Freitag, August 25, 2006

Macht der Gewohnheit

Wir haben gerade den 5. Spieltag überstanden (und das auch gerade noch halbwegs passabel) und müssen feststellen, dass sich beim FCS wieder alles auf das Normalmaß einpendelt, welches wir seit Jahren gewohnt sind. Der Begriff "normal" ist hier nur relativ, denn Zufriedenheit ist hier ein kurzlebiger Zustand.
Heute war das Spiel anfangs noch erträglich, vor der Halbzeitpause liegen die Erwartungen nicht allzu hoch, da allein das Endergebnis zählt. Beim Spiel gegen den FC Bayern II haben wir ja schon gesehen, dass man auch mit fussballerischer Rohkost ein Spiel gewinnen kann. Und genau das ist heute abend in die Hose gegangen. Aber fangen wir vorne an:

Man kommt ins Stadion und kauft sich die Stadionzeitung. Das hatte auch seinen Grund, schließlich erschien ein kleiner Artikel über den FCS-Blog.

Neben Spielberichten und der Rodenbüsch-Kolummne und dem "Innwurf" vom "Hausmeischda", der auch das Spielergebnis mit weiser Voraussicht tippte (Zitat: "Sechs zu eens"), gab es die üblichen Schönheitsfehler. So spielt Hornig laut FC Magazin im Tor, Jonathan Jäger im "Angriff" und Mahir Saglik im "Sturm". Wo der feine Unterschied zwischen Angriff und Sturm liegt, wird nicht erläutert.
Das Stadionradio auf gewohntem Niveau, so wurde dem weiblichen Publikum in sehr einfacher Art das Fussballspiel erklärt (O-Ton:"Das Grüne ist der Rasen und das Weiße sind die Tore."). Also wurde in 3-4 Sätzen in etwa das aufgezählt, was die Mannschaft als einziges noch über Fussball wusste. Denn wenn man die Rückrunde 05/06 mit den bisherigen Spielen in 06/07 vergleicht, so besaßen die Absteiger Qualitäten, welche heute fehlten.

So kann man ohne Vorbehalte sagen, dass trotz einer Umstellung auf 442 die Spielweise weiterhin als "defensiver Angsthasenfussball" bezeichnet werden kann. Scheinbar ist gerade im Ludwigspark der Wurm drin, wenn man bedenkt, dass in 3 Heimspielen nur 2 Tore erzielt wurden. Auswärts sind es in 2 Spielen schon 5 Tore gewesen. Mit dieser Philosophie wird die Mission Wiederaufstieg zu einem verzwickten Rätsel. Symptomatisch, dass der 1:0-Führungstreffer ein Geschenk des Gegners war, nachdem Hadji seinen Elfmeter an die Torlatte setzte.

Auch die Ausdauer scheint sich zu einem weiteren Problem zu entwickeln, den Spielern war die Ermüdung deutlich anzumerken, was dieses mal Konsequenzen mit sich brachte.Aus 3 Punkten wurde einer und auch Peter Eich, der schon oft genug von seinen Vorderleuten verlassen wurde, konnte nicht den Ausgleich kurz vor Schluss verhindern. Defensivfussball und Konditionsschwäche - das Gegenmodell zu Jürgen Klinsmanns Auffassung von Fussball.

Das Flutlicht ist noch an, die Pfiffe ertönen und strafen die Mannschaft mit Verachtung. Ich gehe Richtung Hauptbahnhof, bin erst leer, dann voller Gedanken. 2:0 hatte ich für dieses Spiel getippt, vor einigen Wochen noch dem FCS eine gute Aufstiegsform bescheinigt. Der FCS hat mich in gewohnter Manier enttäuscht. Um mal eine klare Aussage zu treffen sage ich einfach, dass die jetzige Aufstiegsform bei allerhöchstens 50 % liegt. 8 Punkte aus 5 Spielen sind ganz sicher nicht das gewünschte Ergebnis.

Aber das alles ist jetzt im Moment und trotzdem werde ich aus irgendeinem unbekannten Trieb heraus weiter ins Stadion gehen. Gerade nach solchen Spielen hat man die schlechte Laune ganz für sich gepachtet, trotzdem ist das keine Abschreckung für die Leute, die sich Fans nennen. Auch wenn man, wie heute oft gehört, "HENKE RAUS" brüllt (heute gab es übrigens auch wieder "EHRMANTRAUT!"-Rufe aus dem F-Block zu hören).

Am besten wird dieser unnatürliche Vorgang im dem genialen Song "Fussball ist immer noch wichtig" beschrieben. Dieser kam heute sogar im FCS-Stadionradio vor, was sogar ein kleiner Lichtblick ist. Jedoch bleibt die Macht der Gewohnheit, dass beim FCS gerne Enttäuschung herrscht.

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