Sonntag, August 19, 2007

Never mention the Bauernüberfall

Zum ersten Mal seit der peinlichen Niederlage in Pirmasens begleitete ich den FCS wieder zu einem Spiel außerhalb des Saarlandes. Die Fahrt nach Wirges sollte sich dabei wirklich lohnen.
Das beschauliche Städtchen im Westerwald hätte so eigentlich auch irgendwo im tiefsten Saarland stehen können. Ganz in der Nähe des Friedhofes fand man dann ein Schild, das extra auf den "Fanblock Saarbrücken" hinwies. Eine nette, wenn auch seltsame Geste, für ein Spiel Hinweisschilder zu überkleben. Als man dann auf dem Parkplatz hielt, konnte man höchstens erahnen, dass sich hinter den vielen Büschen irgendwo eine Sportanlage verbirgt. Ein kleines Kassenhäuschen mit einem weiteren Hinweis auf den "Fanblock Saarbrücken" machte jedoch der Suche ein Ende, sodass man das Stadion an der Theodor-Heuss-Schule betreten konnte.

'wirgeslogo' von Carsten_FCS

Der Verein, dessen Wappen eine frappierende Ähnlichkeit mit dem des VfL Bochum besitzt, trägt seine Heimspiele in einem Stadion aus, wie man es wohl von vielen Verbands- und Landesligisten kennt. Der Naturrasen wird von einer Laufbahn umschlossen, welche wohl seit Jahren nicht benutzt wurde(zumindest würde das den grünlichen Schimmer erklären) und auf den Stehtraversen machen sich Zuschauer aller Altersklassen breit, während andere lieber im Vereinsheim bleiben. Eine entscheidende Änderung brachte das Spiel gegen den FCS jedoch mit sich: man hatte einen Baustellenzaun als eine Art Blockbegrenzung aufgebaut und einen zusätzlichen Ordnungsdienst vor eben jenem Zaun aufgestellt. Es stellt sich gleich die Frage nach dem Sinn dieser Maßnahme, da der Zaun mit seinen abstehenden Metallspitzen eine Verletzungsgefahr für die Zuschauer darstellte und zudem unnötigerweise die Sicht auf das Spielfeld beschränkte. Seine Labilität sollte der Zaun später noch unter Beweis stellen.

'wirgeszaun' von Carsten_FCS

In der Zwischenzeit war auch der Saarbrücker Anhang fast vollständig angekommen. Während einige sich bereits auf 90 Minuten Unterstützung vorbereiteten, skandierten andere immer wieder "Bauernüberfall allez allez!". Dies erntete sowohl von Einheimischen, wie aus den eigenen Reihen, schräge Blicke. Natürlich sind Vereine wie Wirges gefundene Zielscheibe für diese Spottgesänge, aber den Sinn(sofern es ihn gibt) dieser Worte "Bauernüberfall allez allez!" muss man im Einzelnen nicht wirklich verstehen, oder?
Jedenfalls waren gut 900 Saarbrücker angereist, von denen das gewohnte Repertoire an Zaunfahnen, Schwenkfahnen und Doppelhaltern mitgebracht wurden, während auf der Gegenseite eine Zaunfahne der "Wäller Löwen" den Heimblock markierte. Hier fanden sich immerhin(für die Oberliga ein "immerhin") ein Doppelhalter und zwei Fahnen ein.

'wirgesheimblock' von Carsten_FCS

Irgendwann konnte dann das Spiel beginnen. Die FCS-Elf blieb im Vergleich zu den letzten Spielen unverändert und setzte gegen Wirges auf bewährte Stärken. Auf der Gegenseite stand mit Thomas Esch ein ehemaliger FCS-Angreifer auf dem Spielfeld. Die Anfangsphase gestaltete sich dabei auf beiden Seite rasant. Das Flügelspiel konnte die Wirgeser Abwehr dabei nur wenige Male durchbrechen. Der Torwart der Heimmannschaft reagierte dabei meist schneller als der Gästesturm Die EGC zeigte sich in der Abwehr deutlich stärker als Bad Kreuznach oder Köllerbach und verhinderte eine frühe Führung der Gäste. Dafür war Wirges aber auch in der Offensive tätig und kam einige Male gefährlich vor das Tor von Pascal Formann, der Schlimmeres verhinderte.
In der Zwischenzeit begann der instabile Zaun ordentlich zu wackeln, was den Ordnungsdienst alarmierte und zu einer vermeidbaren Provokation seitens eines einzelnen Polizisten führte. In der Folge wurde von den Ordnungshütern sogar ein FCS-Fan auf die Laufbahn geschickt, welcher seine Mitfans "beruhigen" sollte, indem er auf die Möglichkeit eines Spielabbruchs hinwies. Sein Einsatz sollte vom Ordnungsdienst mit einer Rostwurst belohnt werden, obwohl das freilich den Zaun nicht stabiler bzw. den Gästeblock ruhiger werden ließ.

In der 29. Minute fand dann ein langer, hoher Pass auf der linken Seite Nazif Hajdarovic. Ein Wirgeser Abwehrspieler wollte den Ball noch abfangen, verschätze sich aber, sodass für den FCS-Stürmer der Weg zum Tor frei war. Aus spitzem Winkel platzierte er den Ball haargenau neben dem rechten Pfosten im Tor. Die bis dahin fehlerfrei gebliebene EGC-Abwehr wurde zum ersten Mal auseinandergenommen und der Torwart hatte beim Schuss von Hajdarovic nicht den Hauch einer Chance. Der unüberhörbare Gästeblock rastete zum ersten Mal vollkommen aus.

In der Folgezeit bekräftigte Wirges die Angriffsbemühungen noch einmal und wollte unbedingt noch vor der Pause den Ausgleich erzielen. Was aus dem Spiel heraus nicht gelang, sollte dann leider in der 41. Minute nach einer Standardsituation folgen: eine Flanke von links konnte Arjan Dervishay per Kopf im Tor von Pascal Formann unterbringen. Mit dem Stande von 1:1 ging es auch in die Kabine.

Nach der Halbzeitpause ging es dann sehr schnell wieder los: nach einem Pass durch die Abwehrreihen entkam Manuel Rasp seinen Verfolgern und brachte den Ball lässig zur erneuten Führung im Gehäuse unter. Damit hatte auch der Sturmpartner von Hajdarovic ein weiteres Mal getroffen. In der Folgezeit baute der FCS jedoch deutlich ab und ließ seinem Gegner viel mehr Freiräume als in der ersten Halbzeit. Vor allem nach der Auswechslung des angeschlagenen Mike Frantz für Marc Hümbert verlor die FCS-Offensive deutlich an Elan. Der Gastgeber drängte weiter auf den Ausgleich und kam noch zu einigen hochkarätigen Chancen, welche allerdings von Pascal Formann vereitelt wurden. Der FCS-Schlussmann trotze allen Kritikern und darf die Auszeichnung "Bester Mann des Spiels" für sich in Anspruch nehmen. Leicht besorgniserregend gestaltete sich hingegen das Stellungsspiel der Abwehr, welches Wirges oftmals zu hohen Flanken einlud. Vor allem Jean-Claude Mpassy sollte bei seiner vorteilhaften Körpergröße an seinem Kopfballspiel arbeiten.
Der FCS kam noch zu zwei Großchancen, welche nur knapp ihr Ziel verfehlten, was aber nicht mehr von Gegner bestraft wurde. Der FCS hatte sich in der Fremde drei Punkte erkämpft!

'wirgesmannschaft' von Carsten_FCS

Die abschließende Humba-Orgie der Mannschaft mit dem Gästeblock drohte dann leider noch zu platzen, da der Stadionsprecher unsensiblerweise irgendwelche hirnlose Mallorca-Musik in ohrenbetäubender Lautstärke in das weite Rund dröhnen musste. Nach einem gewaltigen Protest seitens der Zuschauer, welches sogar den Spielern ein Schmunzeln entlockte, konnte der Sieg gemeinsam gefeiert werden.

Fazit:
Die Reise nach Wirges war trotz überzogener Sicherheitsmaßnahmen die ganze Mühe wert. Die junge FCS-Mannschaft zeigte, dass sie auch gegen stärkere Oberligisten auf fremden Platz mithalten kann. Auch wenn diesmal ein Torfestival ausblieb, bewiesen Hajdarovic und Rasp weiterhin ihren Wert als Sturmduo, sodass man hier einer rosigen Zukunft entgegensehen kann. Pascal Formann hatte endlich mal wieder die Chance, sich gegen eine Angriffsreihe zu beweisen und sollte nach diesem Spiel seinen Stammplatz im Tor gefestigt haben. Besorgniserregend bleibt leider die Frage, ob die Mannschaft auch ohne Mike Frantz ihre offensive Ausrichtung beibehalten kann und das noch stark verbesserungswürdige Stellungsspiel der Abwehr, welches gegnerische Mannschaften zu schnellen Kontern über die Flügel einlädt. Sonst überwiegen die positiven Eindrücke aus Wirges, da der FCS in der Vergangenheit oftmals in solchen Spielen noch den Sieg aus der Hand gab. Diese neue Elf befindet sich hingegen auf einem guten Weg.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Danke für den wieder einmal ausführlichen und detailreichen Bericht.
Die Auswärtsfans des FCS (damit meine ich nicht jene, die so wie du auf Auswärtsspiele der Molschder mitfahren), sondern die - weil sie wie ich weiter weg wohnen - die Partie ja nur am Radio, im Ticker und im LuPa-Gästebuch haben erleben können. Und da ist es natürlich immer super, danach noch einen schönen Erlebnisbericht vom Spiel und dem Drumherum lesen zu können. Vielen Dank!