Donnerstag, November 13, 2008

Gespielt wird auch noch, am "Tag der Vernichtung"

Der 1. FC Saarbrücken spielt am kommenden Samstag mal wieder gegen den FC 08 Homburg, bestens bekannt als Tabellenzweiter, ehemaliger Bundesligist und Erzrivale der Blau-Schwarzen. Was den einen willkommene Abwechslung, gewünschte Attraktivitätssteigerung und endlich ein "richtiges Derby" in der Oberliga Südwest, gebietet Verband, Vereine und Polizei Vorsicht.

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Erstmals machte sich die erhöhte Aufmerksamkeit für dieses Spiel in Form einer Vorverlegung bemerkbar: anstelle von 14:30 Uhr wird der Anpfiff schon um 13:30 Uhr erfolgen. Durchsucht man Pressemeldungen und Vorberichte, wird diese Zeit einfach als Faktum genannt, keinesfalls sucht man aber nach einer Begründung für diese Verlegung. Argumentiert man von Seiten der Ordnungshüter, bleibt nur die logische Schlussfolgerung, dass man aufgrund der Sicherheitsbedenken diese Anstoßzeit gewählt hat. Es ist Winter, die Sonne geht früher unter und im Schutze der Dunkelheit haben Hooligans und gewaltbereite Fans ein leichtes Spiel gegenüber der Polizei. Außerdem besteht aufgrund der ungewohnten Anstoßzeit die Möglichkeit, dass einige dieser Zeitgenossen garnicht erst aufkreuzen.

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Gerade haben wir uns einiger Stereotypen bedient. Natürlich ist das nicht unsere Meinung, aber wir wollen damit einige Fragen bezüglich der Verlegung des Spiels und den Sicherheitsmaßnahmen im Allgemeinen aufwerfen: Warum muss dieses Spiel bereits um 16:15 Uhr beendet sein, wo der Sonnenuntergang erst um ca. 16:50 Uhr beginnt und die Dämmerung erst gegen 18 Uhr eintritt? Weshalb wird den Menschen, die auch an Samstagen arbeiten müssen zusätzlich der Besuch des Fußballspiels erschwert? Ginge man nach der Argumentation, dass somit einer kleinen Zahl von "Randalierern" Einhalt geboten werden, so kann man zur Gegenargumentation die Saarbrücker Zeitung vom 12.04.2008 zur Hand nehmen, in der Jörg Rodenbüsch folgenden interessanten Satz äußerte:

"Da haben Zwölf-, 13-Jährige versucht, die Barrikaden anzuzünden. Die haben das als Spaß-Happening gesehen, eine spontane Aktion."

Entgegen aller Erwartungen werden die meisten saarländischen Schulen am kommenden Samstag nicht geöffnet sein. Auch dieser mögliche Hintergrund für die Verlegung erübrigt sich. Dem FCS hilft dies alles nicht, er wird wohl zu dieser unorthodoxen Anstoßzeit auf einige Einnahmen derer verzichten müssen, die zu einer gewohnten Fußballzeit wie 15 Uhr wohl ins Stadion gefunden hätten.

Es wäre vermessen, allein aufgrund dieser Einschränkungen beim wichtigsten Heimspiel der Hinrunde die Geschehnisse vom 05.04.2008 zu relativieren. Ob es dann wirklich hilft, wenn man diesmal im Vorfeld die Sicherheitsmaßnahmen beschwört, die beim letzten Aufeinandertreffen offenbar nicht denjenigen Einhalt gebieten konnten, die mithilfe von Baustellengegenständen "Barrikaden errichteten", darf bezweifelt werden. So wirkt es fast schon erzwungen, wenn der Leiter der Zentralstelle Szenekundige Beamte, Frank Schmelczyrsch, gegenüber der SZ folgende Erkenntnisse präsentiert:

"In einem Internetforum hatten sich 600 Leute gemeldet, um beim ,Tag der Vernichtung' dabei zu sein (...) dazu muss man aber sagen, dass sich die FCS-Fans in dieser Saison bislang sehr ordentlich benommen haben."

Dass auf einer Social-Network-Seite wie dem populären wer-kennt-wen ein angekündigter "Tag der Vernichtung" eine Wertschätzung erhält, spricht für sich. Selbiges tut warscheinlich auch der Name, bei dem man sich eher an eine Weltuntergangssekte, als an ein Fußballspiel erinnert.

Neben all diesem medialen Hype, der den Genuss am wichtigsten Fußballspiel der Hinrunde etwas würzt, aber auch gehörig versalzen kann, darf man eine, entscheidende Sache eigentlich nicht vergessen: das Ergebnis ist a) unabhängig vom Randgeschehen und b) noch ausstehend.

Der FCS wird dabei aus dem Vollen schöpfen können und tritt auf dem Papier, wie erwartet, als Favorit an: neun aufeinander folgende Siege und die alleinige Tabellenführung fünf Punkte vor Homburg sprechen eine mehr als deutliche Sprache, beim letzten Heimspiel wurde mit dem 8:1-Kantersieg über den zweiten Verfolger Pirmasens ein mehr als deutliches Ausrufezeichen gesetzt.
Auf der Gegenseite wartet mit Homburg eine Überraschungstüte auf den FCS, trainiert vom ehemaligen B-Jugendtrainer Jens Kiefer, gespickt mit einer Reihe ehemaliger FCSler, von denen zuletzt Michael Petri, Wladimir Otto und auch Jungtalent Fabio di Dio Parlapoco mit guten Leistungen auf sich aufmerksam machten. Ein Handicap für die Homburger könnte jedoch die dieswöchige Doppelbelastung darstellen: man musste im Pokal nach Auersmacher und drehte das Spiel nach einem 0:2-Rückstand noch zum 3:2-Sieg.

Wenn man sich dies alles vor Augen hält, kann man sich eigentlich nur noch eines Wünschen: dass man am Ende genug Zeit hat, das Derby am "Tag der Vernichtung" in vollen Zügen zu genießen.

Links:

- Vorbericht FCS-Homepage
- Rote Karte für alle Homburger und Saarbrücker Hooligans (Saarbrücker Zeitung)

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

die saarländische polizei ist einfach unfähig! vor kurzem gab es freitags in der buli leverkusen gegen köln. und man wird es kaum glauben, die welt ist nicht untergegangen!