In der vergangenen Woche zeigten sich die altbekannten Mechanismen, die den 1. FC Saarbrücken seit mehreren Dekaden beherrschen. Die sportliche Leistung zu Saisonbeginn entsprach keineswegs der allgemeinen Erwartung, ungeachtet dessen, dass dem Verein das schwerstmögliche Auftaktprogramm zugedacht wurde, und im Umfeld und der Boulevardpresse wurden erste Rufe nach Konsequenzen laut. Dass es nun ruhiger werden könnte, liegt an zwei fast symbolischen Ereignissen.
Erst einmal muss man die heilende Wirkung des Sieges in Essen nennen. Marcel Rozgonyis Einschätzung einer "taktischen Meisterleistung" wurde vom Kicker Sportmagazin zwar milde belächelt, allerdings ist es der Mannschaft gelungen erstmals in dieser Saison mehr Torschüsse abzuwehren als Tore zu kassieren. Das liegt an der Leistungssteigerung von Michael Müller, der mehrere hochkarätige Chancen vereitelte, das liegt aber auch an der Umstellung der Abwehr, die mit Zydko etwas sicherer geworden ist.
So gelang den Blau-Schwarzen in Essen ähnliches wie Trier im Ludwigspark: die Chancen, die man hatte, wurden auch konsequent genutzt und der Gegner zu Fehlern gezwungen. Für diejenigen, die schon beim vergangenen Heimspiel eine Leistungssteigerung erkannten, ist der Sieg in Essen bestätigend und beruhigend, da es die 0:6-Niederlage in Neunkirchen relativiert. Für andere ist der Sieg vielleicht ein Zeichen oder Wunder.
Wie ein Wunder wirkt auf jeden Fall das zweite Ereignis von wichtiger Bedeutung für den 1. FC Saarbrücken. Eine Stunde nachdem in Essen angepfiffen wurde trat die U23 des FCS zum Kräftemessen mit Hertha Wiesbach an. Zwischen den Pfosten stand dabei nicht etwa Jan Tjaden, sondern Enver Marina, der zuletzt beim 2:0-Derbysieg über Homburg im November das blau-schwarze Trikot anziehen durfte. Der lange verletzte Routinier machte dabei eine recht gute Figur, bewies seine Stärke in der Strafraumbeherrschung und im Zusammenspiel mit der Abwehr. Der FCS II gewann letztlich knapp mit 1:0 und die Chancen, dass Enver Marina vielleicht bald wieder für die erste Mannschaft zwischen den Pfosten steht, scheinen so hoch wie lange nicht. Sosehr die Leistung von Müller in Essen für die Freiburger Leihgabe spricht, so wünscht man sich doch nichts sehnlicher als die Rückkehr des Mannes, der vergangenes Jahr in 15 Spielen gerade einmal acht Gegentreffer bekam.
Mit diesen beiden Ereignissen kann man keine Euphorie begründen. Sie vermitteln jedoch innerlich das tief befriedigende Gefühl, dass selbst unverhofftes niemals unmöglich sein wird und dass der FCS nun wirklich in der Regionalliga angekommen ist. Und dass es auch dort nicht nur bei Tiefen bleiben wird.
Mangelnde Impulskontrolle
vor 23 Stunden
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