Freitag, September 18, 2015

Leuchtturm spendet Erlöse an Flüchtlingshilfe

Wir haben den „Leuchtturm“ in der Saison 2008/2009 aus der Taufe gehoben. Am 31. Oktober 2008 erschien die erste Ausgabe unseres Fan- und Satiremagazins. Damals spielte der FCS in der glorreichen fünften Liga – an besagtem Tag wurde der FK Pirmasens mit 8:1 im Ludwigspark abgefertigt. Am Ende der Saison stand der souveräne Aufstieg in die Regionalliga. Mit dem Fanzine wollten wir der Fanszene ein unabhängiges Blatt bieten, das die diversen Geschehnisse rund um den FCS genauer beleuchtet. Nach der Erstlingsausgabe folgten zehn weitere „Leuchttürme“ und eine Sonderauflage zu verschiedenen Wursttests, was sich als eine der beliebtesten Rubriken herauskristallisierte.
Im Juni 2009 wurde unser Magazin für den Deutschen Fußball-Kulturpreis, verliehen von der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur, nominiert. Das empfanden wir als große Ehre. In der Saison 2010/2011 durften wir die Themen zum FCS in der Saarbrücker Zeitung mit einer wöchentlichen Kolumne begleiten. Wenig später erreichte „Der Leuchtturm“ als bislang einziges Saarbrücker Fanzine eine zweistellige Ausgaben-Anzahl. Mit Ausgabe Nummer Elf erschien im Februar 2013 unser letztes Heft. Deshalb ist es definitiv an der Zeit, das offizielle Ende des Heftes zu verkünden – auf dieser Seite werden wir aber natürlich weiterhin die Geschehnisse rund um den FCS kommentieren.
Beim Verkauf unseres Heftes war uns immer wichtig, nicht profitorientiert zu arbeiten. Im Mittelpunkt stand stets eine kostendeckende Produktion. Da wir unsere Auflage mit der Zeit immer weiter steigern konnten, ergab sich bei jeder Ausgabe immer ein kleiner Überschuss. Diesen Gesamt-Überschuss von 300 Euro werden wir vor dem Hintergrund der akuten und anhaltenden Flüchtlingskrise an den Verein Wadi e.V. spenden. Wadi unterstützt seit über zwanzig Jahren Programme zur Stärkung von Menschenrechten.

Zum guten Schluss noch ein Dank an Euch. Denn ohne Leserschaft wäre so ein Projekt schlicht nicht möglich gewesen.

Die Gründer:

Florian Kern
Jochen Klein
Frederic Graus
Carsten Pilger

Freitag, Mai 04, 2012

Legenden bleiben, Blogger kehren zurück

Dieter Ferner verlässt den 1. FC Saarbrücken e. V. nach vierjähriger Tätigkeit, erst als Trainer, zuletzt als Sportdirektor, zum Saisonende in Richtung Neunkirchen. Seit Bekanntgabe der Nachricht stürzte die Mannschaft in der Tabelle ab, das Umfeld war etwas ratlos, da die Vertragsverlängerung Ferners auf der Mitgliederversammlung nur die Formalie einer Unterschrift weit entfernt galt. Nun ist das Wochenende gekommen, an dem Ferner verabschiedet wird. Von den Journalisten des Saarsports mit T-Shirts: "Sportdirektoren gehen, Legenden bleiben", von den Fans am kommenden Spieltag im Stadion.

Aufstieg09 007Das Ganze aus dieser Ferne zu betrachten, schmerzt etwas. 2009 habe ich dieses Blog auf Dauer geschlossen, für den Leuchtturm bin ich weiterhin aktiv, durch mein Auslandsstudium in Frankreich allerdings davon abhängig, was Leute mir mitteilen, was ich in der Presse lese, was die Internet-Communitys schreiben. Der Abgang Ferners war etwas, was sich mir aus dieser Ferne nicht erschließen konnte. Unstimmigkeiten mit dem Präsidium? Diese Art von Gerüchten flatterte selbst ins Leuchtturm-Postfach, allerdings bewegt sich das im Bereich des Hören-Sagens. Jeder weiß was, keiner traut sich, etwas zu sagen, niemand liefert belastbare Fakten. Kurzum: Das Schweigen wird einfach nur noch einmal verfestigt. Die kritische Kommentierung durch die Presse hielt sich ebenfalls in sehr engen Grenzen. Was auch klar ist: Man will den guten Draht zum Verein wahren, nicht selbst in die Gerüchtefalle tappen. Ferner, sich selbst treu bleibend, blieb ganz dem FCS treu und äußerte sich öffentlich nicht zu Spekulationen, erteilte diesen allenfalls Absagen.

