Samstag, Januar 24, 2009

Der FCS und die Wintereinkäufe

Wintereinkäufe haben im Fußball generell einen eher schlechten Ruf. Sie gelten als die Verlegenheitstransfers, die immer dann getätigt werden, wenn ein Verein sein Saisonziel deutlich zu verfehlen droht oder leistungs-/verletzungsbedingt auf einer bestimmten Position nachgebessert werden muss. Aber auch ein möglicher Aufstiegskandidat muss sich vom verlockenden Gedanken umspielen lassen, schon die Kaderbreite in weiser Voraussicht für das kommende Jahr zu stärken.

Wie wohl jeder andere Verein kennt auch der FCS die Gründe, die für winterliche Aktivitäten auf dem Transfermarkt sprechen, aus eigener Erfahrung. Als man 2004/2005 zur Halbzeit auf einem respektablen siebten Platz stand, musste man einerseits den abgewanderten Sabanov mit dem als Ersatztorhüter reaktivierten Harry Ebertz ersetzen, andererseits reichte der sportlichen Leitung ein Henri Heeren nicht mehr alleine für die linke Außenbahn, sodass man Stephan Kling als vermeintlichen Kracher verpflichtete, der vielen FCS-Fans noch heute als Dauerverletzter in Erinnerung ist. Den anderen Mann für die linke Seite, Matej Sucurovic, hat man hingegen fast wieder vergessen.
2005 verpflichtete man nach einer desolaten Hinrunde im Winter unter anderem Jonathan Jäger, welcher in 45 Spielen 22 Treffer für den FCS erzielen sollte und sich im Offensivbereich als universell einsetzbar erwies. Der Franzose sollte aber wohl der einzige Volltreffer zur Winterpause bleiben, den der FCS auf der Jagd nach winterlichen Schnäppchen abgegriffen hat. Die Liste der Fehleinkäufe erscheint zu lang: Guillaume Deschamps, Ivan Dudic, aber auch Spieler wie Alexis Genet und Florian Hornig blieben hinter den allgemeinen Erwartungen. Und am Ende muss man sich die Frage stellen, ob ein Wechsel überhaupt nötig war.

Auch der Wechsel von Tobias Rott ließ zunächst einige Fragen offen: warum ein weiterer Torwart? Was ist mit Marina? Herrscht nicht ein Überangebot im Tor? Warum kein neuer Mann für die Abwehr?
Im Falle des Heimkehrers Rott sind die Bedenken unbegründet. Der zuletzt operierte Enver Marina könnte zu den ersten Spielen 2009 fehlen, Philippe Stelletta bleibt auf der Liste der Dauerverletzten und Fabian Seel und Maxi Böhmann haben in den letzten Spielen vor der Winterpause nicht immer Souveränität ausgestrahlt. Dass der FCS in dieser Saison den weitaus erfahreneren Rott von Mettlach in die Hauptstadt zurücklotst, wird damit verständlich. In der ersten Halbzeit des Testspiels gegen Wehen-Wiesbaden II deutete Tobias Rott zudem an, dass er gegenüber seiner ersten Zeit in blau-schwarz deutlich gereift ist.

Sonst hat der FCS in dieser Winterpause bislang alles richtig gemacht: keine Neuverpflichtungen, keine Abgänge, keine Spekulationen. Dieter Ferner und die Mannschaft haben 2008 die Oberliga Südwest dominiert, was weniger der Verdienst starker Teilbereiche der Mannschaft als vielmehr die Ausgewogenheit von Jugend und Erfahrung war. Natürlich erkennt man noch die ein oder andere Schwäche am Fußballsystem des FCS, dennoch wäre es viel fataler in dieser Phase der Saison mit ein oder zwei folgenschweren Umstellungen in der Mannschaft das Zerbrechen eingespielter Konstanz zu riskieren, als für ein halbes Jahr den ersehnten Erfolg mit dem Kollektiv einzufahren, auf den es seit Sommer 2008 hinarbeitet.

Im Sommer 2009 werden sich natürlich neue Fragen stellen: kann man Spieler wie Manuel Zeitz halten? Welche Positionen müssen verstärkt werden? Welche Jugendspieler sind in der Lage nachzurücken? Doch hierfür bleibt natürlich viel Zeit, die knapp zwei Wochen vor dem Start in die Pflichtspiele 2009 anders investiert werden sollte.

Will sich der FCS bis dahin einen Gefallen tun, so stellt es sich im Januar 2009 alleine die Frage nach dem Aufstieg und stellt obige Fragen hinten an. Zu oft hat man in der Vergangenheit den Erfolg der Voreile geopfert.

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