Mittwoch, August 02, 2006

Wird der FCS 06/07 aufsteigen?

Eine Frage, so klar und deutlich wie unromantisch und zukunftsorientiert, schwebt seit Wochen in den Köpfen eines jeden fussballbegeisterten FCS-Fans:

Wird der FCS 06/07 aufsteigen?

Was für die meisten eine Frage rhetorischer Art ist, welche mit "JA!" zu beantworten ist, ist für mich Anlass, einen eigenen Blog-Eintrag zu diesem Thema zu schreiben. Denn wenn sich eines bewahrheitet, dann die Tatsache, dass in Saarbrücken eigentlich fast immer vom Aufstieg gesprochen wird, unabhängig davon, in welcher Liga man spielt(die Bundesliga scheidet hier kategorisch aus)

Sehen wir uns mal einige relevante Faktoren an:

TOR:

Mit Altmeister Peter Eich und U19-Nationaltorhüter Marc Birkenbach ausgezeichnet besetzt. Der Kampf um die Nr. 1 wurde von Trainer Henke damit beendet, Eich zum Stammtorwart zu erklären, jedoch soll auch Birkenbach so oft wie möglich zum Einsatz kommen. Wird es etwa wieder einen Torwartwechsel während der Saison geben oder läuft alles auf eine langsame Ablösung von Peter Eich hinaus? Birkenbachs Ansprüche auf den Platz zwischen den Pfosten haben jedenfalls ihre Berechtigung in seinem Talent gefunden. Wie die Torhüterfrage endet, ist jetzt noch nicht absehbar.

ABWEHR:

Das Sorgenkind der letzten Saison wird einen Großteil seiner Stammbesetzung beibehalten. Mit Mansour Assoumani aus Frankreich wurde ein Mann verpflichtet, der in seinem jungen Alter (23) das Zeug zum Abwehrchef hat. Mit seinen französischen Nebenleuten Genet, Halet, Zydko und dem Kameruner Mahouvé sollte es keine Kommunikationsschwierigkeiten geben. Gute Chancen auf einen Stammplatz haben wohl Halet(Rechter Außenverteidiger), Genet und Assoumani (Innenverteidigung). Auch Haastrup scheint Trainer Henke in der Vorbereitung überzeugt zu haben, wobei vielen Fans noch seine teils haarsträubenden Patzer der letzten Saison in Erinnerung sind.

Die Nachrücker aus dem Lager der 2. Mannschaft, Zydko und Hornig, dürfen sich unter dem experimentierfreudigen Henke auch ihre Chancen ausrechnen, vor allem Hornig steht im Kampf um einen Platz in der Innenverteidigung.Am interessantesten wird die Frage nach dem linken Außenverteidiger. Hier stehen die Kandidaten regelrecht Schlange (Kling, Haffner, Laping). In der Vorbereitung tat sich Stephan Kling besonders im Testspiel gegen Metz hervor, jedoch hat auch Rückkehrer Charly Haffner als erfahrener Mann für die Regionalliga seine Chancen. Eine gewisse Rolle dürfte auch die Verletungsanfälligkeit von Kling und Laping spielen. In der Abwehr scheint man, im Gegensatz zur letzten Saison, bestens gerüstet.

MITTELFELD:

Nominell eindeutig Prunkstück des 1. FC Saarbrücken. Mit Mustapha Hadji wurde das Herz der Kreativabteilung am Leben erhalten. Der ehemalige Weltstar sollte in der Lage sein, das Spiel des FCS zu prägen. Für die linke Außenbahn wurde der ungleich jüngere Marco Gebhardt verpflichtet, der mit langjähriger Profierfahrung einer der Führungsspieler werden könnte. Ein weiterer Neuzugang ist Sven Lintjens, der als "Enfant terrible" gilt, bisher jedoch fast immer als torgefährlicher Mittelfeldspieler in Erscheinung trat. Er könnte vor allem die Stürmer entlasten und dem Offensivspiel sehr gut tun. Ein weiterer Neuzugang ist Torsten Reuter, der neben Thorsten Nehrbauer ein weiterer Abräumer für das defensive Mittelfeld ist und die Rolle von Demai übernehmen könnte.

Durch die vielen Neuzugänge wurde das Mittelfeld erheblich verstärkt. Auf einigen Positionen ist die Verteilung der Rollen noch nicht ganz geklärt, da mit Nehrbauer und Reuter zwei ähnliche Spielertypen im Aufgebot stehen. Möglich wäre auch eine 4-5-1-Lösung mit Jäger als einziger Spitze. Das Mittelfeld des FCS ist das beste der Regionalliga.

STURM:

Mit Jäger wurde ein Schlüsselspieler gehalten, der eigentlich aus jeder Lage treffen kann und zudem blitzschnell agiert. Problematisch könnte es jedoch werden, wenn seine leichte Anfälligkeit für Verletzung anhält. Da auch Taifur Diane verletzt ist, wurde aus Österreich der Deutschtürke Maghir Saglik verpflichtet, der in der Regionalliga gute Trefferquoten aufwies. In Österreich hingegen schwächelte er etwas. Die weiteren Kandidaten im Sturm sind Karaoglan und Hajdarovic, welcher in der 2. Mannschaft als interner Torschützenkönig glänzte.