Warum ich also wieder blogge und warum gerade über Ferner? Dieter Ferner hat seinen Anteil daran geleistet, den Verein wieder in die Nähe der oberen Fußballligen zu hieven. Das Präsidium hat es nicht geschafft, ihn in der wichtigen Position des Sportdirektors zu behalten, aus welchen Gründen auch immer. Es deprimiert zunächst einmal an sich, Dieter Ferner ziehen zu lassen, unabhängig von jeglichen Gründen für den Abschied.
Der zweite Punkt allerdings, ist die kritische Kommentierung solcher Vorgänge im FCS, die in letzter Zeit zu kurz kam. Ein Fanzine ist kein gedrucktes Blog. Der Leuchtturm ist von organisatorischem Aufwand abhängig und an Erscheinungsdaten gebunden. Ein Blog ist kein virtuelles Fanzine. Hier kommentiere und beschreibe ich die Aktualität, wie ich sie erlebe und interpretiere. Genauso wenig wie in meinen Texten im Leuchtturm habe ich hier den Anspruch auf Allwissenheit, Interpretationshoheit oder dass all meine Beiträge ins Schwarze treffen müssen (einige Beiträge hier waren ja auch extra von ausgesuchter oder ungewollter Blödheit gekennzeichnet, wie Ihr sicher noch wisst). Aber ich glaube, es ist wieder an der Zeit, dass ich in dieser Form, ausdrücklich neben dem Leuchtturm und nicht als Ersatz, schreibe. Fast drei Jahre Pause taten gut.
 Sofort losgehen wird es allerdings noch nicht. Zunächst bin ich noch in Bordeaux (Unsinniges und Aktualität gibt es in meinem Auslandsblog) und werde damit erst zur Vorbereitung der kommenden Drittligasaison wieder regelmäßig zum FCS Bloggen. Und, dies bereits als kleiner organisatorischer Hinweis, wird es auch zum "neuen" FCSBlog den Umzug auf einen anderen Anbieter geben. Künftig werden Beiträge unter http://dasfcsblog.wordpress.com/ erscheinen. Sprich: Schon mal abspeichern und ab Juni/Juli geht es los.

Carsten

Sonntag, September 20, 2009

FCS gegen Bochum II oder der letzte Bericht im FCSBlog

Samstag, kurz nach 13 Uhr Ortszeit. Die Tore sind geöffnet, ich zeige meine Karte vor und gehe an den Ordnern vorbei. Einer ruft mich kurz zurück, überprüft meine Kameratasche und lässt mich dann weiterziehen. Wie so oft stehe ich im Ludwigspark und das Gefühl der Langeweile macht sich breit. Der FCS spielt heute gegen den VfL Bochum II, die graueste unter den grauen Mäusen.

Nach dem üblichen Small-Talk im Block, der Lektüre einiger Infoblätter und dem Verzehr eines diesmal ausgezeichneten Schwenkers geht es für mich runter in die Kurve. Zu dieser Begegnung haben sich nicht viele FCS-Fans eingefunden. Vielleicht liegt das am Regen, der ausbleibt. Die meisten Zuschauer ziehen erst einmal ihre Jacke aus, als die Vereinshymne erklingt, es ist ihnen zu heiß.

Das Spiel beginnt unter der Leitung von Markus Schmidt, der gleich in der Anfangsphase viele Zweikämpfe zulässt und das Spiel selten unterbricht. So auch in der 13. Minute, als Gästespieler Kevin Vogt im Mittelkreis mit Nico Weißmann zusammenprallt. Vogt muss ausgewechselt werden, später rollt der Krankenwagen über die Laufbahn.
Kurz darauf hat Nico Zimmermann mit einem Weitschuss die erste wirkliche Torgelegenheit für den FCS, was im Endeffekt allerdings nicht mehr als eine Unsicherheit bei Gästekeeper Luthe produziert. Nach dieser Aktion kommt Michael Petry zu einer weiteren hochkarätigen Chance: eine Zeitz-Flanke köpft er direkt auf den Torwart. Nicht nur das Pech im Abschluss scheint den FCS ein weiteres Mal zu plagen, bei dieser Aktion verletzt sich Petry obendrein und wird noch vor der Halbzeit für Gregory Strohmann ausgewechselt.
Ein Eckball in der 23. Minute erlöst die Blau-Schwarzen. Marcus Mann köpft zu schwach auf das Tor, Petry stoppt den Ball für Lerandy ab, der aus Bochumer Verwirrung Kapital schlägt und den Ball ins Netz hämmert - 1:0 für den FCS!

