Es geht wirklich nichts über das Erlebnis eines Fußballspiels im Stadion. Die einen zieht es auf die Tribüne, der freien Sicht oder Überdachung wegen, die anderen stellen sich auf ein Bier mit Bekannten zusammen und diskutieren 90 Minuten unentwegt, während wiederum andere sich direkt in den Stimmungskern des Fanblocks stürzen und das Stadion mit Gesängen füllen. Dann gibt es da noch diejenigen unter uns, die den verschiedensten Gründen nur selten oder sogar nie einem Fußballspiel der eigenen Mannschaft beiwohnen können.
Zumindest in Sachen FCS gibt es nun per Internet-Radio die Möglichkeit, stets über das aktuelle Stadiongeschehen informiert zu sein. Da ich bei der 0:3-Niederlage in Mainz selbst nicht vor Ort sein konnte, hatte ich die Gelegenheit, mir selbst ein Bild von dieser Neuerung im Internet-Angebot des FCS zu machen.
Moderation:
Die Ankündigung, dass die beiden Stadionradiomoderatoren Christoph Tautz und Frank Falkenauer aus Mainz berichten sollten, mag im Vorfeld zu einigen Bedenken geführt haben, da beide schon einiges an Kritik einstecken musste, nicht zuletzt wegen der Arbeit im heimischen Ludwigspark (vielleicht werden sich einige Frauenverbände an den "Frauentag" der letzten Regionalligasaison erinnern). Als ich das Radio einschaltete und gerade über Mike Frantz' letztwöchigen Frisörbesuch sinniert wurde, hielt ich alle schlimmsten Befürchtungen bereits für eingetreten. In der Folgezeit erwies sich das Duo Falkenauer/Tautz jedoch als souverän und bestens informiert. Neben den Namen aller Spieler waren selbst kleinste, interessante Details bekannt und wurden regelmäßig an den Zuhörer weitergegeben. Beim Lattentreffer des FCS ließen die beiden Moderatoren auch nicht die nötige Leidenschaft die vermissen, die ein gelungenes Fanradio ausmacht. Spieltechnisch ruhige Abschnitte wurden mit kleineren Gesprächen über verschiedene Themen überbrückt, auch wenn der Stadionneubau wohl nicht von Bedeutung sein sollte, wenn man gerade in der Oberliga spielt. Aussprüche wie "Was zieht der für eine Fresse." bei der Auswechslung von Hajdarovic bewiesen dann doch das Einfühlungsvermögen der Moderatoren in die sujektive Fansicht. Insgesamt zeigten Falkenauer und Tautz eine gute Vorstellung und haben einen ersten Maßstab für die kommenden Kommentatoren im Fanradio. Laut der letzten Sendung werden nämlich abwechselnd immer neue Stimmen im Fanradio zu hören sein.
Technik:
Erste Irritationen waren nach Download der benötigten Software aus der Welt geschafft. Leider störte ein leichtes Rauschen und Surr-Geräusch die Übertragung ein wenig.
Musik:
Natürlich ist Musik Geschmackssache. Aber die musikalische Untermalung der Live-Übertragung kann mit einem Wort charakterisiert werden: unpassend. Ernsthaft: wer möchte während einem Fußballspiel plötzlich mit sanften Balladen oder Liebesliedern terrorisiert werden? Selbst wenn es warscheinlich Richtlinien der GEMA sind, die zu Musik von teilweise erschreckender Qualität geführt haben, sollte da doch beim nächsten Mal die Auswahl ein wenig mehr durchdacht sein. Musik beim Fußball sollte doch ein wenig in Richtung Stadionrock orientiert sein. Immerhin fehlte im Webradio (vollkommen zurecht) Ballermann-Party-Mucke, wie sie zu Klemmschen Zeiten hemmungslos durch die Lautsprecher des ehrwürdigen Ludwigsparks gedröhnt wurde.
Interviews:
Ein nettes, unerwartetes Extra waren die Interviews während der Übertragung des Fanradios. So konnte man in der Halbzeitpause Werner Weiß, seines Zeichens Trainer der Ligakonkurrenten aus Trier, für ein Gespräch gewinnen. Auch mit Präsident Horst Hinschberger plauderte das Kommentatoren-Team munter, während dieser wohl weitere Sympathiepunkte bei den Zuhörern gewann.
Atmosphäre:
Lobenswerterweise gelang es dem Fanradio, während der gesamten Übertragung die Atmosphäre im Stadion am Bruchweg einzufangen und diese an den heimischen Computer zu transportieren. Das kommentierte Geschehen wurde stets von den Reaktionen der Stadionzuschauer begleitet. Auch die lautstarken "Schieber"-Rufe werden wohl dem ein oder anderen Zuhörer ein Lächeln abgerungen haben. Bestimmte Rufe wie "Auf die Fresse!" blieben dabei jedoch wohl bewusst unkommentiert.
Fazit:
Die Fanradio-Premiere verlief durchwachsen, konnte jedoch in den essentiellen Bereichen wie Kommentar und Atmosphäre punkten, was die teilweise furchterregenden musikalischen Einlagen vergessen macht. Insgesamt wirkte die Übertragung doch schon sehr routiniert und wird in den kommenden Spielen ledeglich an Kleinigkeiten feilen müssen. Für Exilsaarländer und alle anderen "Nicht-Stadiongänger" stellt das Fanradio jedenfalls eine gelungene Verbindung zum FCS dar.
Schön, dass ihr alle da seid!
vor 5 Tagen
3 Kommentare:
Klasse das es jetzt auch ein Fanradio gibt. Letzten Sonntag konnte ich es noch nicht hören, aber beim nächsten Auswärtsspiel des FC werde ich mir das mal anhören.
Danke für den Hinweis und die Vorstellung.
Sogar schon morgen beim nächsten Heimspiel!
Oh, klasse, das ist ja genial für mich, für den von Hamburg aus ja leider jedes Spiel des FCS ein "Auswärts"-Spiel ist. Da werde ich morgen Abend ganz Ohr sein.
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