Wenn am Samstag um 14.30 Uhr der ehrwürdige Rasen des Ludwigsparks darauf wartet, von holzenden Oberligafußballern und den (gefühlten) Brasilianern der Saar-Lor-Lux Region betreten zu werden, steht vielleicht eine der bisher größten Herausforderungen der ersten Saison der Post-Ostermann-Ära an: Der FCS wird sich an seiner Selbsteinschätzung messen lassen müssen.
Der SV Roßbach/Wied ist als erstmaliger Aufsteiger in die Oberliga Südwest so unbekannt, wie es nur irgendwie möglich ist. Eigentlich passt dieser Verein wunderbar in diese weitgehend unbekannte Gemeinde mit dem Allerweltsnamen "Roßbach". Beunruhigend wirkt er trotzdem, dieser Verein der 1968, im Jahr der Studentenrevolte, gegründet wurde, um den Fußball in Roßbach wiederzubeleben. Den Aufstieg in die Oberliga trat man dabei mit einem Jahr Verzögerung an, da man zwar 2006 Meister wurde, aber als Spielgemeinschaft Roßbach/Verschied nicht aufstiegsberechtigt war. Vergleichbare Entwicklungen gab es im Saarland zuletzt zur Glanzzeit des FC Kutzhof, welcher sich vor seiner Verbandsligameisterschaft vom Partner SV Holz trennte. Anders als Roßbach kam Kutzhof aufgrund der finanziellen Lage nie in der Oberliga an und spielt heute in der Kreisliga B Lebach - eine Klasse tiefer als der SV Holz.
Der Ruf, der den Aufsteigern aus Rheinland-Pfalz vorauseilt, ist der eines Favoritenschrecks. Am ersten Spieltag wurde Pirmasens beim Gastspiel in Roßbach kalt erwischt und ließ ganze drei Punkte in der Ferne. Danach konnte der SV Roßbach/Wied seine beiden Auswärtsspiele in Kaiserslautern und Homburg gewinnen, was wohl nicht nur in Saarbrücken für Spott und Häme sorgte. Auch Wormatia Worms entwischte dem Fluch des Favoriten nicht und musste sich den Aufsteigern geschlagen geben. Von den Aufstiegsanwärtern haben es einzig Mainz II und Trier geschafft, einen kühlen Kopf zu bewahren und den Underdog zu entzaubern.
Für den FCS steht, so banal es sich anhört, die Probe aufs Exempel an. Beim den Gästen verschwimmen die Grenzen. Roßbach macht die Entscheidung schwer, ob man mit einer spielerischen Leichtfertigkeit wie gegen Köllerbach antreten soll oder ob man doch die Aufgabe mit etwas mehr Konzentration und Ernst als üblich übernimmt. Gerade dieser Weg hat in den letzten Wochen vielleicht dazu beigetragen, dass die überragenden Spiele ausgeblieben sind und längst nicht alle mehr mit einem einfachen Sieg zufrieden sind. Einig sind sich wohl alle nur in der Vorgabe für dieses Spiel: weder darf man einem starken Aufsteiger mit Angst entgegentreten, noch darf man zu hochnäsig und fahrlässig spielen.
Interessant wird sich gegen Roßbach vor allem die Stürmerfrage gestalten. In Idar-Oberstein blieben die Stürmer blass, wobei Marcel Schug, sowie Arif Karaoglan, schon früh verletzungsbedingt das Feld räumte. Volkan Özgün wurde meist ungünstig angespielt und agierte auch nicht wirklich bemüht in der Balleroberung. Der eingewechselte Manuel Rasp hätte im entscheidenden Moment mit einem Tor das stärkste Argument für eine Rückkehr in die Startelf bringen können, wartete aber so lange, bis der letzte Verteidiger ihn vom Ball trennte. Somit scheint der wiedergenesene Nazif Hajdarovic als bester Torschütze gesetzt, während Schug und Rasp sich um den zweiten Platz bewerben müssen. Egal, für wen sich Michael Krüger am Ende entscheidet, so wird das Spiel für denjenigen eine Chance, etwas Selbstvertrauen zu tanken, wenn er dem Gegner mit einem gewissen Maß an Respekt gegenübertritt. Vorsicht ist geboten, denn es gibt zwei große Gefahren: Angst und Arroganz.
Links zum Thema:
- Michael Krüger erwartet eine konzentrierte Leistung (FCS-HP)
- SV Roßbach/Wied
Schön, dass ihr alle da seid!
vor 5 Tagen
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen