Donnerstag, Mai 11, 2006

Der Kunde ist König

Die heutigen Fans werden nur noch seltenst vom Verein als treue Seelen der Stadien angesehen. Vielmehr geht es nur noch um ihre Kundschaft, die verwöhnt werden möchte, die man bei Laune halten muss und die dann den Sponsor an Geld bereichern soll. Fußball gibt es als Beilage.

Ein gutes Beispiel in der Praxis hierfür war der Besuch des Spiels 1860 München gegen 1. FC Saarbrücken. Auch hier trägt das Stadion einen Sponsornamen und steht fernab jeglicher Zivilisation auf einer ehemaligen Müllhalde nahe München. In besagtem Luftkissenboot gibt es natürlich die Uhren vom Nochhauptsponsor zum Billigpreis, hier und da mal wieder neben Schriftzügen verschiedener Sponsoren das Emblem der Münchener Löwen.
Vor dem Spiel werden noch die Helden der letzten Meistermannschaft der Sechzger geehrt und das Spiel kann beginnen. Mit 1:0 für die Heimmannschaft geht es in die Kabine.

In der Halbzeit wird dann die Heimkurve von den Sportfreunden Stiller berieselt, die ihre neue Fußballhymmne zur WM vorstellen. Ein hipper Song, der die Fans schon auf das nächste Event einstimmt, nämlich die Verabschiedung des Hauptsponsors nach einem Jahr aufopferungsvoller Arbeit. Dieser hatte nach den zuletzt miserablen Leistungen der Sechzger den Schriftzug vom Trikot genommen und der Präsident hatte die Fans dazu aufgefordert, die Spieler mal kräfig auszupfeifen, falls das Geschehen auf dem Rasen mal wieder nicht so glänzend war, wie das Auftreten des Sponsors, der sogar das Riesentrikot in der Kurve sponsorte (auf dem natürlich die Werbung prangte). Der Stadionsprecher kommentierte dies mit: "Noch nie war ein Sponsor so nah an den Fans."

Fußball wurde auch noch nebenher gespielt und trotz einer eines Zweitligisten unwürdigen Leistung gewann 1860 München.

Nun folgt für den FCS auch das Saisonhighlight, das Stadionfest. Unsere saarländische Brauerei aus HOM hat natürlich als guter Sponsor die braven Fans in Pausenspielchen dazu gebracht, Freibier zu erspielen, welches sich die Fans zum Stadionfest brüderlich teilen sollen. Jeder geht zufrieden nach Hause, ist ja egal was die Abstieger auf dem Rasen so machen, hauptsache, wir haben unser Freibier...

Soll es das wirklich gewesen sein? War das das Ende des FCS in Liga 2? Ist alles doch ganz versöhnlich ausgegangen, nur weil das Event "Stadionfest" die Fans mit Freibier ruhig gestellt hat?

Ist es nicht das Primärbedürfnis eines jeden Fans, dass sein Verein kämpft? Will man nicht lieber den Sieg über den Gegner feiern, als sich von Events volldröhnen zu lassen?

Die Bedürfnisse eines Kunden hat der FCS vielleicht erfüllt, aber nicht die eines Fans!


Bitte seid nicht blind, denkt daran, wer ihr seid und was ihr wollt. Seid ihr die Kunden, die am Event "FCS-Spiel" interessiert sind oder seid ihr am Verein interessiert? Seid ihr Fans?

Ich möchte hier niemandem sein Freibier schlecht machen, aber wenn ihr dann im Stadion seid, denkt an meine Worte und überlegt euch, ob ein Stadionfest eine verkorkste Saison vergessen machen kann. Das kann es nämlich meiner Meinung nach nicht!

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