenbrach und die am Tor des D2-Blocks verweilenden Sanitäter lange auf sich warten ließen, bis überhaupt erst eine Reaktion kam. Auch ein Ordner zeigte sich nicht gerade hilfreich in dieser Situation und wollte einen Fan aufhalten, der in den Innenraum gelangt war, um den Rettungsdienst herbeizuholen. Kurz nach diesem Vorfall pfiff der Schiedsrichter zur Pause.

Nach dem Seitenwechsel änderten sich die Verhältnisse auf dem Platz leicht. Der erste Durchgang und das hohe Pressing hatte den FCS viel Kraft gekostet, Münster wollte sich mit der drohenden Niederlage nicht abfinden und erhöhte die eigenen Anstrengungen. Der Ertrag dieser Anstrengungen in der Offensive fiel bei den Preußen dennoch gering aus. Ob die Stürmer von Preußen Münster an diesem Tag nicht wollten oder nicht konnten bleibt deren Geheimnis. So blieb die beste Gelegenheit der Gäste ein Freistoß, der sich gefährlich um die Mauer in Richtung rechte untere Ecke dreht, aber von Müller mit einer Glanzparade abgewehrt wurde. Sehr oft schrie der junge Müller nun seine Vorderleute an, da diese den Gästen zu viele Freiräume boten und dadurch nun häufiger in Tornähe, wenn auch fast nie zum Abschluss kamen.
In der 73. Minute war es dann ein Konter, der Velimir Grgic in Szene setzte, welcher ein paar Haken schlug und im Strafraum gefällt wurde: zweiter Strafstoß für den FCS.

Diesen übernahm Nico Zimmermann, welcher die Chance zur endgültigen Entscheidung sträflich liegenließ und einen schwachen Schuß in die linke untere Ecke von sich gab, welchen Buchholz abwehren konnte, wie auch den Nachschuß von Zimmermann.
Den moralischen Aufwind des gehaltenen Elfers konnte Münster nicht mehr nutzen. Die letzte nennenswerte Aktion auf dem Spielfeld entfiel auf Münsters Marc Lorenz und Marcel Rozgonyi. Nachdem Lorenz Lerandy in Nähe der Eckfahne foulte und noch ein wenig nachtrat, schubste der FCS-Kapitän den Übeltäter mit voller Wucht von den Beinen. Im Fallen gab Lorenz Rozgonyi noch eine Ohrfeige mit. Diese kurze Abfolge mehrerer absolut hässlicher und unnötiger Aktionen wurde vom Schiedsrichter nach kurzer Beratung mit seinem Assistenten mit Platzverweisen für Rozgonyi und Lorenz bestraft, was die einzig richtige Entscheidung war. Kurz darauf endete der erste Heimsieg in dieser Saison.

Trotz organisatorischer Pannen, welche die Verantwortlichen bitte nicht jeden Spieltag dem geneigten FCS-Fan zumuten sollten, bleibt die Freude über den ersten Saisonsieg im Ludwigpark. Dieser ist alles andere als unverdient, in der ersten Halbzeit zeigten sich alle Mannschaftsteile souverän und griffen ineinander. Manuel Zeitz war allgegenwärtig und immer hellwach, Nico Zimmermann setzte das Spiel mit gekonnten Pässen in Gang und Velimir Grgic bewies mit starken Balleroberungen seinen Wert für die Mannschaft. Der FCS ist mit diesem Sieg endlich auch zuhause in der Regionalliga angekommen.

Freitag, August 28, 2009

Spiel vier

Das vierte Spiel in der noch jungen Regionalliga-Saison wird nicht zum Schicksalsspiel für Dieter Ferner, das hat der 2:1-Coup in Essen vergangenen Sonntag verhindert. Die Partie gegen Preußen Münster wird dennoch richtungsweisend für den FCS sein.

Der Gegner aus Westfalen ist sicherlich eine der attraktiveren Teilnehmer dieser Regionalligasaison, was wie so oft an der glorreichen Vergangenheit des Klubs liegt, die Jahrzehnte zurückliegt. 1951, also genau ein Jahr vor dem FCS, wurde man Deutscher Vizemeister, 1963 war man Gründungsmitglied der Bundesliga und stieg zusammen mit dem FCS gleich im Premierenjahr wieder ab. Zu diesen Parallelen gesellt sich der lange Niedergang des Profifußballs ins Münster, wobei Münster nach 1964 nie wieder ein Bundesligaspiel sah, der FCS hingegen noch lange zwischen Ober- und Unterhaus pendelte.
Vor der Saison wurde Münster oft als Aufstiegsfavorit benannt. 2008 schloss man als Vierter ab, was gleichzeitig die beste Platzierung einer Nicht-Reserve war, im Jahr zuvor wurde man Meister der Oberliga Westfalen. Dies spricht für die Mannschaft von Roger Schmidt, deren prominentester Neuzugang David Fall ist, der bereits einige Jahre für Paderborn in der 2. Liga kickte. Gestartet ist man in die Saison mit zwei Niederlagen und konnte, ähnlich wie der FCS, erst vergangene Woche einen Befreiungsschlag (4:1 gegen Schalke II) landen.

Mueller

Beim FCS gilt es dort anzusetzen, wo man in Essen aufgehört hat. War vor allem in der Offensive gegen Trier schon deutlich mehr Bewegung zu sehen, so war es erst die Stabilisierung der Abwehr, die in Essen zum Erfolg verhalf. Auch Michael Müller zeigte eine Glanzleistung und erhält gegen Münster den Vorzug vor Enver Marina, der erst einmal in der Saarlandliga Spielpraxis sammeln wird. Nico Zimmermann wird wohl hingegen wieder zum Aufgebot gehören, in dem noch die Namen Dafi, Metin und Bauer fehlen. Im Gegensatz zum morgigen Gegner konnten sich die Stammspieler des FCS im eigenen Verbandspokal schonen, beim 15:0-Sieg über den Kreisligisten Hermann-Röchling-Höhe setzte man auf Ersatzspieler und Akteure des FCS II.

Das vierte Spiel kann die Richtung für die kommenden Wochen vorgeben. Brannte nach dem 0:6 gegen Elversberg schon in vielen Augen der FCS lichterloh, so darf man auch nicht den 2:1-Erfolg in Essen überbewerten. Dieter Ferners Mannschaft muss sich gegen Münster morgen hinten abgeklärt und sicher wie gegen Essen, aber endlich auch etwas treffsicherer zeigen. Dann verlässt man vielleicht schon morgen die Abstiegsränge.

Links zum Spiel:

- Vorbericht sr-online.de
- Saarbrücken lockt (preussenfieber.de)

Dienstag, August 25, 2009

Zwei wichtige Ereignisse

In der vergangenen Woche zeigten sich die altbekannten Mechanismen, die den 1. FC Saarbrücken seit mehreren Dekaden beherrschen. Die sportliche Leistung zu Saisonbeginn entsprach keineswegs der allgemeinen Erwartung, ungeachtet dessen, dass dem Verein das schwerstmögliche Auftaktprogramm zugedacht wurde, und im Umfeld und der Boulevardpresse wurden erste Rufe nach Konsequenzen laut. Dass es nun ruhiger werden könnte, liegt an zwei fast symbolischen Ereignissen.

