Die Virage Est, ihres Zeichens Fanverbund aus verschiedenen Gruppierungen und Einzelpersonen, hat sich nun öffentlich in einer Stellungnahme zum geplanten Stadionneubau geäußert. Schnell wurde der Ruf laut, dass es sich bei der Gruppierung, überwiegend in Richtung der Ultrà-Szene orientiert, um "Ewiggestrige" und betonköpfige Traditionalisten handelt. Doch stimmt dies wirklich oder haben hier wieder einmal viele Leute einfach nur gelesen, was sie lesen wollten?
Die Stellungnahme beginnt mit der Quintessenz des Inhalts:
Die Heimat abgerissen und auf Tradition geschissen!
Heute ein neues Stadion – morgen ein gemeinsamer Verein (FC Saar)?
Pro Umbau und Modernisierung – gegen Neubau!
Wer genau verstehen möchte, was die Virage Est mit ihrer Wortmeldung in der Stadionfrage mitteilen will, müsste eigentlich nur diese Worte lesen. Dennoch verstärkt der historische Rückblick auf die Standortfrage den Eindruck, dass Tradition das einzige Argument gegen einen Stadionneubau sei. Der Verweis auf Hans Helmer als große Persönlichkeit der Vereinsgeschichte passt dennoch in die Argumentation, da er verdeutlicht, welchen Wandel der Fußball innerhalb der letzten Dekaden vollzog. Somit wirkt die Möglichkeit des Stadionneubaus von Beginn an unsympathisch und steril.
Wer denkt, dass sich die Argumentation der Virage Est in Fußballromantik verliert, irrt jedoch gewaltig ("Doch wir wollen nicht nur das Argument „Tradition“ in die Wagschale werfen."). Hier entfaltet die Stellungnahme ihre starken Argumente und gleichzeitig wichtige Streitpunkte, welche zwar nicht neu, aber immer wieder nennenswert sind:
-Verkauf des Stadionnamens
-Zusammenlegung saarländischer Vereine
-Umzug
Das ist eigentlich nichts anderes als das, was schon seit Wochen diskutiert wird und berechtigterweise Bedenken gegenüber einem neuen Stadion schürt. Der Teufel liegt jedoch im Detail, besser gesagt in der Wendung "Wir müssen uns die Frage stellen, welche Veränderungen und vor Allem welche Nachteile sich für uns Fans ergeben werden...". Diesen Satz interpretierten die Virage-Est-Kritiker als Angst vor der erneuten Zusammenlegung zu einem gemeinsamen Fanblock. Tatsächlich scheint dies eine deutliche Fehlinterpretation zu sein, da dieser Satz eine Einleitung zu oben genannten Themen ist. Nirgendwo fällt auch nur das geringste Wort über Stimmung oder die Fanszene an sich, da diese einfach nicht Gegenstand der Stadiondiskussion darstellen, solange der erste Spatenstich noch nicht getan ist.
Die Virage Est stellt sich in ihren Ausführungen nicht gegen das Moderne, sie macht sich jedoch stark für die Beibehaltung des Standorts Ludwigspark und somit der Erhaltung der traditionellen Spielstätte des Vereins. Hier ist die Frage mehr als berechtigt, ob man wirklich das Modell Wehen-Wiesbaden, also ein "Einwegstadion" der Möglichkeit der Modernisierung und des Umbaus vorziehen soll. Verwerflich ist der Gedanke keinesfalls und der von Kritikern propagierte Zündstoff im Text der Virage Est fehlt gänzlich. Vielmehr handelt es sich um einen einfachen, legitimen Beitrag zur Stadiondiskussion, der zwar leicht subjektiv sein mag, in den Kernpunkten dennoch Sachlichkeit bewahrt.
Vielleicht sollten sich die Virage-Est-Kritiker vor allem den Schluss der Stellungnahme durchlesen, da hier auf den Punkt gebracht wird, was in so vielen Diskussionen zu bestimmten Themen leider fehlt:
"Öffnet die Augen und Ohren, nehmt konstruktiv an Diskussionen teil und denkt über die Argumente der Anderen nach. Es ist nicht alles Gold was glänzt."
Schön, dass ihr alle da seid!
vor 5 Tagen
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