Bochumii09 005

Weitere Gelegenheiten gibt es in einer durchaus noch ansehnlichen ersten Halbzeit für Nico Zimmermann per Freistoß und Velimir Grgic nach guter Vorlage von Strohmann.

In der Halbzeit entschließe ich mich dann zum Szenenwechsel. Mal kurz in den A-Block gehen, einen weiteren Kollegen auf dem Terrain der FCS-Blogosphäre besuchen, der sein A-Blogg bereits vor kurzem beendet hat. Aus dem Kurzbesuch wird am Ende fast eine komplette Halbzeit.

Nach dem Seitenwechsel verflacht das Spiel zusehends. Chancen bekommt der FCS fast ausschließlich über Standardsituationen, die Gäste aus Bochum kämpft mit der eigenen Torschusspanik auf fremden Terrain. Dieter Ferner nimmt Nico Weißmann heraus, der zwar zuvor ackerte und rackerte, allerdings dabei völlig neben sich steht und keine Kreativität wie in Mannheim aufbaut. Trotzdem wird der Wechsel von vielen mit Pfiffen quittiert, auch im A-Block. Mit Vergnügen lauschen Scop vom A-Blogg und ich den rufen wütender und kreischender Familienväter, die einige Stufen über uns schimpfen, dass Grgic ein "absoluter Nixkönner" sei, den Ferner "mol rausnemme" müsste. Die Kinder verstehen nach einigen Minuten den Unmut und stimmen in den Chor ein. Man könnte meinen, der FCS sei am verlieren und führe nicht gerade gegen den Tabellenzweiten.

Bochumii09 011

Ein Zimmermann-Freistoß sorgt ein weiteres Mal für Gefahr, aber das Spiel beginnt sich zu drehen. Immer häufiger muss sich die Freiburger Leihgabe für das Tor, Michael Müller, ins Spiel einschalten. Mit einer Grätsche trennt er sauber einen Bochumer Angreifer vom Ball, die Abwehr klärt die Situation. In der letzten Minute muss Müller noch einmal retten, doch dann ist der Sieg in trockenen Tüchern - der FCS gewinnt mit 1:0.

Bochumii09 017

Zu diesem Zeitpunkt stehe ich wieder im E-Block und feiere mit meinen Bekannten und Freunden über diesen Sieg. Persönlich glaube ich zwar nicht daran, dass der FCS in dieser Saison aufsteigen kann, aber alleine die Tatsache, dass irgendwann im Jahre 2006, als dieses Blog gegründet wurde, der Verein sich mal mit 1860 München, dem MSV Duisburg, dem SC Freiburg und anderen in der zweiten Bundesliga messen musste, macht den Willen an sich keineswegs verkehrt. Den FCS wird es noch lange genug leben, wenn ihn seine Fans weiterbegleiten.

Freitag, September 18, 2009

Statt eines Vorberichts

An dieser Stelle erscheint spätestens Freitagabend meist ein Vorbericht mit Informationen zum kommenden Gegner, kleinen Abschweifungen und Anekdoten, angereichert mit einigen Verweisen auf andere Seiten. Doch heute nicht.

Vor einigen Monaten hatte ich bereits angekündigt, dass ich die Arbeit am FCSBlog beenden werde, ohne einen konkreten Zeitpunkt zu nennen. Dieser Zeitpunkt ist gekommen, ich werde meine Arbeit in diesem Blog nach diesem Wochenende einstellen. Das heißt, dass hier nach dem Spielbericht zur Partie 1. FC Saarbrücken - VfL Bochum II vorerst keine weiteren Berichte, Gedankenfetzen, Videos oder sonstige Inhalte mehr erscheinen werden. Im Folgenden möchte ich die Gründe für meine Entscheidung ausführlich und offen darlegen, auch um den Stimmen vorzubeugen, die behaupten werden, der Entschluß sei voreilig und falsch.