Erst einmal muss man die heilende Wirkung des Sieges in Essen nennen. Marcel Rozgonyis Einschätzung einer "taktischen Meisterleistung" wurde vom Kicker Sportmagazin zwar milde belächelt, allerdings ist es der Mannschaft gelungen erstmals in dieser Saison mehr Torschüsse abzuwehren als Tore zu kassieren. Das liegt an der Leistungssteigerung von Michael Müller, der mehrere hochkarätige Chancen vereitelte, das liegt aber auch an der Umstellung der Abwehr, die mit Zydko etwas sicherer geworden ist.
So gelang den Blau-Schwarzen in Essen ähnliches wie Trier im Ludwigspark: die Chancen, die man hatte, wurden auch konsequent genutzt und der Gegner zu Fehlern gezwungen. Für diejenigen, die schon beim vergangenen Heimspiel eine Leistungssteigerung erkannten, ist der Sieg in Essen bestätigend und beruhigend, da es die 0:6-Niederlage in Neunkirchen relativiert. Für andere ist der Sieg vielleicht ein Zeichen oder Wunder.

Fcs2 001

Wie ein Wunder wirkt auf jeden Fall das zweite Ereignis von wichtiger Bedeutung für den 1. FC Saarbrücken. Eine Stunde nachdem in Essen angepfiffen wurde trat die U23 des FCS zum Kräftemessen mit Hertha Wiesbach an. Zwischen den Pfosten stand dabei nicht etwa Jan Tjaden, sondern Enver Marina, der zuletzt beim 2:0-Derbysieg über Homburg im November das blau-schwarze Trikot anziehen durfte. Der lange verletzte Routinier machte dabei eine recht gute Figur, bewies seine Stärke in der Strafraumbeherrschung und im Zusammenspiel mit der Abwehr. Der FCS II gewann letztlich knapp mit 1:0 und die Chancen, dass Enver Marina vielleicht bald wieder für die erste Mannschaft zwischen den Pfosten steht, scheinen so hoch wie lange nicht. Sosehr die Leistung von Müller in Essen für die Freiburger Leihgabe spricht, so wünscht man sich doch nichts sehnlicher als die Rückkehr des Mannes, der vergangenes Jahr in 15 Spielen gerade einmal acht Gegentreffer bekam.

Mit diesen beiden Ereignissen kann man keine Euphorie begründen. Sie vermitteln jedoch innerlich das tief befriedigende Gefühl, dass selbst unverhofftes niemals unmöglich sein wird und dass der FCS nun wirklich in der Regionalliga angekommen ist. Und dass es auch dort nicht nur bei Tiefen bleiben wird.

Samstag, August 22, 2009

Undankbare Aufgabe im Ruhrgebiet

Es könnte in den kommenden Tagen recht turbulent im Sportfeld werden, sollte der 1. FC Saarbrücken unter Trainer Dieter Ferner nicht endlich den erlösenden ersten Saisonsieg einfahren. Die undankbare Aufgabe, welche die "Molschder" morgen in Essen zu bewältigen haben, verleiht eher den Kritikern als den Spielern Flügel.

Vor allem die Saarlandausgabe der BILD-Zeitung sorgt mit Spekulationen für Unruhe im Umfeld des 1. FC Saarbrücken. Dort zitierte man Horst Hinschberger am 21.08. mit diesen Worten:

"Wir stellen im Moment nichts und niemanden in Frage, haben vor Saisonbeginn gesagt, dass wir uns vier Spiele Zeit geben. Dann soll sich der Trainer erklären. Aber auch erst dann."

Hieraus interpretiert Daniel Fischer eine Galgenfrist für Dieter Ferner. Das mag begründet sein, allerdings ist es nicht mehr als eine Mutmaßung eines Journalisten. Dass Fischers Interpretation nicht einmal die allerbeste ist, zeigt sich an dessen Befürchtung, dass die "Galgenfrist", die er im Artikel herausstellt, nur zwei Tage vor Schließung des Transferfensters ende und vereinslose Spieler nicht unbedingt eine Hilfe für einen "kriselnden Club" darstellten.
Tatsächlich vergisst Fischer die oft praktizierte Methode, einen Vertrag mit einem ausgemusterten Spieler aufzulösen, sodass dieser als Vereinsloser während der Saison zu einem neuen Arbeitgeber wechseln kann. Auch stellt sich Daniel Fischer nicht einmal die Frage, woher das Geld für weitere Verstärkungen kommen soll. Eine Geldstrafe aufgrund der jüngsten Ereignisse beim Spiel in Neunkirchen dürfte eine zusätzliche Belastung des Budgets darstellen.

Wichtiger als alle Gedankenspiele, die ledeglich Verwirrung stiften und die vorhandene Unruhe verstärken, ist die Partie in Essen. Man sollte sich nämlich keineswegs dem Gedanken hingeben, der FCS sei morgen chancenlos.

Rot-Weiss Essen ist keineswegs befriedigend in die neue Saison gestartet. Einem 2:0-Heimsieg über die U23 des 1. FC Kaiserslautern folgte eine knappe Niederlage beim Rekordspiel (16.492 Zuschauer) in Gelsenkirchen, welche zumindest im Fanlager für Verstimmung gesorgt hat. Damit steht nicht nur der FCS unter Zugzwang, sondern auch Thomas Strunz und Uwe Erkenbrecher, die mit ihrer Mannschaft als Favorit auf den Aufstieg gelten wollen. Für dieses Ziel hatte man sich vor Saisonbeginn im Südwesten der Liga umgesehen und drei Spieler des Vorjahreszweiten aus Kaiserslautern, sowie Holger Lemke und Denny Herzig von der SV Elversberg unter Vertrag genommen. Alles andere als ein Sieg würde man in Essen als Enttäuschung auffassen.

Dennoch: der FCS ist nicht ohne Chance im Duell der Traditionsvereine. Man wird zwar weiterhin auf die wichtigen Stützen in der Defensive, Dafi und Marina, verzichten müssen, allerdings hat die Abwehr im Trier-Spiel schon einen weit stabileren Eindruck als in Neunkirchen vermittelt, was vor allem Alexander Otto und Marcus Mann zu verdanken war. Auch in der Offensive waren Ansätze zu erkennen, auf denen die Mannschaft in Essen aufbauen kann. Während man gegen Elversberg keinen einzigen Torschuss herausspielte, hatte man gegen Trier vor allem in der zweiten Halbzeit eine Vielzahl von guten Torgelegenheiten. Daran muss man auch dann anknüpfen, sollten die angeschlagenen Grgic und Zimmermann nicht bis zum Anpfiff genesen.

Für den FCS ist es vor allem die Chance zu einem ersten Befreiungsschlag. Sollte auch diese nicht genutzt werden, ist es unvermeidbar, dass man sich seitens des Vereins Gedanken über personelle Konsequenzen macht, allerdings sollte man auch dann noch berückrichtigen, was für eine undankbare Aufgabe dem FCS mit diesem Auftaktprogramm zugedacht wurde.

Links zum Spiel:

- Im Schatten der Tribüne (RWE-Blog)
- Vorbericht Rot-Weiss Essen
- Vorbericht SR-online.de

Mittwoch, August 19, 2009

Fast vier Jahre

Sollte morgen, wie erwartet, das Urteil gegen vier ehemalige Ordnungskräfte gefällt werden, so wird unter die Ereignisse vom 6. November 2005 damit nach langen Jahren des Wartens ein Schlussstrich gezogen. Damals erlebte der Verein eines der dunkelsten Kapitel, was die Kommunikation zwischen Vereinsoffiziellen und normalen Fans anbelangt.



An jenem Tage saß ich zu Spielbeginn auf der Vortribüne der Gegengerade. Anders als bei den vorherigen Spielen befand ich mich nicht im E-Block, der erst seit kurzem den Beinamen "Virage Est" trug. Das lag einerseits an der Enttäuschung über die sportliche Talfahrt, dem überstürzten Rauswurf von Horst Ehrmantraut, aber speziell an diesem Tage auch daran, dass ich mir das Spiel mit meinen Eltern ansehen wollte. So kam es, dass ich diesmal von den Sitzplätzen mitansehen musste, wie sich ein desolater FCS von abgeklärten Rostockern vorführen ließ.
Ich war schon von Spielbeginn an verwundert darüber, dass man aus dem E-Block weder akustisch noch optisch ein Anzeichen von Leben vernehmen konnte, schob das aber auf einen möglichen Protest, wie er schon beim 1:1-Unentschieden gegen Burghausen zu sehen war. Auch schob ich es auf den allgemeinen Unmut, den die drohende Niederlage gegen die Hansa-Kicker verursachte, als Menschenströme während der ersten Halbzeit den D-Block verließen.
Nach Ende des ersten Durchgangs wollte ich dann doch genauer wissen, was vor sich ging, und verließ den Tribünenplatz, um kurz den E-Block zu besuchen. Als ich ankam, hatten sich schon verschiedenste Fans aus D- und E-Block vor der Saarlandhalle versammelt, die fassungslos über das berichteten, was vor Spielbeginn in der Virage Est passiert war. Ein vereinskritisches Plakat mit den Worte "Gegen das Söldnerpack" sollte auf Geheiß des Vereins entfernt werden, daraufhin gingen Ordner mit äußerster Brutalität auf Fans los, die keinerlei Gewaltbereitschaft gezeigt hatten. Kritische, mündige Fans wurden mit Knüppel und Fäusten von Ordnern attackiert.

Was in der zweiten Halbzeit folgte, sind wohl Szenen, die ich für mein Leben nicht vergessen werde. Fans unterschiedlichster Coleur vereinigten sich zu einer spontanen Demonstration, die zuerst zum F-Block führte. Dort hatte der Ordnungsdienst nun versucht die Situation auf eine ganz eigentümliche Weise zu lösen: man sperrte die Besucher des F-Blocks ein. Dieses seltsam anmutende Bild provozierte bei einigen Zuschauern noch größeren Unmut, da diese nun über den Zaun ins Freie kletterten und sich der spontanen Demonstration anschlossen. Dabei entdeckte ich von Zeit zu Zeit stets zivile Polizeibeamte inmitten des Pulks. Trotzdem schien die Situation fest in der Hand der FCS-Fans, die mit Gesängen und vereinzelten Bengalos von außerhalb des Stadions auf sich aufmerksam machten. Irgendwann, als ich am Zaun des A-Blocks stand, fiel der Anschlusstreffer durch Yilmaz Örtülü, was die Menge, wie auch mich, spürbar kalt ließ.
Im A-Block sollte sich die Spontandemonstration am Ende des Spiels sammeln, um dort trotz des Versuchs der Zensur am Ende das geplante Plakat zum Söldnerpack doch noch zu präsentieren, ein Plakat als Zugabe benutzte dabei noch drastischere Worte. Fast seltsam mutete es am Ende an, dass sich selbst Gästefans aus Rostock mit den Saarbrücker Demonstranten solidarisierten und gemeinsam noch weit nach Abpfiff sangen.

Was folgten waren Fantreffen ohne Vereinsoffizielle, ein recht großes Medienecho für ein Fanthema, Entschuldigungen und Rechtfertigungsversuche der Vereinsspitze, eine weitere Demonstration und letztlich der sportliche Abstieg. Auch aufrüttelnde Plakate und die breite Protestwelle konnten dies nicht verhindern.

Der lange Rattenschwanz, den Rostock nach sich zog, scheint mit dem morgigen Urteil ein Ende zu finden, auch wenn die Folgen andauern. Für zukünftige Generationen von Vereinsoffiziellen kann dies nur ein warnendes Beispiel sein, dass die Meinungsfreiheit ein wichtiges Gut darstellt und man gerade die Kritik der Fanbasis ernst nehmen sollte, auch wenn sie selten bequem sein wird. Worte haben noch immer ihren Weg gefunden, egal wie viele Knüppel man ihnen zwischen die Beine werfen wollte.

Links zum Thema:

- FCS-Prügelordner geständig (SR-online.de)
- DDR-Revival-Party im Park! (ludwigspark.de-Blog)

Sonntag, August 16, 2009

FCS - Trier 1:3 - Die Analyse

DAS DRUMHERUM

Die Voraussetzungen:


So richtig verdaut hatte noch kein FCS-Fan die schmerzliche Niederlage der Vorwoche, da kam schon Trier in den Ludwigspark reingeschneit. Diese hatten am 1. Spieltag einen moralischen 2:2-Sieg in Unterzahl zu verbuchen. Für beide Mannschaften und Vereinsanhänger also auch fernab des Derbycharakters beste Voraussetzungen für ein interessantes Spiel. Die einjährige Pause dieses Spiels sollte nicht vergessen werden.

5 von 5 Punkten

Das Wetter:

Immernoch sommerlich und trocken, bestes Fußballwetter.

5 von 5 Punkten

Das Heimpublikum:

Optisch präsentierte sich der Ludwigspark gut gefüllt, warscheinlich wäre bei einem Sieg in der Vorwoche sogar noch Potenzial nach oben gewesen. Auf Heimseite präsentierte man neben lautem, teilweise tribünenübergreifenden Gesang das übliche Repertoire an Schlachtrufen. In Phasen der Trierer Führung verstummte man leicht, allerdings war man nach dem Anschlusstreffer wieder hellwach und unterstützte pausenlos. Neben den altgedienten Schmähgesängen gegen Trier gab es auch einige spielbezogene Spruchbänder.

3 von 5 Punkten

Das Gastpublikum

Ein Teil des Trierer Anhangs sorgte zu Spielbeginn mit Geschossen dafür, dass die Begegnung verspätet angepfiffen wurde. Diese absolut unnötige Aktion wurde zurecht vom restlichen Stadion mit Pfiffen quittiert. In der Folge war man mal ansehnlich laut, mal eher leise und hatte noch eine Mannschaftspackung an Gummipuppen ins Stadion mitgebracht, die mit einem Spruchband begleitet wohl an den Heimanhang gerichtet waren.

2 von 5 Punkten

DAS SPIEL:

Die erste Halbzeit:


Bedacht jegliche Fehler zu vermeiden traten beide Mannschaften zu Beginn eher defensiv auf. Während Trier mit langen Bällen die Elversberger Taktik der Vorwoche zu kopieren versuchte, hielt der FCS erfolgreicher dagegen und wurde zumeist vor dem gegnerischen Tor mit Abseitspfiffen gestoppt. Irgendwann kam man zu seinen Chancen, zeigte aber im Abschluss die ein oder andere Schwäche. Positiv taten sich im Spiel nach vorne Brückerhoff als dribbelstarker Außenspieler und Grgic als ballerobernder Stürmer hervor. Auf Trierer Seite hatte die beste Chance durch einen Weitschuß bis kurz vor Ende der Halbzeit ein umstrittener Elfmeterpfiff die Gästeführung bescherte.

4 von 10 Punkten

Die zweite Halbzeit:

So schlecht die erste Halbzeit endete, so ging sie auch weiter. Senesie besorgte mit einem Aufsetzer schon früh das 0:2. In der Folge zeigte sich der FCS jedoch entschlossener und angriffslustiger und riss das Spiel an sich. Nachdem Weißmann nach 61 Minuten klasse in Szene gesetzt wurde, schob er den Ball an Torhüter Kronholm vorbei ins Tor. Der Anschlusstreffer und die Einwechslung von Schug belebten den FCS und sorgten für eine Vielzahl von Chancen. Grgic lupfte den Ball alleine vor Kronholm knapp über die Latte, eine Schug-Freistoß scheiterte knapp am Torhüter der Eintracht, sowohl Lerandy als auch Petry verpassten einen scharf hereingezogenen Freistoß und zuletzt scheiterte der eingewechselte Strohmann am starken Eintracht-Schlussmann Kronholm. Dass diese vier Hochkaräter ungenutzt blieben, rächte sich in der Nachspielzeit als der vollkommen auf Offensive ausgerichtete FCS nach einem Konterangriff das dritte Senesie-Tor nach einem Lupfer kassierte. Die zweite Halbzeit hatte in all ihrer Dramatik ein unglückliches Ende gefunden.

9 von 10 Punkten

DIE AKTEURE

Der FCS:


Licht und Schatten wechselten sich im Minutentakt beim FCS ab. Torhüter Müller steht beim 1:3 zu weit vor seinem Kasten, tritt insgesamt jedoch souveräner als in der Vorwoche auf. Sosehr sich die Abwehrleistung steigerte, so auffallend häufig war die Zahl der Stellungsfehler. Otto erledigte von allen Defensivspielern dabei seine Sache am ordentlichsten, Kohlers Leistung lässt auf eine baldige Genesung von Tim Bauer hoffen. Der Arbeitsnachweis des Mittelfeldes zeigt sich in der Vielzahl der erarbeiteten Chancen, die Chancenverwertung des Sturmes war hierbei eher Problem.

2,5 von 5 Punkten

Die Eintracht:

Cleverness zeichnete die Mannschaft von Mario Basler aus, da sie mit den wenigen Mitteln, die sie einsetzte, zum gewünschten Erfolg kam. Man brauchte sich nicht sehr viele Chancen zu erarbeiteten, da man fast alle konsequent ausnutzte, was vor allem auf das Konto des Trierer Antreibers Sahr Senesie geht. Neben ihm kann man Eintracht-Torhüter Kronholm als besten Mann der Gäste bezeichnen, da sie in diesem Vergleich den Unterschied ausmachten. Auflösungserscheinungen in der Trierer Abwehr und fast jegliches Fehlen von Entlastungsangriffen zwischen der 50. und der 90. Minute drücken die Bewertung der Moselkicker.

3 von 5 Punkten

Der Schiedsrichter:

Dr. Drees hatte das Spiel zwar weitestgehend unter Kontrolle, leistete sich aber mit dem Elfmeterpfiff vor dem 0:1 eine Fehlentscheidung, die den Spielverlauf maßgeblich beeinflusste.

2,5 von 5 Punkten

Gesamteindruck:

Ein in der zweiten Hälfte spannendes Derby, bei dem man sich aus FCS-Sicht eigentlich nur über die vielen vergebenen Chancen ärgern kann.

3 von 5 Punkten

ENDERGEBNIS:

39 von 60 Punkten

Donnerstag, August 13, 2009

Panik verhindern

Es ist ein altes Wiedersehen unter ungewohnten Voraussetzungen: der 1. FC Saarbrücken empfängt die Trierer Eintracht zum ersten Heimspiel der neuen Regionalliga-Saison. Es eint die jeweilige Vergangenheit, das Gefühl, in der vergangenen Woche vom Schiedsrichter betrogen worden zu sein, und nicht zuletzt die unausgesprochene Angst davor, dass eine Niederlage Panik im eigenen Lager verbreiten könnte.

An der Mosel hatte man sich den Ligastart gewiss nicht so vorgestellt, wie er vergangene Woche eingetreten ist. Dabei man spätestens seit dem Pokalerfolg gegen Hannover 96 als Favorit auf den Aufstieg, was nicht zuletzt an einem recht prominent besetzten Kader liegt. Schon in der vergangenen Saison konnte man den bundesligaerfahrenen Routinier Markus Anfang und den ehemaligen Junioren-Nationalspieler Sahr Senesie verpflichten, etwas länger dabei ist der namibische Nationalspieler Wilko Risser. Außerdem löste man Anfang der Saison die mal mehr, mal weniger akute Torhüterfrage und konnte sich die Dienste von Kenneth Kronholm sichern. Trainer Mario Basler kann ohne Frage auf einen gut gemischten und stark besetzten Kader zurückgreifen, was man nicht zuletzt auch daran sehen konnte, dass man im Pokal keineswegs einbrach und das Spiel gegen Hannover erst nach 60 Minuten drehte.

Im leichten Gegensatz dazu steht die Undiszipliniertheit und Unkonzentriertheit, mit der die Moselkicker am vergangenen Spieltag gegen Schalke II auftrat. Man vergab viele Chancen gegen den erwartet schwachen Gegner aus dem Ruhrpott, dezimierte sich mit zwei Roten Karten selbst und konnte sich im Endeffekt eher ärgern als glücklich schätzen, dass es nur zum Ausgleich gereicht hat, in einer Partie, in der man lange Zeit das Geschehen dominierte. Auch Trainer Basler hatte sich nicht im Griff und musste während des Spiels auf die Tribüne.

Ohne die gesperrten Lacroix und Fernandes reist Trier nun zu einem Gegner, den ganz eigene Probleme plagen. Beim FCS waren die Reaktionen auf die Niederlage im Fanlager eher milde, auch wenn erste zwielichtige Gestalten bereits Gerüchte streuten, Dieter Ferne stehe bereits intern auf der Abschussliste.
Dieser sprach unter der Woche von einer "Hinrichtung" und wird auch den Spielern eingeschärft haben, wie unwürdig die Vorstellung im Ellenfeld der eines Regionalligisten war. Klar ist auch, dass eine weitere Vorführung dieser Art nicht ohne Konsequenzen bleiben wird, vor allem wird seitens der Fans bemängelt, dass der Sturm für die Regionalliga zu dünn besetzt sei. Michael Petrys Einsatz bleibt fraglich wie der von Tim Bauer und Dieter Ferner muss sich die Frage stellen, ob er wieder nur mit einer Spitze beginnt oder welches Sturmduo er ins Rennen schickt. Verzichten muss der FCS jedenfalls auf die Verletzten Metin, Dafi und Marina.

In Anbetracht der Faktion ist Trier sowohl Favorit als auch der FCS mächtig unter Druck, will er sich keinen kompletten Fehlstart in die Saison erlauben. Was ihm in dieser Situation zugute kommen könnte, sind die beiden Ausfälle auf Trierer Seite, sowie die Rolle als Außenseiter, in der das Gespann Basler/Fuchs den Tabellenletzten unterschätzen könnte. Eine frühe Panik im Umfeld kann der FCS allerdings nur dann verhindern, indem er nicht den planlosen Angsthasenfußball von Neunkirchen wiederholt.