Im Falle einer Aufstellung mit zwei Stürmern dürfte wohl um den Platz neben Jäger gestritten werden; die aussichtsreichsten Kandidaten sind hierbei wohl Saglik und Hajdarovic. Im Falle mehrerer Verletzungen ist Chaos angesagt.

TRAINER:

Michael Henke hat als Co-Trainer so ziemlich alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Als Cheftrainer hat er bis jetzt jedoch keine vorzeigbaren Erfolge; sein letztes Engagement in Kaiserslautern endete äußert unrühmlich. Seine gewagten Personalentscheidungen (Haastrup, Mahouvé) lösten erste Bedenken aus, welche den Stand des Ex-Lauteres nicht verbesserten. Die, von den Medien beschworene, Freundschaft zu Geschäftsführer Dr. Coen scheint jedenfalls ein positiver Grundstein in der Zusammenarbeit mit dem FCS zu sein. Da Henke sowohl die sportliche Leitung als auch das Traineramt anvertraut wurde, scheint man im Präsidium einiges auf den neuen Mann zu geben. (Aber das sage ich mal rein in der Annahme oder besser HOFFNUNG, dass Dr. Coen keine Entscheidungen mehr treffen wird, die auf sportlicher Ebene stattfinden)

GEGNER:

Der Erzfeind der Traditionalisten, TSG Hoffenheim, wird in der kommenden Spielzeit größter Konkurrent um den Aufstieg. Mit einem ausgezeichnetem Trainerstab und einigen "Stars" (welche eigentlich abgehalfterte und gescheiterte Persönlichkeiten der Fußballszene sind) wird auch dieses mal der Aufstieg in Angriff genommen. Die TSG Hoffenheim ist dieses Jahr, mit Rangnick als Trainer, wohl oder übel heißer Favorit auf den Aufstieg. In den erweiterten Kreis der Favoriten sind noch die Stuttgarter Kickers und der SV Wehen mit aufzunehmen. Ansonsten wird die Regionalliga Süd größtenteils von Reservemannschaften, Dorfclubs und heruntergekommenen Traditionsvereinen beheimatet (man müsste mal klären, ob der FCS auch zu dieser letzten Kategorie gehört).

VORBEREITUNG:

Im Test gegen Metz zeigte der FCS sich in aufstiegsreifer Verfassung, im 0:0 gegen Nancy vollbrachte die Mannschaft eine hervorragende Defensivleistung. Und in den Testspielen gegen kleiner Teams war eigentlich nur die Offensivabteilung gefordert und erledigte ihre Arbeit.
So weit, so gut.

Wären da nicht die kleinen Peinlichkeiten gegen Völklingen und Dudweiler gewesen. Nehmen wir mal die alte Weisheit und behaupten, dass die Vorbereitung nicht aussagekräftig wäre. So kann man hier doch ganz klar erkennen, dass hier scheinbar die Einstellung nicht stimmte. Gerade auf Vereine wie Völklingen oder Dudweiler könnte man im Saarlandpokal treffen.

Nun sind wir am entscheidenden Punkt angelangt.

DIE PROGNOSE:

Personell eine sehr starke Mannschaft, die jedoch nach dem Abstieg einen kleinen Umbruch hinter sich hat. Henke muss früh genug eine homogene Mannschaft formen, die sich spielerisch ergänzt und sich an der Spitze der Tabelle festsetzen kann.

Problematisch könnte die Überheblichkeit werden, welche in der Regionalliga feste FCS-Krankheit ist. So werden Gegner wie Ingolstadt, Pfullendorf oder Reservemannschaften nur allzu gerne auf die leichte Schulter genommen. Bevor es dem FCS wie der Eintracht aus Trier ergeht (wird es wohl nicht, aber nur mal zur Warnung), muss man sich auf den Hosenboden setzen und bei Null starten. Ohne Fleiß kein Preis.

Ich schätze zurzeit die Aufstiegsform des FCS bei 80 % ein, also doch ein klares Ja, dass diese Mannschaft den Aufstieg schaffen kann.

Aber wie heißt es noch so schön:
Hinterher ist man immer schlauer.

Ich wünsche dem FCS auf jeden Fall viel Glück und Erfolg!

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

herr hutwelker,

das nenne ich eine umfassende und präzise analyse.
chapeau. stärken und auch risiken sind m.e. richtig erkannt und benannt.
läuft es von anfang an gut, kann sich überheblichkeit einschleichen, läuft es nicht ganz rund, besteht diese gefahr nicht. dann ist eher die ungeduld der fans zu befürchten.
insgesamt aber ist der aufstieg aus eigener kraft absolut drin.

ein kleiner wermutstropfen - aber der betrifft nicht diesen blog - ist natürlich anzumerken:
es wäre schön, wenn du dich auch in den oberen ligen ähnlich gut auskennen würdest und dein urteil dort ähnlich sicher wäre ;-)

Anonym hat gesagt…

Jawoll, dem kann ich mich nur anschließen. Prima Einschätzung, die (hoffentlich!) zutrifft.
Ein derart kenntnisreiche und gut formulierte Abwägung der Chancen des FCS in Sachen Aufstieg sucht man in der Fachpresse wohl vergeblich.
Glückwunsch zu diesem außerordentlich guten Text und uns alle eine gute Saison des FCS, die ich ja leider nur aus dem fernen Hamburg verfolgen kann ;-(