Als ich 2006 dieses Blog eröffnet habe, nannte ich es ein Provisorium. Das war bereits zum Einstieg die erste Lüge des FCSBlogs, irgendwie wusste ich, dass ich noch Jahre später Beiträge verfassen würde. Es war eine Zeit, in der es mit dem FCS stetig bergab ging, indem es um die Meinungsfreiheit und -vielfalt im Verein eher schlecht bestellt war. Und so blieb es sehr lange und ich würde mich zu sehr aus dem Fenster lehnen, wenn ich jetzt schreibe, dass die Zustände heute vollkommen anders seien, auch wenn sich einiges zum Positiven gewandelt hat.

Das Blog war als Plattform seit jeher Ausdruck kritischer Gedanken über den Verein, die Leistung von Spielern, Trainern, Managern, aber auch oftmals eine Kritik an der Sportpresse rund um den Verein, teilweise auch an Zuschauern. Gerade im Fußball ist es schwer die Distanz zu einem Thema zu wahren, gerade wenn man Fan ist und mitleidet. Ich wollte meist objektiv sein und wenn ich es mal nicht war, dann wollte ich doch zumindest immer ein Fundament haben, auf der ich meine Meinung aufbauen kann. Und deswegen stehe ich nach wie vor zu allem Geschriebenen und Gesagtem im Blog. Und Verdruss oder Resignation sind weder vorhanden, noch die Gründe, warum ich aufhöre.

Wir alle entwickeln uns weiter, wir alle gehen im Leben weiter. Auch wenn das "Geschwätz hèè" im Blog manchmal altklug daherkam, so war ich doch am Anfang der Beiträge nur 16 Jahre alt, heute bin ich 20. Damals war man Schüler, man hatte viel Freizeit, konnte endlose Stunden dem 1. FC Saarbrücken, dem vermutlich schönsten Club der Welt, widmen.
Heute ist das nicht mehr so einfach. Ich bin mitten in den Vorbereitungen zu meiner Studienzeit, in Kürze steht für mich der Umzug in eine andere Stadt bevor. Einige Leser haben vielleicht bereits in dieser Woche gemerkt, dass ich nur selten zum Bloggen gekommen bin, der letzte Bericht stammt von Dienstagabend und ist eine Nachlese zum Spiel bei Waldhof Mannheim. Das lag einfach an dem Zeitmangel, den ich in künftiger Zeit noch oft erleben werde. Zu oft, als dass ich das Blog zu meiner eigenen Zufriedenheit weiterführen könnte.

Sehr oft habe ich nur für mich selbst gebloggt. Um Dampf abzulassen, um mit den Worten zu spielen, um den FCS für die Ewigkeit festzuhalten. Oft habe ich mich leicht geärgert, dass Beiträge, die mir sehr am Herzen lagen, wie einzelne Ansätze zur Stimmungsdiskussion oder zu verfehlter Vereinspolitik, von Lesern kommentarlos konsumiert und wenig beachtet wurden, während die Videos, von Anfang an als zusätzliche Spielerei ohne entscheidenden Mehrwert gedacht, in der Luft zerrissen oder abgefeiert wurden. Das ist vielleicht der einzige Kritikpunkt, den ich zum Abschluss hervorbringen kann. Wie ich mich bei manchen Beiträgen über mehr Teilnahme gefreut hätte, so behaupte ich einfach einmal, dass der FCS weiterhin nicht nur die Unterstützung im Stadion, sondern auch die Teilnahme im Verein braucht, ob über die Presse, Fanarbeit oder auf Mitgliederversammlungen. Fehlende Teilnahme war es auch, die diesen Verein letztlich tief fallen ließ. Man hätte ihn vorher auffangen können.

Ich bedanke mich bei allen treuen Lesern und denjenigen, die einen Gastbeitrag für das Blog beigesteuert haben (der Dank geht an Jens und Bobbes!). Ich bedanke mich vor allem bei denjenigen, die eben nicht nur Lob, sondern auch Kritik für das Blog gespendet haben. Die Kritik hat mich angespornt weiterzumachen, war sie unsachlich und derb, mich angespornt es besser zu machen, war sie sachlich und treffend. Ich danke meinen Eltern und allen Freunden und Bekannten, die meinen FCS-Wahnsinn in der Vergangenheit unterstützt haben und auch in Zukunft unterstützen werden oder ihn auch teilen. Und zuletzt danke ich der Leuchtturm-Redaktion dafür, dass es sie gibt und auch weiterhin geben wird. Dort werde ich meine Arbeit aufrechterhalten, auch wenn ich schon jetzt weiß, dass dies allein schon schwierig genug sein wird (an dieser Stelle der Hinweis, dass dieses Blog mir nie Geld eingebracht hat, sondern eher Geld gekostet hat. Ähnlich verhält es sich mit dem Leuchtturm).