Links zum Spiel:

- Vorbericht FCS
- Vorbericht Eintracht Trier
- Vorbericht SR-online

Dienstag, August 11, 2009

Der 500. Beitrag

Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass mich keine Niederlage in den vergangenen Jahren so geschockt hat, wie das 0:6-Debakel in Neunkirchen. Ich habe erlebt, wie der FCS von Offenbach zerlegt wurde (2006), war dabei, als man sich in Pirmasens blamierte (2007) und in beiden Jahren stieg man ab, aber das alles reicht nicht an das Spiel vom letzten Freitag heran. Und einen schlechteren Zeitpunkt kann es wohl kaum aus meiner Sicht geben, da wir uns jetzt genau im 500. Beitrag dieses bescheidenen Weblogs befinden. Aber wer den FCS-Fan kennt, weiß auch, dass dieser gut in Erinnerungen schwelgen kann. Und für diesen Beitrag bietet sich eigentlich nur diese Therapie mit persönlichen Bestenlisten an.

Meine persönliche Top-Elf:


Tor: Peter Eich
Innenverteidigung: Christian Stuff, Marcel Rozgonyi
Linke Außenbahn defensiv: Sebastian Pelzer
Rechte Außenbahn defensiv: Aimen Demai
Zentrales Mittelfeld: Karsten Hutwelker (C), Mustapha Hadji
Linke Außenbahn offensiv: Chadli Amri
Rechte Außenbahn offensiv: Mike Frantz
Sturm: Gunter Thiebaut, Jonathan Jäger

Trainer: Dieter Ferner

Ersatzbank: Enver Marina (Tor), Echendu Adiele, Yannick Dekoun, Christian Weber, Nabil Dafi, Manfred Bender, Gernot Plassnegger, Sambo Choji, Gregory Strohmann

Bestes Trikot:


Trikot00
Heimtrikot 2000/2001 (Foto: www.saarbrueckentrikot.de)

Die Vereinsfarben in breiten Streifen und ein Sponsorenschriftzug, der auch farblich harmoniert. Zudem mein erstes Fantrikot.

Das beste Heimspiel:

1. FC Saarbrücken - TSV 1860 München 4:1 (2:1) - 07.11.2004

Ein Höhepunkt der Hinrunde 2004/2005. Zwei frühe Tore bringen den Ludwigspark zum Toben, ein sehenswerter Anschlusstreffer der Münchner Löwen erzeugt so etwas wie Spannung und am Ende macht eine geniale Eckballvariante den Sieg über den damaligen Bundesligaabsteiger klar.

Das beste Auswärtsspiel:

Sportfreunde Siegen - 1. FC Saarbrücken 0:4 (0:1) - 03.02.2006

Kurz vor der Eröffnung dieses Weblogs deklassierte ein totgesagter FCS bei winterlichen Zuständen den Abstiegskonkurrenten aus dem Siegerland im eigenen Stadion. Gleich zweimal wurde der heutige Elversberger Schlussmann Masic von Hebertoren düpiert, zuerst war es Demai zur 4:0-Führung, danach war es Jonathan Jäger, der gleich mit seinem ersten Treffer in blau-schwarz in die Auswahl zum "Tor der Woche" in der Sportschau kam. Zugleich war es der erste Auswärtssieg, den ich in einem Ligaspiel erleben durfte.

Die drei besten Tore:

Platz 1:
Henrich Bencik zum 4:1 gegen Dresden (2005)

Auch wenn der Abschluss dieses Treffers relativ unspektakulär war, umso genialer war die Vorbereitung. Ein langer Abschlag von Eich wird von Nehrbauer zur Seite geköpft, von dort aus wird die gesamte Dresdener Hintermannschaft überrumpelt und in der Mitte darf Bencik nach einem Abwehrpatzer einlochen. Ein vergessener Geniestreich.

Platz 2:
Mike Frantz zum 3:1 in Trier (2008)

Torhüter, die kurz vor Schluss nach vorne stürmen, können zum Helden oder zum Deppen werden, aber manchmal haben sie einfach das Glück, dass ein leeres Tor aus 50-60 Metern Entfernung eben auch nicht allzu leicht zu treffen ist. Mike Frantz machte es ganz clever und schickte Trier-Schlussmann Schneider auf eine Verfolgungsjagd mit dem Ball. Schneider verlor und Saarbrücken jubelte.

Platz 3:
Faysal El Idrissi zum 2:0 gegen Eschborn (2003)

Ein Zauberer sollte niemals den gleichen Trick zweimal vor ein- und demselben Publikum aufführen. El Idrissi hatte sein Pulver eigentlich verschossen, als er einen Freistoß verwandelte, welcher nicht als Treffer anerkannt wurde, da Schiedsrichter Knut Kircher diesen als indirekt angezeigt hatte. Als kurze Zeit später an der gleichen Stelle wie zuvor der FCS einen Freistoß, diesmal direkt, zugesprochen bekam, brach El Idrissi die alte Magier-Regel und zirkelte den Ball zum diesmal gültigen 2:0 ins Tor.

Der beste Fangesang:

Aux armes!
Aux armes!
Nous sommes les sarrebruquois
Et nous allons gagner
Allez Saarbrücken!

Wer gegenüber skeptisch gegenüber französischem Liedgut im Ludwigspark ist, dem sei gesagt, dass deutschsprachige Versionen von "Aux Armes" niemals das Gänsehaut-Gefühl des Originals geben kann. Ich habe es jedenfalls immer, wenn dieser Wechselgesang angestimmt wird.


Das war die äußerst subjektive Zusammenstellung meiner persönlichen Bestenlisten zum 500. Beitrag in diesem Blog, der mal ausnahmsweise überaus positiv gefärbt sein darf, da es schließlich auch trist wäre, sich ewig an der Niederlage vom letzten Freitag aufzuhalten. Immerhin geht es schon diesen Freitag zum nächsten schwierigen Spiel gegen Trier. Das beste Fanmagazin, bis zum Erscheinen von "Saturday's Heroes", gibt es dann natürlich auch wieder.

Samstag, August 08, 2009

Sich heute noch ärgern - unbezahlbar

Wenn man der Partie Elversberg - Saarbrücken überhaupt einen positiven Aspekt abgewinnen möchte: die Anwesenden haben ihrem Fanleben eine mehr als einzigartige und interessante Erfahrung hinzugefügt. Und die Spieler eine Lehrstunde erhalten. Aber das war es dann auch schon.

Elversberg09 001

Knapp 7000 Zuschauer hatten sich in das eigentlich wunderbare Ellenfeldstadion eingefunden, welches neuerdings eher unhübsche Netze hinter beiden Toren ziert. Folglich hielt sich hinter diesen Bereichen fast niemand in den Blöcken auf, der Saarbrücker Anhang zog in die Ecke neben der Haupttribüne. Zu diesem Zeitpunkt war die Stimmung noch recht heiter, wenn auch leicht angespannt.
Mit nur einer nominellen Spitze, Neuzugang Velimir Grgic, ging Dieter Ferner ins Spiel, der auf eine Reihe von Spielern und Stammkräften verzichten musste. Ohne Bauer und Zydko mussten sich auf den beiden Außenpositionen in der Viererabwehrkette Lerandy und Kohler versuchen, das Tor hütete Marina-Ersatz Müller. Elversberg konnte hingegen aus dem Vollen schöpfen.

