Wenn man der Partie Elversberg - Saarbrücken überhaupt einen positiven Aspekt abgewinnen möchte: die Anwesenden haben ihrem Fanleben eine mehr als einzigartige und interessante Erfahrung hinzugefügt. Und die Spieler eine Lehrstunde erhalten. Aber das war es dann auch schon.
Knapp 7000 Zuschauer hatten sich in das eigentlich wunderbare Ellenfeldstadion eingefunden, welches neuerdings eher unhübsche Netze hinter beiden Toren ziert. Folglich hielt sich hinter diesen Bereichen fast niemand in den Blöcken auf, der Saarbrücker Anhang zog in die Ecke neben der Haupttribüne. Zu diesem Zeitpunkt war die Stimmung noch recht heiter, wenn auch leicht angespannt.
Mit nur einer nominellen Spitze, Neuzugang Velimir Grgic, ging Dieter Ferner ins Spiel, der auf eine Reihe von Spielern und Stammkräften verzichten musste. Ohne Bauer und Zydko mussten sich auf den beiden Außenpositionen in der Viererabwehrkette Lerandy und Kohler versuchen, das Tor hütete Marina-Ersatz Müller. Elversberg konnte hingegen aus dem Vollen schöpfen.
Der Beginn des eigentlichen Dramas, was sich abspielen sollte, begann auf die Minute genau mit dem Anpfiff. Der FCS wirkte von Beginn an unsicher, während Elversberg auf kontrollierte Offensive setzte. Früh schaltete sich auch der ehemalige Bundesliga-Schiedsrichter Stefan Trautmann in das Geschehen ein, sprach mit eindeutigen Gesten scharfe Ermahnungen aus und Pfiff viele Aktionen ab. So war es auch ein Freistoß, der nach sieben Minuten die Saarbrücker Abwehr verwirrte und Ex-Homburger Andreas Haas das 1:0 vorbereitete. Sichtlich geschockt, aber keineswegs entmutigt zeigte sich der Saarbrücker Anhang, während sie Spieler in blau-schwarz keine geeigneten Mittel fanden, um ins Spiel zu kommen. Wenn Gefahr entwickelt wurde, dann ledeglich über Standardsituationen.
Nach 27 Minuten unterlief Kapitän Marcel Rozgonyi ein folgenschwerer Abwehrfehler, Nebenmann Berrafato hatte in der Mitte den Elversberger Willmann vergessen und dieser schoss zum frühen 2:0 für die Heimmanschaft im fremden Stadion ein.
In der Folge geriet Schiedsrichter Strautmann zunehmend in den Blickpunkt. Die Linie des Unparteiischen zeigte sich als zu inkonsequent, nach wortreichen Ermahnungen für Allerweltsfouls ging er irgendwann zum Zeigen Gelber Karten über, was sich wohl als verfrüht herausstellte, da bei späteren, vergleichbaren Fouls nur noch das Mittel der mündlichen Ermahnung genutzt wurde. Zusammen mit schauspielerischen und provokanten Einlagen von Thomas Klasen spürte man erstmals, wie dieses Spiel aus dem Ruder zu laufen drohte.
Es war die 31. Spielminute gespielt, als eine harmlos anmutende Eckballsituation vor dem Saarbrücker Tor mit einem Pfiff und dem Zeigen auf den Elfmeterpunkt beendet wurde. Michael Müller sollte der Übeltäter gewesen sein, kassierte zum allgemeinen Unverständnis die Gelbe Karte und Cem Islamoglu verwandelte den Strafstoß zur 3:0-Führung für Elversberg. Erstmals ergoss sich die Wut der Saarbrücker Zuschauer in Gegenständen, die auf den Platz flogen, später sollte sich herausstellen, dass der schlecht postierte Unparteiische Trautmann den falschen Mann und nicht dem richtigen Marcus Mann verwarnte. Mit dieser Entscheidung, die weder halb noch ganz zutraf, lud sich der volle Unmut der Zuschauer auf den Referee.
Völlig bedient gingen alle Beteiligten mit FCS-Zugehörigkeit in die Pause.