Samstag oder Sonntag wird hier also der letzte Beitrag erscheinen. Vorerst, denn wie schon ein weiser Mann mit Brille sagte: "Wie ich Dich kenn, kannst Du es nicht lassen." Für die kommende Zeit, wie lang sie auch sein mag, muss ich es sein lassen. Aber man soll auch niemals nie sagen ;-)

Man sieht sich!

Carsten

Dienstag, September 15, 2009

Alles unter Kontrolle

Mannheim 2

Eine Barriere, zwei dutzend Polizisten im Kampfanzug und ein Menschenauflauf stehen vor dem Nordausgang des Saarbrücker Hauptbahnhofs. Unter ihnen befinde ich mich und da ich einen blau-schwarzen Schal umgebunden habe, besteht natürlich die Möglichkeit, dass ich Pyrotechnik dabeihabe, jedenfalls werde auch ich später mit der Frage konfrontiert.

Der Menschenauflauf kommt nur mühsam voran und man meint schon den Zug zu verpassen, als sich ein großer Teil der ultraorientierten Fans umdreht. Unter den Augen verdutzter Polizeikräfte beschließt man sich die Leibesvisitation vor Betreten des Bahnhofs zu ersparen und mit dem Auto zu fahren. Auf den Zug angewiesen müssen meine drei Mitfahrer und ich uns untersuchen lassen.
Am Bahnsteig herrscht Chaos, Fahrkartenkontrolleure stehen vor jedem Zugeinang, schaffen es aber nicht alle Fans auf ihren Fahrschein zu überprüfen. Mit einigen Minuten Verspätung rollt der Zug los. Der Alkohol fließt, einige Leute werden beim Rauchen auf der Toilette erwischt und mit Geldstrafen bedacht. Es hat die Stimmung einer Klassenfahrt unter ständiger Polizeibegleitung.

Nach einem Nebenhalt in Homburg kommt man nach eineinhalb Stunden Fahrt am Mannheimer Hauptbahnhof an. Die Kamera der Polizei ist auf die aussteigenden Horden gerichtet. Wo man nur hinsieht, überall ist es grün, kein Spaltbreit an Freiraum scheint mehr vorhanden bei der Vielzahl Polizeibeamter, die bereits am Bahnhof einige Leute herauszieht. Als ein junger Fan herausgezogen wird, bitten dessen Mitfahrer um Auskunft. Die Antwort entfällt abweisend und wortkarg, man solle immer nur weitergehen.
Der Fußmarsch beginnt. Immer wieder muss ich meine Mitfahrer in der Menge suchen, Menschen beobachten den großen FCS-Zug mit grüner Umrandung von ihren Balkonen aus, manche machen Fotos. Irgendwann ruft die Masse "Pinkelpause" und mit sichtbarem Widerwillen müssen die Polizisten zulassen, dass dutzende Fans am Straßenrand ihre Blase leeren. Danach geht es weiter.

Mannheim 3


Eine Stunde dauert es, bis wir am Carl-Benz-Stadion angelangen. Viele stürzen sich auf das Kassenhäuschen, andere ziehen weiter zum Einlass, um sich dort zum zweiten Mal an diesem Tage gründlichst Kontrollieren zu lassen. Und dann ist man erst im Stadion. Dort wird man weiter abgefilmt, sei es von der Polizei oder vom Saarländischen Rundfunk, der eine Reportage über das Fanprojekt dreht.

Um zwei Uhr betreten die Spieler den Platz, das Stadion johlt, der Heimblock präsentiert eine aufwändige Choreographie, die vom Gästeblock ausgepfiffen wird. Zumindest von Teilen des Blockes, alle anderen wundern sich über Pfeifkonzert. Schließlich weiß die Choreo auch zu überzeugen.

Das Spiel beginnt unter der Leitung des Bundesliga-Schiedsrichters Peter Sippel, vor dessen Augen der FCS jetzt schon attackiert und frech aufspielt. Mannheim hält dagegen, erste Nettigkeiten unter den Spielern werden ausgetauscht.

Kurz danach scheint das Spiel in den Hintergrund zu rücken: die Leute, die zuvor die Mannheimer Choreographie ausgepfiffen haben, beschweren sich nun lautstark über eine größere Fahne im Block, die ihre Sicht behindere. Auf das Angebot, in den benachbarten Sitzblock zu gehen, wird erst in der Halbzeit vereinzelt eingegangen, manche bleiben lieber doch, um noch weiter zu meckern. Bis dahin bietet sich die größte Chance für Petry, dessen Kopfball an die Latte gelenkt wird. Torlos geht es in die Pause.