Elversberg09 007

Der Beginn des eigentlichen Dramas, was sich abspielen sollte, begann auf die Minute genau mit dem Anpfiff. Der FCS wirkte von Beginn an unsicher, während Elversberg auf kontrollierte Offensive setzte. Früh schaltete sich auch der ehemalige Bundesliga-Schiedsrichter Stefan Trautmann in das Geschehen ein, sprach mit eindeutigen Gesten scharfe Ermahnungen aus und Pfiff viele Aktionen ab. So war es auch ein Freistoß, der nach sieben Minuten die Saarbrücker Abwehr verwirrte und Ex-Homburger Andreas Haas das 1:0 vorbereitete. Sichtlich geschockt, aber keineswegs entmutigt zeigte sich der Saarbrücker Anhang, während sie Spieler in blau-schwarz keine geeigneten Mittel fanden, um ins Spiel zu kommen. Wenn Gefahr entwickelt wurde, dann ledeglich über Standardsituationen.
Nach 27 Minuten unterlief Kapitän Marcel Rozgonyi ein folgenschwerer Abwehrfehler, Nebenmann Berrafato hatte in der Mitte den Elversberger Willmann vergessen und dieser schoss zum frühen 2:0 für die Heimmanschaft im fremden Stadion ein.
In der Folge geriet Schiedsrichter Strautmann zunehmend in den Blickpunkt. Die Linie des Unparteiischen zeigte sich als zu inkonsequent, nach wortreichen Ermahnungen für Allerweltsfouls ging er irgendwann zum Zeigen Gelber Karten über, was sich wohl als verfrüht herausstellte, da bei späteren, vergleichbaren Fouls nur noch das Mittel der mündlichen Ermahnung genutzt wurde. Zusammen mit schauspielerischen und provokanten Einlagen von Thomas Klasen spürte man erstmals, wie dieses Spiel aus dem Ruder zu laufen drohte.
Es war die 31. Spielminute gespielt, als eine harmlos anmutende Eckballsituation vor dem Saarbrücker Tor mit einem Pfiff und dem Zeigen auf den Elfmeterpunkt beendet wurde. Michael Müller sollte der Übeltäter gewesen sein, kassierte zum allgemeinen Unverständnis die Gelbe Karte und Cem Islamoglu verwandelte den Strafstoß zur 3:0-Führung für Elversberg. Erstmals ergoss sich die Wut der Saarbrücker Zuschauer in Gegenständen, die auf den Platz flogen, später sollte sich herausstellen, dass der schlecht postierte Unparteiische Trautmann den falschen Mann und nicht dem richtigen Marcus Mann verwarnte. Mit dieser Entscheidung, die weder halb noch ganz zutraf, lud sich der volle Unmut der Zuschauer auf den Referee.
Völlig bedient gingen alle Beteiligten mit FCS-Zugehörigkeit in die Pause.

Nach dem Seitenwechsel nahm Ferner die desaströs schwachen Schug und Weißmann vom Platz, brachte mit Strohmann und Mozain zwei Offensivkräfte. Dennoch blieb es dabei, Saarbrücken gab Elversberg mit einem katastrophalen Zweikampfverhalten den nötigen Raum, den diese auch nutzten. Beispielhaft das vierte Tor: Berrafato spielte einen schlechten Pass in die Beine von Schiedsrichter Trautmann, der nicht zum Ball sah und diesen genau vor die Füße der Heimmannschaft ablenkte, welche nur noch den Konter vollenden musste. Kurz darauf entglitt Trautmann das Spiel endgültig, als Grgic im Elversberger Strafraum leicht gehalten wurde und fiel. Wäre die diplomatische Variante, welche die Gemüter abgekühlt hätte, zu diesem Zeitpunkt ein Strafstoß gewesen und die salomonische, einfach das Spiel weiterlaufen zu lassen, da Grgic desöfteren leicht theatralisch hinfiel, so entschied der Schiedsrichter hier auf Schwalbe und Gelb. Das war die schlechteste aller Varianten, da nun das Spiel nun aufgrund unzähliger Feuerzeuge, die auf den Platz flogen, unterbrochen werden musste.

Elversberg09 011

Während viele Fans das Stadion schon verlassen hatten, der Support eingestellt wurde und die meisten nicht mehr ihren Augen trauten, wurde ein Teil des Zaunes zerstört und der Ordnungsdienst rückte an. Lautsprecherdurchsagen, die mittels einer äußerst schlechten Beschallungsanlage zerhackt und unvollständig im Block ankamen, heizten die feindselige Atmosphäre eher auf, als zu deeskalieren. Ob die Ordner nun Furcht vor dem Gästeanhang hatten oder ob es wirklich Besonnenheit war, lässt sich nicht sagen, jedenfalls verhielt sich der Sicherheitsdienst zu diesem Zeitpunkt völlig richtig und versuchte sich nicht mittels roher Gewalt Gehör zu verschaffen und nahm auch Fans, die in den Innenraum gelangten, zur Seite, ohne Knüppel oder Schläge einzusetzen.
Zur leichten Verwunderung aller Beteiligten ging es bei einsetzender Dunkelheit dann irgendwann weiter, ohne dass sich die Stimmung wirklich beruhigt hatte. Der Himmel färbte sich schwärzer, während der Auftritt des FCS rabenschwarz blieb.

Das 5:0 von Willmann fiel nach einem langen Abschlag des Elversberger Schlussmanns Masic, Abwehr und Torhüter ließen Ball und Stürmer gewähren. Eine Viertelstunde vor dem Ende gelang Willmann per Fernschuss sein dritter Treffer an diesem Tage und selbst aus dem Block der Elversberger war zu diesem Zeitpunkt nun Gesang zu hören, während im Gästeblock entsetztes Schweigen mit Pöbeleien gegen den Schiedsrichter vermengt wurden. Zu groß die Frustration, der Ärger, ob über Schiedsrichter, Mannschaft oder Feuerzeugwerfer.
Gegen neun Uhr Ortszeit wurde man vom Abpfiff, dem einzigen Pfiff, mit dem alle Zuschauer einverstanden waren, erlöst. Mannschaft und Trainer kamen noch zum Gästeblock und wurden aufgemuntert, der Schreck stand allen Beteiligten jedoch ins Gesicht geschrieben.

Unabhängig davon, dass der Auftritt des Schiedsrichters Trautmann alles andere als eine gute Werbung für den DFB darstellte, was nicht allein den strittigen Entscheidungen, sondern auch dessen selbstherrlichen und leicht arroganten Art zu verdanken war, bleibt aus FCS-Sicht die Erkenntnis, dass man noch nicht in der Regionalliga angekommen ist. Torwart Müller lässt vieles von der Abgeklärtheit eines Enver Marina vermissen. Die Abwehr stellte keine ernsthafte Bedrohung für Willmann und Haas dar, ob am Boden oder in der Luft. Das Mittelfeld zeigte sich ideenlos, Zeitz versuchte mit trickreichen Kombinationen nach vorne zu stoßen, was bei der Lethargie seiner Nebenleute gründlich danebenging. Zimmermann agierte vor allem bei den Standards viel zu eigensinnig. Der Sturm fand nicht statt.

Diese Art von Fußball ist ärgerlich und sicherlich kein probates Mittel, um nächsten Freitag gegen starke Trierer zu bestehen.

Donnerstag, August 06, 2009

Sich vorher ärgern inklusive

Es gibt Leute, die reden vom mit Spannung erwarteten Kräftemessen der "neuen Nummer eins" gegen die "alte Nummer eins". Sie feiern schon im Vorfeld ein Fußballfest im "wohl schönsten saarländischen Stadion" und propagieren "eine neue Zeitrechnung" für den traditionsreichen 1. FC Saarbrücken.
Und all diese Menschen haben eines gemeinsam:
sie reden so phantasielos daher, weil sie eigentlich Fans keiner der beiden Mannschaften sind.

