Je älter die Saison wird, umso weniger zweifelt man aus FCS-Sicht an dem Aufstieg in die vierthöchste deutsche Spielklasse. Dennoch vollzieht sich gleichzeitig die Entwicklung, dass selbst die vermeintlich kleinen Gegner im Ludwigspark eher hartnäckig auftreten. So wie Betzdorf, die Mannschaft, die optisch an die Gartenbaugeräte des (Noch-)Hauptsponsors erinnert.
Bei einem strategischen Meinungsaustausch von Teilen der Leuchtturm-Redaktion im A-Block zu Spielbeginn bewunderte man noch die neu gestrichenen Aufgänge in allen Blöcken (von wegen neues Stadion!), als der FCS seinen Gegner schon gehörig unter Druck setzte.
Gästetorwart Sven Eckhardt sollte nach einer Otto-Flanke kurz nach Anpfiff erheblich in Bedrängnis geraten, stoppte das Leder aber noch vor der Linie. Erst später bewies der Mann im Betzdorfer Tor, dass die optische Verwandtschaft zu Fabien Barthez doch nicht so weit hergeholt sein kann.
Zu diesem Zeitpunkt zeichnete es sich schon ab, dass wieder ein Gast des 1. FC Saarbrücken die taktische Ausrichtung von neun bis zehn Abwehrspielern für sich entdeckt hatte und dementsprechend das Spiel auf ein Tor verlief. Nach 15 Minuten hatte Manuel Zeitz, der wieder ins Team gerückt war, die Gelegenheit seinen Einsatz mit einem Tor zu rechtfertigen, allerdings verpasste er eine Flanke von links knapp. Nicht nur Zeitz, sondern auch Caner Metin kehrte in die Startformation zurück. Metin begleitete dabei einen ungewöhnlich offensiven Part, der faktisch keinen Zweifel daran ließ, dass er als Sturm-Ersatz für Hajdarovic agieren sollte, wendig und quirlig im Gegensatz zum oft ungelenk wirkdenden Bosnier. Zu guter Letzt hatte es noch Nico Weißmann auf die Bank verschlagen, für ihn spielte Stelletta.
Auf dem Platz sahen diese Umstellungen ganz vernünftig aus, war der FCS während der ersten Halbzeit spielbestimmend. Der Fehler lag dann, wie so oft, im einfachsten Detail: ein Hajdarovic ist trotz anderer fehlender Qualitäten eben doch der effektivste aller FCS-Stürmer. So wurde die bis dato beste Chance nach 40 Minuten von Caner Metin frei vor Eckhardt vergeben, zweimal parierte der Betzdorfer Schlussmann Schüsse aus nächster Nähe.
Nach der Pause änderte sich zunächst wenig. Die SG 06 Betzdorf mauerte kompromisslos, schaffte es aber einmal in Ballbesitz nicht auch nur einen vernünftigen Pass in die Spitze zu spielen. Der FCS tat sich weiterhin sehr schwer, sodass Dieter Ferner irgendwann mit Marcel Schug im Austausch für Caner Metin den Sturm neu beleben musste. Nach 62 Minuten landete ein Freistoß aus dem linken Halbraum irgendwie bei Sammer Mozain, der die unübersichtliche Situation nutzen konnte und Eckhardt das 1:0 einschenkte.
Mit Nazif Hajdarovic für den glücklosen Strohmann brachte Ferner eine weitere Offensivkraft, um das Spiel nun zu entscheiden, allerdings kam es fünf Minuten nach der Führung zu einer neuen, bisher unbekannten Situation: ein Betzdorfer Spieler erhielt den Ball, kein FCS-Spieler zeigte sich weit und breit. Der eingewechselte Rosin legte das Spielgerät am herausgelaufenen Tobias Rott vorbei und schob zum unerwarteten Ausgleich ein. Sollte es jetzt etwa zu einem zweiten Wirges kommen und der FCS im Aufstiegskampf straucheln?
Die Blau-Schwarzen reagierten mit einer Vielzahl von Angriffen, aus denen eine Vielzahl von Eckbällen resultierte, die zumeist witz- und ideenlos ausgeführt wurden. Warteten im Strafraum zu viele Abwehrspieler, so probierte man die kurze Variante, welche in handballähnlichen Auswüchsen endete, bei denen der Ball einfach vor dem Sechzehner hin und her wechselte. Nach 80 Minuten hatte Dieter Ferner endlich ein Einsehen und brachte Nico Weißmann für den unüberzeugenden Pascal Stelletta und die Schlussoffensive wurde eingeläutet, während Betzdorf an die Grenzen der eigenen Ausdauer stoß.
In der 84. Minute erfolgte die Erlösung für 3.100 Zuschauer. Zeitz versuchte in den Strafraum zu gehen, gefühlte 20 Abwehrbeine stellten sich ihm in den Weg, der Ball stockte immer wieder, dann ein Schuss der geblockt wird und schließlich war es Marcel Schug, der allen Kritiken zum Trotz den Ball wuchtig im Netz unterbrachte: 2:1!
Als der Schlusspfiff ertönte sackte auf Gästeseite eine Mannschaft, die gekämpft und verloren hatte, förmlich in sich zusammen, während es auf der anderen Seite einen Arbeitssieg zu feiern gab. Der FCS bleibt auch im heimischen Ludwigspark eine Macht, auch wenn die Gegner nun erkennen, dass man am besten Beton anrührt, um "Dieter Ferner's Blue and Black Army" gefährlich zu werden. Der 2:1-Sieg war kein Augenschmaus für Fußball-Ästhetiker, allerdings halten die drei Punkte den Nimbus des ungeschlagenen Spitzenreiters aufrecht und geben den Druck nach Homburg weiter, wo man nur noch auf ein mittelschweres Wunder hoffen kann. Der FCS erledigt seine Hausaufgaben weiter pünktlich und zur vollsten Zufriedenheit seiner Fans.
Mangelnde Impulskontrolle
vor 14 Stunden
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