Nach dem Seitenwechsel macht der FCS druckvoll weiter, Mannheim scheint keine Gegenwehr leisten zu können. Parallelen zu vielen früheren FCS-Auftritten beginnen sich zu verdichten, als Chance um Chance in den Sand gesetzt wird. Grgic schießt freistehend vor Kevin Knödler direkt auf den ehemaligen Elversberger Schlussmann, Marc Lerandy setzt den Ball mit eingesprungener Volleyabnahme weit über das Tor. Die Zeit verrinnt, der FCS verliert die Kontrolle über das Spiel. Im Gästeblock wird die Lage wieder angespannter, als einige den Torhüter von Waldhof mit Urwaldgeräuschen angreifen, der untere Teil des Blocks pöbelt widerum gegen eben jene Rufer.

Mannheim 4

In der 86. Minute wird Grgic im Strafraum gelegt. Sippel pfeift, zeigt auf den Punkt. Die Welt steht still.

Innerhalb von vier Minuten gewinnt der FCS das Spiel. Erst verwandelt Manuel Zeitz unhaltbar, dann erhält Mannheims Benincasa eine Rote Karte wegen Nachtretens und der eingewechselte Lukas Kohler markiert in der Schlussminute das 2:0. Das Derby ist entschieden, der Gästeblock hat sich wieder unter Kontrolle und feiert die Humba mit der Mannschaft.

Im Hinterbereich der Tribüne wird man noch festgehalten. Irgendwann wird man herausgelassen, diesmal steht kein Marsch durch die Mannheimer Innenstadt an, da man mit der Straßenbahn zum Bahnhof zurückgebracht wird. Auf dem Weg lassen FCS-Fans den Wagen hüpfen, was selbst einen der Zugführer zum Mitmachen animiert, es wird munter gegen Waldhof-Fans, Adler-Mannheim-Fans und FCS-Fans, die man für Mannheimer hält, gepöbelt. Ob das am Sieg oder am Alkohol liegt, lässt sich nur noch schwer feststellen.

Am Bahnhof geht dieses Spielchen weiter bis alle Fans wieder in den Sonderzug eingestiegen sind. Diesmal erfolgt die Fahrt ohne Durchsuchung, aber erneut mit Polizeibegleitung. Der Tag endet kontrolliert, im Gegensatz zum späten Sieg des FCS.

Samstag, September 12, 2009

Blau-Schwarze treffen Blau-Schwarze

Vereint in den Farben zu sein bedeutet keineswegs Brüderlichkeit, was vor allem auf das Südwestderby SV Waldhof Mannheim gegen den 1. FC Saarbrücken zutrifft. Nach den Vorkommnissen beim vergangenen Heimspiel des SVW gegen den 1. FC Kaiserslautern II trat der historische, sowie der sportliche Wert der Begegnung in den Hintergrund, eine mediale Panikmache und befürchtete, erneute Ausschreitungen dominieren das Tagesgeschehen. Wir wollen die Aspekte beleuchten, die andernfalls in Vergessenheit geraten.

Trotz der Rivalität beider Anhängerschaften, die mitunter von einzelnen Fanclubs durchbrochen wurde (wie etwa den Katastrophentouristen, in denen sich Anhänger beider Vereine zusammengefunden haben), gibt es zahlreiche Gemeinsamkeiten, die weit über die identischen Vereinsfarben hinausgehen.
Eng verbunden ist die Vergangenheit des SV Waldhof Mannheim mit dem Namen Klaus Schlappner. Der Trainer mit dem Pepitahut übernahm den Verein 1980, führte ihn nach drei Spielzeiten in die Bundesliga. 1987 verließ Schlappner den Verein, um im Oktober 1988 in Saarbrücken anzuheuern. Dort blieb der Erfolgstrainer der Mannheimer zweimal erfolglos im Unternehmen Aufstieg und scheiterte in der Relegation. Im April 1991 hatte dann auch der "Schlappi"-Zauber im Ludwigspark ausgedient, obgleich er eine für heutige FCS-Verhältnisse recht lange Amtszeit aufweist.
Mit langen Amtszeiten konnte Eugen Hach nur in der Theorie aufwarten. Beim FCS im Frühjahr 2004 nach zwei Niederlagen in den wichtigen Auswärtsspielen in Siegen und Augsburg unter heftiger interner wie externer Kritik stehend kündigte Hach an, noch "mindestens vier Jahre" in Saarbrücken zu bleiben. Keinen Tag später beurlaubte man ihn und holte Horst Ehrmantraut zurück.
Die nächste Station Hachs wurde der SV Waldhof Mannheim, wo er den mittlerweile abgestürzten Ex-Bundesligisten mit einem "Drei-Jahres-Plan" wieder in die Höhen des Profifußballs hieven wollte. Im November 2004 unterschrieb er schon in Oberhausen, nach weniger als fünf Monaten Amtszeit.

In Höhen und Tiefen der gemeinsamen Namen in der Vereinshistorie, aber auch in der Leidensfähigkeit sind Waldhöfer wie Molschder vereint. Der FCS blickt auf fünf Jahre Bundesliga, der SV Waldhof auf derer sieben zurück. Der Absturz von Mannheim erfolgte nach dem Lizenzentzug ohne Durchgangsstation Regionalliga und die Folgen sind noch heute zu spüren, Fusionsbestrebungen mit dem VfR Mannheim oder der TSG Hoffenheim als Alternative zum finanziellen Aus wurden aus Fansicht als Wahl zwischen Pest und Cholera betrachtet. Der Hauptunterschied zu ähnlichen Entwicklungen beim 1. FC Saarbrücken liegt in der Realisierung, der man in Mannheim immer ein Stück näher kam. Wo man in Saarbrücken jahrelang über Sinn und Unsinn eines Stadionneubaus diskutiert, hat man in Mannheim schon lange das bundesligataugliche, aber teure Carl-Benz-Stadion stehen.

Sportlich läuft es in Mannheim den Umständen entsprechend. Vor der Saison hat man viele ältere Spieler wie Christof Babatz oder Ermin Melunovic ziehen lassen, ebenso den Ex-FCSler Echendu Adiele. Gekommen sind hierfür vor allem unbekannte, junge Spieler wie Niklas Ginter, der schon zum Stammpersonal gehört. So konnte man den Kader verjüngen und Kosten einsparen. Für FCS-Fans bleibt so Marco Laping der bekannteste Mannheimer.
Mit diesem überwiegend neuen Personal konnte man in dieser Saison erst einen Heimsieg einfahren, was für die heimischen Anhänger recht enttäuschend sein dürfte, belegte man in der letzten Saison Platz vier der Regionalliga Süd. Auf Kosten des sportlichen Erfolgs betreibt man in Mannheim Existenzsicherung.

Der FCS wird in Mannheim an das Heimspiel gegen M'Gladbach II anknüpfen müssen, will man auch in der Ferne punkten. Gegen die jungen Fohlen stand die Abwehr solide, der Erfolg kam letztlich aufgrund von Beharrlichkeit und einem Quentchen Glück zustande. Auswärts kann der FCS derzeit nur gewinnen, wenn die Abwehrleistung stimmt oder die gegnerischen Angreifer versagen, wie es in Essen geschah. Die eigenen Angreifer machen derzeit noch zu wenig aus ihren Gelegenheiten, um auch auswärts ein Spiel bestimmen zu wollen.

Vielleicht erleben wir aber auch einen ganz kuriosen Spielverlauf, wie beim aus Saarbrücker Sicht legendären 3:2-Sieg im Jahre 2001. Zu wünschen wäre es den Mitreisenden, da so wieder der Fußball die Panikmache in den Medien ablösen würde.

Links zum Spiel:

- Vorbericht SR-online.de
- SV Waldhof im Fokus der Polizei (morgenweb.de)

Dienstag, September 08, 2009

Newsletter aus dem Paralleluniversum (11)

Hinweis:
Liebe Leserinnen und Leser, liebe zufällige Besucher dieses Weblogs,

wie es schon bei den vergangenen Rundbriefen der Fall war, handelt es sich auch diesmal um Satire und spiegelt keine wahren Ereignisse wider. Wer den Hinweis überdrüssig findet, dem sei gesagt, dass in der Vergangenheit leider schon einige dieser Kurzmeldungen den Sprung auf andere Webseiten geschafft haben, die mit Ironie und/oder billigen Gags weniger am Hut haben.
Dennoch wünsche ich viel Vergnügen.