Dieses im wirklich weitesten Sinne als "Saarderby" zu bezeichnende Spiel konnte schon im Vorfeld mit einigen Überraschungen negativer Art für die Fans des 1. FC Saarbrücken aufwarten. Zunächst wurde das Spiel aus recht durchschaubaren Gründen auf Wunsch der SV Elversberg vom Stadion an der Kaiserlinde ins Neunkircher Ellenfeldstadion verlegt. Mit Topzuschlag kostet eine Sitzplatzkarte stolze 25 Euro und dass man mit einer Tribünenkapazität von 2.308 Plätzen (Neunkirchen) mehr Geld einnimmt als mit einer von knapp 500 Plätzen (Elversberg), weiß jeder Grundschüler. Allerdings hätte man sich seitens der Elversberger die Organisation eines Regionalligaspieltags besser bei einem Oberligisten als bei Grundschülern abgeschaut, da man sonst auch folgendes bedacht hätte:

- da für dieses Spiel die Blockbezeichnungen in Neunkirchen kurzerhand umbenannt wurden, haben einige Saarbrücker bereits Karten für Block 2 erworben, obwohl Block 1 die eigentliche Gästekurve ist. Zur Behebung dieser Nachlässigkeit müssen die Fans vor Ort an einem Infostand ihre Karten umtauschen.
- ermäßigte Tribünenkarten gibt es ledeglich an der Tageskasse zu erwerben, sodass z.B. Familien im Vorverkauf den vollen Preis hätten zahlen müssen, um einen Platz für ihre Kinder zu sichern.
- sollte es vor Ort zu Einlassverzögerungen kommen, lässt sich der Anpfiff schlecht um einige Minuten nach hinten verlegen, da es im Ellenfeld keine Flutlichtanlage gibt.

Ein letztes, besonderes Ärgernis ist zudem noch allein den FCS-Fans vorbehalten. Die "Renovierungsarbeiten" nach DFB-Auflagen hatte auch ein recht stattliches Fangnetz vor der Spieser Kurve zufolge, in der sich die blau-schwarzen Anhänger befinden werden. Indem man sich für ein weißes Netz mit engen Maschen entschieden hat, beschränkt man die Sicht noch mehr als mit dem bekannten Elversberger Fangnetz.

Als FCS-Fan muss man eben leiden, wenn Fußballsaarland sein Spektakel will.

Aus sportlicher Sicht erwartet die Zuschauer ein schwer vorherzusehendes Spiel, da man auf beiden Seiten mit einigen personellen Veränderungen im Gegensatz zum diesjährigen Aufeinandertreffen im Saarlandpokal ins Rennen geht. Einige Schlüsselspieler wie Denny Herzig, Holger Lemke oder Nico Zimmermann, der zum FCS ging, haben die Kaiserlinde verlassen, verstärkt hat man sich in einem Alterspektrum von 20 bis 27 Jahren, wobei der letzte Neuzugang Nikolaos Nakas noch einen Trainingsrückstand besitzt. Das war dann allerdings auch schon der namhafteste Transfer.

Für den FCS sprechen eher die Neuzugänge als die Vorbereitung, die ihre Höhen und Tiefen besaß. Mit Velimir Grgic hat man einen Sturmtank verpflichtet, der gut neben einen Michael Petry passen könnte, zudem hat sich in den vergangenen Testspielen zunehmend die neue Mittelfeldachse der beiden Nicos Zimmermann und Weißmann empfohlen. Der Angriff könnte für den FCS spielentscheidend gegen die meist tief stehenden Elversberger sein, allerdings zeigte sich schon, was zwei individuelle Fehler anrichten können, wenn man die gegnerische Abwehr nicht durchbricht.

Ob die neue Saison nur mit Ärgernissen aus FCS-Sicht beginnt oder trotz aller Schikanen einen glücklichen Auftakt bereithält, wird man morgen Abend sehen.

Quellen und Links:

- Saarbrücker Zeitung vom 06.08.09 - Artikel "FCS-Fans sind sauer auf die SVE Neuzugang bei SVE: Zweitliga-erfahrener Grieche Nakas folgt Ex-Trainer Vasic"
- Vorbericht FCS-HP
- Vorbericht SR-Online.de

Mittwoch, August 05, 2009

Eine Hymne für den FCS

Ein Fanmeeting des 1. FC Saarbrücken bedeutet eine meist muntere Fragerunde, die von Dauerbrennern wie dem Stadionneubau oder der Farbblindheit bei der Auswahl der jährlichen Torwart- und Auswärtstrikots, aber es werden auch Neuigkeiten wie ein Internet-Fernsehen über den Verein angekündigt. Eine dieser neuen Ideen, die beim Treffen vorgestellt wurden, lohnt eine nährere Betrachtung. Das Projekt, das Stadionsprecher Frank Falkenauer ankündigen durfte, enthüllt dabei noch wenig Konkretes, allerdings steht schon fest, dass man sich eines weiteren Musikstückes zu Ehren des Vereins annehmen wird.

Eine Hymne für den FCS, das ist es, was laut Falkenauer noch fehlt, ein Stück Musik, bei dem die Schals "und die Feuerzeuge" in die Höhe gehen und welches ein "Gänsehaut-Feeling" bei den Zuschauern verursacht.
So weit, so groß der Spielraum, den die Fans bei dieser Sache haben sollen, denn diese Hymne, die SR 1 und UnserDing im Namen des 1. FC Saarbrücken finden will, soll in Zusammenarbeit mit denjenigen gesucht werden, die letztlich Woche für Woche im Stadion stehen. Unter der E-Mail-Adresse stadionradio@fc-saarbruecken.de sollen interessierte FCS-Anhänger den kreativen Prozess begleiten und beeinflussen und so am Endergebnis mitwirken. Dabei stehe es noch nicht fest, wann die Fertigstellung erfolgt, welchen musikalischen Stil man einschlagen wird und welcher Band die Aufgabe übertragen wird, das Lied im Studio einzuspielen.

Das Ganze präsentiert sich durchaus als ehrenwert. Nachdem die Fans bisher wenig Mitspracherecht hatten und Bands wie Schaafa Sämpf oder Die Konsorten eher Stimmungslieder für den wöchentlichen Stadionbesuch als Hymnen ablieferten, geht man nun folgerichtig einen anderen Weg, wenn man ein Lied mit völlig anderem Charakter sucht.

Zurück zum Fanmeeting, denn da wurde bereits die erste, allerdings auch zentrale Kritik an diesem Modellversuch genannt: was wird aus dem bisherigen Vereinslied?
Frank Falkenauer beantwortete die Kritik damit, dass man zwar keineswegs dieses traditionsreiche Stück, an dem auch Dieter Thomas Heck mitwirkte, aus dem Ludwigspark drängen wolle, allerdings fehle diesem Lied der hymnenhafte Charakter.

Und das stimmt sogar fast.

