Es ist einfach traurig, dass sich eine gestandene Pressemannschaft nebst semiprofessionellen Nachahmern eines Medienangebotes im Vorfeld dieses Spiels der inflationär verwendeten Frage nach der "wahren Nummer Eins des Saarlandes" so widmeten, dass man glatt vergessen konnte, dass da Elversberg und Saarbrücken aufeinandertrafen, zwei Mannschaften, deren Namen und Ligenzugehörigkeit als Mahnmal für den Niedergang des Saarfußballs stehen. Aus Saarbrücker Sicht wurde es also ein in mehrfacher Hinsicht bitterer Abend.
5.800 Zuschauer sahen eine gegenüber dem letzten Spiel leicht veränderte Saarbrücker Elf. Berrafato fügte sich wieder in die Innenverteidigung ein, Manuel Zeitz durfte für Caner Metin etwas nach vorne rücken und das Duo Petry/Schug sollte mehr Gefahr als die zahnlosen Hajdarovic (im Saarlandpokal auch heute gesperrt) und Strohmann ausstrahlen.
Dies gelang zunächst eindrucksvoll. Vier Minuten waren gespielt bis der Ball zum ersten Mal im Netz zappelte und der Ludwigspark bebte, doch dieser Jubelschrei erstickte in der angeblichen Abseitsstellung von Philipp Wollscheid. Nicht beeindruckt von diesem leichten Dämpfer erspielte sich der FCS die höheren Ballanteile und bestimmte das Spieltempo. Vergebens, möchte man meinen, scheiterte Saarbrücken schon oft an der Elversberger Defensive, die ähnlich der letzten Gegner in der Oberliga agierten. Selten fand eine Flanke auch einen Weg um den Abwehrriesen Jean-Claude Mpassy, der in der vergangenen Saison noch blau-schwarz überstreifte. Unschöne Szenen auf beiden Seiten gab es Mitte der ersten Hälfte, als zunächst Denny Herzig für ein hartes Tackling völlig zurecht die Gelbe Karte sah, allerdings in der Folge mit Wurfgeschossen aus dem D-Block bedacht wurde, was zu einer kurzen Unterbrechung führte.
Ab der 30. Minute kam Elversberg zunehmend in die Nähe des Saarbrücker Strafraums. Hier machte sich zum ersten Mal der Hauptunterschied zwischen Regional- und Oberliga bemerkbar: während man in der Oberliga gegen den FCS mauern muss, um eine Chance auf einen Punktgewinn zu haben, konnte die SVE deutlich angriffslustiger spielen. Tobias Rott hatte wenig zu tun, allerdings hatte nun Elversberg die besseren Torgelegenheiten.
Kurz vor Ende des ersten Spielabschnittes unterlief dann Tobias Rott der bisher folgenschwerste Patzer in der noch jungen Zeit seines zweiten FCS-Engagements: ein scheinbar harmloser Freistoßball glitt dem FCS-Schlussmann aus den Händen und Denny Herzig spitzelte das Leder dem Unglücksvogel aus nächster Nähe durch die Beine. Keine Foul am Tormann im Fünfmeterraum, sondern ein gänzlich reguläres Tor zum 0:1 aus FCS-Sicht.
In der zweiten Halbzeit zog sich Elversberg immer weiter in die eigene Hälfte zurück und ließ den FCS in den eigenen vier Wänden auf und ab laufen. Ein verständlicher Schachzug von SVE-Trainer Vasic, der jedoch auf tönernen Füßen stand. Für den 1. FC Saarbrücken bedeutete das ein 45-minütiges Spiel auf das gegnerische Tor, dem Elversberg gegen eine von Berrafato und Wollscheid souverän eingestellte Verteidigung wenig entgegenzusetzen hatte. Der FCS versuchte alles Erdenkliche, schöpfte alle Mittel aus, so wie man es auch in der Liga zuletzt ein wenig vermisst hatte, und scheiterte doch immer wieder an der fehlenden Durchschlagskraft. Meist war es ein Pass zuviel, eine zu kurze oder zu hohe Flanke oder gar der eigene Mann, der bei einem aussichtsreichen Versuch im Wege stand. Die Elversberger taten ihr Übriges zum glücklosen Auftreten der Hausherren und betrieben ein Zeitspiel, das leider nicht vom Schiedsrichter mit den längst überfälligen Verwarnungen bedacht wurde. Unschön wurde es noch einmal kurz vor Schluss, als erneut Gegenstände in Richtung der Gästespieler flogen und zu allem Überfluss schloss mit Nico Zimmermann ein ehemaliger FCS-Akteur in der 89. Minute einen der wenigen Elversberger Konter zum 2:0-Endstand ab.
Für den FCS endet der Traum vom Saarlandpokalfinale, vom Hineinschnuppern in das Gefilde längst vergangener, besserer Tage bitter. Die erste Pflichtspielniederlage seit Worms schmerzt hartgesottene FCS-Anhänger nicht wirklich, spielte man schließlich über 90 Minuten hinweg keinen schlechten Fußball, jedoch schmerzt der Ausfall möglicher Einnahmen aus dem Pokalwettbewerb die Vereinsexekutive.
Der 1. FC Saarbrücken kann auch eine Liga höher bestehen bestehen, wenn er sich selbst nicht zu sehr im Wege steht. Vielleicht hat in diesem Fall die unglückliche Niederlage einigen FCS-Fans den Dienst erwiesen, sie in Sachen Regionalliga auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Aber Saarbrücken wäre nicht Saarbrücken, wenn nicht noch das Gegenteil möglich wäre.
Mangelnde Impulskontrolle
vor 14 Stunden
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