Besondere Sicherheitsvorkehrungen in Mannheim


Mannheim - Die Sicherheitsvorkehrungen zum Spiel Waldhof Mannheim - 1. FC Saarbrücken werden verstärkt. Auslöser waren die Ereignisse im Rahmen der Regionalligapartie des SV Waldhof gegen die zweite Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern. Um Ausschreitungen zu verhindern werden Polizisten aus dem gesamten Bundesgebiet herangezogen, auf jeden Zuschauer sollen 2,5 Beamte kommen. Zusätzlich wird jeder Mitreisende aus Saarbrücken ein sogenanntes "Städtevisum" für Mannheim beantragen müssen, sonst kann er an den Stadtgrenzen abgewiesen werden.
Um das Carl-Benz-Stadion abzusichern wurde das Künstlerehepaar Christo und Jeanne-Claude damit beauftragt die Spielstätte, angrenzende Bereiche und den Mannheimer Bahnhof vollständig in schwer entflammbares Material einzupacken.
Die Teilverpackung Mannheims wird aus öffentlichen Mitteln im Rahmen der Kulturförderung finanziert.

FCS plant Verpflichtung eines neuen Stürmers

Saarbrücken - Der 1. FC Saarbrücken will trotz Ende der Transferperiode noch einen weiteren Stürmer verpflichten. Als Begründung gab der FCS die bislang unbefriedigende Bilanz von erst einem Stürmertor in sechs Spielen an. Horst Hinschberger kommentierte wie folgt: "Wenn sich die Fraktionen im Landtag auf eine neue Regierung geeinigt hat, so können wir endlich die Verpflichtung eines neuen Stürmers in Angriff nehmen. Voraussetzung bleibt natürlich, dass die neue Landesregierung uns das Geld überweist."

Saarlandpokal - Neuer Modus ab kommender Saison

Saarbrücken - Wie der Saarländische Fußballverband bekanntgab, wird sich ab der kommenden Spielzeit der Austragungsmodus im Saarlandpokal grundlegend ändern. Um den Turnierverlauf zu verkürzen werden die ersten beiden Pokalrunden am Computer simuliert und nicht mehr öffentlich ausgetragen. "Mit dem elektronischen Spielberichtsbogen haben wir bereits richtig gelegen", sagte ein Sprecher des Verbandes, "und auch hier werden sich die Leute in ein paar Jahren nicht mehr drüber beklagen".
FCS-Präsident Horst Hinschberger begrüßt die Veränderung und sagte, es wäre eine weitere Chance für die Fans seines Vereins, die Außendarstellung nicht negativ zu beeinflussen. Die SV Elversberg möchte Protest gegen den Verbandsbeschluss einlegen, der Verein befürchtet Umsatzeinbußen und das Wegbleiben "tausender Fans".

ANZEIGE: FCS-Onlineshop in den Startlöchern!

Hallo FCS-Fans!

In Kürze geht der beliebte Onlineshop des 1. FC Saarbrücken wieder online! Aufgrund rechtlicher und technischer Probleme müssen in der Anfangsphase, die wir derzeit auf 5-6 Monate einschätzen, alle Online-Bestellungen persönlich in der Diskonto-Passage abgeholt werden. Ledeglich bei Aufklebern und Autogrammkarten wird der Versand ab Dezember möglich sein.
Wir bitten um Verständnis und wollen alle Fans mit super Angeboten entschädigen!

FCS-Badekissen: 12 statt 25 Euro!
FCS-Fanschal "Die Liga zu Gast beim Meister": 10 statt 15 Euro!
VHS-Kassette "Best of Oberliga 07-09": 19 statt 35 Euro!
FCS-Wanduhr "Oberligameister": 25 statt 50 Euro!

Wer bis zum 18.09. bestellt und am 19.09. zur Abholung kommt erhält einen Schlüsselanhänger gratis!

Fanfoto des Jahrhunderts:


Lighthouse 039

Die Leuchtturm-Betriebsmannschaft "Lighthouse United" bei der Nachstellung der verschwommenen Abwehr beim Spiel Essen - Saarbrücken. Nicht im Bild: Thomas Strunz.

Wir dementieren, dass:

- der (versuchte) Fahnenklau zur Modeerscheinung im Ludwigspark wird.
- der FCS eine neue Vereins-Hymne braucht.
- Marcel Rozgonyi sich absichtlich eine Rotsperre eingehandelt hat, weil er gerne mal in den F-Block gehen wollte.
- dies die letzte Ausgabe des Newsletters war. Nicht.