Denn das eigentliche Problem des offiziellen Vereinsliedes "F-F-FCS" ist nicht etwa der schlagerhafte Klang, es ist der allgemeine Umgang der Stadionbesucher mit dem traditionellen Liedgut des Vereins. Parallel zur Stimmungsdiskussion, die lange vor dem Block-Schisma in D-Block und Virage Est bereits zum Inhalt hatte, dass der Nachwuchs in der Kurve die Initiative zu selten ergreift. Dies lässt sich daran erkennen, dass beim Abspielen des Vereinsliedes kaum in den Fanblöcken, geschweige denn den neutralen Blöcken, kaum jemand die Zeilen "Wir sind vom FCS // Blau-Schwarz ist unser Dress..." mitträgt. Ob es nun an mangelnder Textkenntnis liegt oder ob es den Leuten peinlich ist, mitzusingen (und das wäre in der Tat sehr peinlich) lässt sich dabei schwer sagen. Tatsache ist jedoch, dass im Ludwigspark an der Stelle, wo in anderen Stadien der Republik mit Stolz und Ehrfurcht gesungen wird, die Masse schweigt.

Etwas anders sieht die Sache mit dem Leergut-Evergreen "Wir kommen wieder" aus, der in der Tat diesen balladenhaftigen Charakter besitzt, der laut Falkenauer eine Hymne ausmacht. Doch tatsächlich ist auch er nicht unschuldig daran, dass dieses Lied den jüngeren Fans geradezu unbekannt ist. Jahrelang wartete man vergebens darauf, dass dieses Lied, welches wie kein anderes den Geist des 1. FC Saarbrücken und seiner Fans eingefangen hat und einfach zeitlos ist, im Programm des Stadionradios auftauchte. Man setzte lieber auf schmerzvoll angeberische Texte wie "In der 2. Liga Deutscher Meister" und sorgte damit beim Fannachwuchs entweder für Geschmacksverirrungen oder der reflexartigen Ablehnungen aller Fansongversuche.

Das Modellprojekt des Stadionradios in Kooperation mit SR 1 und UnserDing kann dabei nur die Hilfe der Fans allzu gut vertragen. Hierbei sollte man dennoch darauf achten, dass man nicht nur auf Rückmeldungen per E-Mail wartet, sondern auch gezielt die Fans im Stadion anspricht und ihnen vor Ort Chancen einräumt, sich an der Findung einer Hymne zu beteiligen. Dies sollte organisierten wie unorganisierten Anhängern in gleicher Weise zugestanden und zum Schluss nach demokratischen Prinzipien abgesegnet werden.
Bis das Ganze fertiggestellt ist, könnte man sich den vorhandenen Dingen widmen.

Und vergesst nicht den Text zu lernen!

Sonntag, August 02, 2009

Alle Jahre wieder - die Euphorie vor dem Saisonstart

Der Saisonstart ist für den 1. FC Saarbrücken noch fünf Tage entfernt, das letzte Vorbereitungsspiel steht heute gegen den SC Freiburg II auf den Programm, die letzten Handlungen auf dem Transfermarkt sind abgeschlossen und das Phänomen "Euphorie" hat seit dem Spiel gegen Schalke endgültigen Einzug in den Ludwigspark erhalten. Das ist erst einmal gut, übertreiben sollte man das Ganze jedoch nicht.

Auch wenn man es Jahr für Jahr zu vergessen scheint: die Euphorie kommt pünktlich zu Saisonbeginn hervor, unabhängig von der Endplatzierung der vorherigen Spielzeit oder der allgemeinen Frustration im FCS-Umfeld. Grob lässt sich diese plötzliche Stimmungsschwankung als der allgemeine Gedanke aller FCS-Fans, ja allgegenwärtige FCS-Gedanke umschreiben, dass man irgendwann doch wieder nach oben kommen könnte. Als der FCS unter Toppmöller erstmals seit dem Lizenzentzug in die Zweitklassigkeit aufstieg, dauerte es nicht lange, da war schon von der Bundesliga die Rede. Gerüchte über prominente Neuzugänge wie Thomas Helmer und Ralf Weber, aber ein Testspielerfolge hielten die Stimmung hoch, die in einen starken Saisonbeginn mündeten, in dem man zeitweilig die Aufstiegsplätze enterte. Später kam Reutlingen, Toppmöller ging und der FCS spielte die Runde mit Thomas von Heesen zuende. Dass man vor der Katastrophensaison 2001/2002 das Ziel "Meisterschaft" ausgab, erscheint heute wie ein schlechter Witz.

Auch der Autor dieser Zeilen hat sich schon von der ein oder anderen Euphorie im FCS-Land anstecken lassen und wurde später bitter enttäuscht. Da war die Saison 2005/2006, die mit der Verpflichtung des ehemaligen Weltstars und einer ähnlichen Erwartungshaltung wie 2001/2002 begann. Im Jahr darauf gab ich sogar an dieser Stelle eine Prognose ab, dass die Aufstiegschancen des FCS bei 80% lägen, was ich damals für angemessen und realistisch hielt, schließlich gab es in der Regionalliga Süd scheinbar keine ernsthafte Konkurrenz außer Hoffenheim und Wehen. Die Abstiegswarscheinlichkeit hätte ich damals wohl bei 5% gesehen.

Was lässt sich in der heutigen Situation zu falscher und richtiger Euphorie sagen, wenn der Verein zwar aufgestiegen ist, aber eigentlich immer noch in der Halbvergessenheit Fußballdeutschlands hängt?

Der fatale Aspekt der Euphorie ist die an sie geknüpfte Erwartungshaltung. Wie Euphorie oft als "Hochgefühl" beschrieben wird, so kann man die einhergehenden Erwartungen an die Mannschaft als hochmütig bezeichnen. So wunderte es kaum, als der D-Block nach einer halbstündigen gelungenen Vorstellung gegen Schalke 04 Sprechchöre wie "Erste Liga! Keiner weiß warum!" von sich gab und insgeheim viele FCS-Fans schon das böse Wort "Durchmarsch" in ihren Kopf ließen. Dieses Urteil nach einer unglücklichen Testspielniederlage gegen einen Bundeslisigten zu fällen ist nicht nur naiv, sondern auch gefährlich.

Das Beste aus der Euphorie wird der FCS in diesem Falle mitnehmen, wenn er sich nicht an der Erwartungshaltung seiner Anhänger messen lassen muss, sondern an seiner Leistung gegen die Mannschaften der Regionalliga West. Und hier beginnt der FCS in der Hierarchie erst einmal unten, da man selbst nur ein Aufsteiger ist.
Der Fan kann in dieser Situation nicht mehr und nicht weniger als den Druck, der von zu hohen Erwartungen verursacht ist, einfach fallen zu lassen und stattdessen die anderen Aspekte der Euphorie mitzunehmen. Gerade bei den ersten vier Spielen der Saison, die allesamt gegen lokale Konkurrenten oder Traditionsvereine stattfinden, bietet sich hier die beste Gelegenheit, viel Potenzial auszuschöpfen. Man kann versuchen Freunde und Bekannte zu überreden, einfach mal "zum Eff-Zeh" mitzukommen, man kann den notorischen Grantler und "Ich-gehn-die-schunn-lang-nimmé-gugge!"-Sager zu einem Neustart animieren und man sollte dem FCS einfach einmal Unterstützung zukommen lassen, egal ob es auf der Anzeigetafel 1:0 oder 0:1 steht.

Nur zu unterstützen, wenn man die Liga dominiert, wird doch auf Dauer langweilig. Und die Bundesliga erreicht man sicher nicht dadurch, indem man jedes Jahr von ihr redet, aber den Verein dann im Stich lässt, wenn er nicht so spielt, wie man es sich vorgestellt hat.