Fußball im November gehört sicherlich nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen: Kultstätten wie der Ludwigspark warten nicht mit modernen Mitteln wie Wärmestrahlern oder geschlossenen Dächern auf sich, man steht meist in dicke Wintersachen eingewickelt im Stehblock. Und wenn man sich selbst unter erschwerten Bedingungen an die Aufgabe macht, die Mannschaft nach bestem Wissen und Gewissen zu unterstützen, spielen eben jene Herren mit dem FCS-Wappen auf der Brust gerade so, als bahne sich der dritte Abstieg in Folge an.
Nach der traditionellen Anreise mit der Bahn (dieses Wochenende blieb ausnahmsweise streikfrei) und dem obligatorischen Besuch der Virage Est, war dann irgendwann die Zeit für den Anpfiff. Der FCS begann in seiner Startelf überraschenderweise erneut mit Mike Brückerhoff und Manuel Rasp. Auch Pascal Formann, in den vergangenen Spielen zum Gegenstand wilder Kritik geworden, durfte sich von Beginn an beweisen. Auf der Gegenseite hatte man es fast durchweg mit Feierabendfußballern zu tun, die mit ihrem Verein aus dem beschaulichen Hasborn den letzten Tabellenrang belegten. Zusätzlich gab sich Spielertrainer Bernd Rohrbacher, langjähriger FCS-Akteur und gern gesehener Gast bei Spielen der Alten Herren, die Ehre.
An dem Wochenende nach den Vorfällen in Italien gab es auch im Ludwigspark einige unübersehbare Reaktionen, die sich vor allem gegen die weit verbreitete Kriminalisierung von Fußballfans richtete. Auf den Rängen zeichneten sich, was nach den letzten Misserfolgen nicht anders vorauszusehen war, deutliche Veränderungen nach unten ab. Immerhin hatten sich noch 3300 Zuschauer zum Spiel eingefunden, welche zunächst den FCS im Aufwind sahen. Hasborn beschränkte sich dabei auf die passive Rolle und versuchte die zahlreichen Angriffe des FCS nicht bis vor das Tor kommen zu lassen. Nach 14 Minuten fand dann ein Pass in den Strafraum Nazif Hajdarovic, welcher keine große Mühe hatte, den Ball ins Tor einzuschieben - 1:0! Auf den Rängen machte sich neben großzügigem Jubel auch die Erleichterung breit, dass endlich einmal der Fluch der letzten Spiele gebrochen werden könnte. Auf der Gästeseite schien sich das taktische Konzept in Luft aufzulösen, da man verletzungsbedingt schon nach einer Viertelstunde Feid für Holz ins Spiel bringen musste. In der 24. Minute geschah dann das Unfassbare: Pascal Formann wehrte einen vermeintlich haltbaren Freistoß unglücklich ab, sodass Dörr per Kopf aus kürzester Distanz den Ausgleich markieren konnte. Erste Pfiffe gingen durch das weite Rund des Ludwigsparks.
Schon vier Minuten später war die FCS-Welt dann wieder in Ordnung: Julien Humbert brachte den FCS per Kopf erneut in Führung. Dass die Hasborner nicht direkt wieder ausglichen, lag einzig und allein daran, dass der Linienrichter beim Tor der Hasborner im direkten Gegenzug die Fahne hob. Kurz darauf hatte man auch auf Seiten des FCS einen Wechsel vorzunehmen: Charles Haffner verließ den Platz verletzt, Tim Schwartz kam hinein. Viel am Ergebnis änderte sich in diesem Durchgang nicht mehrt, da es Manuel Rasp nicht vergönnt war, aus dem Fünfmeterraum heraus das verwaiste Tor zu treffen. Eigentlich hätte das die Entscheidung sein können.
Dieses Wechselbad der Gefühle beeinflusste zumindest im Teilen den FCS-Support, welcher nach beiden Führungstreffern ein wenig aufflammte, wohl aber in Erwartung dessen, was folgen sollte, vergleichsweise mager blieb.
Nach dem Seitenwechsel traf dann die Situation ein, die man vor dem Spiel noch eher scherzhaft vorausgesagt hatte: Bernd Rohrbacher traf gegen seinen Ex-Verein. Es wäre ja leicht gewesen, einen Gegentreffer eines ehemaligen FCSlers zu verkraften, wenn dieser nicht schon 42 Jahre alt wäre und mit seiner ausgesprochen "unvorteilhaften" Körpergröße dann noch einen Kopfballtreffer erzielt hätte. Die Verbitterung trieb es sogar so weit, dass auf der Haupttribüne und im F-Block zahlreiche "FCS-Fans" hämisch applaudierten. Manuel Rasp hätte die Führung erneut herstellen können, scheiterte diesmal aber aus fünf anstelle von zwei Metern. Eigentlich kein Wunder, wenn sich die "Jungstars" des FCS Spott und Häme ausgesetzt sehen, wenn nicht einmal mehr die einfachsten Dinge im Leben klappen.
Perfekt machte die Blamage/Katastrophe dann ein Beinschuss seitens Feid für Pascal Formann. Was unter Feierabendfußballern einen "Kasten" kostet, kostete den FCS auch noch den letzten Punkt und das letzte bisschen Respekt, was ihm noch von den schlechteren Mannschaften entgegengebracht wurde. Stimmungstechnisch war ein weiterer Tiefpunkt im Ludwigspark erreicht, an dem die Haupttribüne und der F-Block zu einem erweiterten C-Block mutierten. Im E-Block feuerte man noch einmal die Mannschaft vergebens an, da man am Ende nicht einmal mehr einen Punkt verteidigen konnte.
Den FCS hat es kurz vor Ende des Fußballjahres 2007 noch einmal richtig kalt erwischt. Mannschaft, Trainer und Manager verlieren in den letzten Wochen kontinuirlich an Kredit, nachdem diese schon als Retter des FCS und Wegbereiter einer neuen Ära galten. Dabei kommt es nun zu alten Automatismen im Saarbrücker Umfeld und (kaum vorhandene) sachliche und (übermäßige) unsachliche Kritik ergeben zusammen mit der sportlichen Misere ein Bild des Chaos, so wie man es eigentlich seit nunmehr vielen Jahren gewohnt ist. "Im Leuchtturm is' die Birn' kaputt!", meinte ein Bekannter nach Spielende zu mir. Wer die Glühbirne letztenendes auswechseln muss und wie das zu bewerkstelligen ist, scheinen im Moment weder Verein noch das kritikfreudige Umfeld zu wissen.
Schön, dass ihr alle da seid!
vor 5 Tagen
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