Nach dem Seitenwechsel nahm Ferner die desaströs schwachen Schug und Weißmann vom Platz, brachte mit Strohmann und Mozain zwei Offensivkräfte. Dennoch blieb es dabei, Saarbrücken gab Elversberg mit einem katastrophalen Zweikampfverhalten den nötigen Raum, den diese auch nutzten. Beispielhaft das vierte Tor: Berrafato spielte einen schlechten Pass in die Beine von Schiedsrichter Trautmann, der nicht zum Ball sah und diesen genau vor die Füße der Heimmannschaft ablenkte, welche nur noch den Konter vollenden musste. Kurz darauf entglitt Trautmann das Spiel endgültig, als Grgic im Elversberger Strafraum leicht gehalten wurde und fiel. Wäre die diplomatische Variante, welche die Gemüter abgekühlt hätte, zu diesem Zeitpunkt ein Strafstoß gewesen und die salomonische, einfach das Spiel weiterlaufen zu lassen, da Grgic desöfteren leicht theatralisch hinfiel, so entschied der Schiedsrichter hier auf Schwalbe und Gelb. Das war die schlechteste aller Varianten, da nun das Spiel nun aufgrund unzähliger Feuerzeuge, die auf den Platz flogen, unterbrochen werden musste.
Während viele Fans das Stadion schon verlassen hatten, der Support eingestellt wurde und die meisten nicht mehr ihren Augen trauten, wurde ein Teil des Zaunes zerstört und der Ordnungsdienst rückte an. Lautsprecherdurchsagen, die mittels einer äußerst schlechten Beschallungsanlage zerhackt und unvollständig im Block ankamen, heizten die feindselige Atmosphäre eher auf, als zu deeskalieren. Ob die Ordner nun Furcht vor dem Gästeanhang hatten oder ob es wirklich Besonnenheit war, lässt sich nicht sagen, jedenfalls verhielt sich der Sicherheitsdienst zu diesem Zeitpunkt völlig richtig und versuchte sich nicht mittels roher Gewalt Gehör zu verschaffen und nahm auch Fans, die in den Innenraum gelangten, zur Seite, ohne Knüppel oder Schläge einzusetzen.
Zur leichten Verwunderung aller Beteiligten ging es bei einsetzender Dunkelheit dann irgendwann weiter, ohne dass sich die Stimmung wirklich beruhigt hatte. Der Himmel färbte sich schwärzer, während der Auftritt des FCS rabenschwarz blieb.
Das 5:0 von Willmann fiel nach einem langen Abschlag des Elversberger Schlussmanns Masic, Abwehr und Torhüter ließen Ball und Stürmer gewähren. Eine Viertelstunde vor dem Ende gelang Willmann per Fernschuss sein dritter Treffer an diesem Tage und selbst aus dem Block der Elversberger war zu diesem Zeitpunkt nun Gesang zu hören, während im Gästeblock entsetztes Schweigen mit Pöbeleien gegen den Schiedsrichter vermengt wurden. Zu groß die Frustration, der Ärger, ob über Schiedsrichter, Mannschaft oder Feuerzeugwerfer.
Gegen neun Uhr Ortszeit wurde man vom Abpfiff, dem einzigen Pfiff, mit dem alle Zuschauer einverstanden waren, erlöst. Mannschaft und Trainer kamen noch zum Gästeblock und wurden aufgemuntert, der Schreck stand allen Beteiligten jedoch ins Gesicht geschrieben.
Unabhängig davon, dass der Auftritt des Schiedsrichters Trautmann alles andere als eine gute Werbung für den DFB darstellte, was nicht allein den strittigen Entscheidungen, sondern auch dessen selbstherrlichen und leicht arroganten Art zu verdanken war, bleibt aus FCS-Sicht die Erkenntnis, dass man noch nicht in der Regionalliga angekommen ist. Torwart Müller lässt vieles von der Abgeklärtheit eines Enver Marina vermissen. Die Abwehr stellte keine ernsthafte Bedrohung für Willmann und Haas dar, ob am Boden oder in der Luft. Das Mittelfeld zeigte sich ideenlos, Zeitz versuchte mit trickreichen Kombinationen nach vorne zu stoßen, was bei der Lethargie seiner Nebenleute gründlich danebenging. Zimmermann agierte vor allem bei den Standards viel zu eigensinnig. Der Sturm fand nicht statt.
Diese Art von Fußball ist ärgerlich und sicherlich kein probates Mittel, um nächsten Freitag gegen starke Trierer zu bestehen.
Mangelnde Impulskontrolle
vor 23 Stunden
2 Kommentare:
Habe gerade fassungslos Deinen Bericht gelesen. Das muss ja grausam gewesen sein.
War es, Markus, war es.
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