Sonntag, Februar 08, 2009

Wer siegestrunken, der will nicht unken

Ein Machtwort von Wettergott und Platzkommission verdammt den FCS ein weiteres Wochenende zum Zuschauen und zum dritten Mal uns FCS-Fans zum Nicht-Zuschauen, es sei denn, man fuhr gestern zum Testspiel nach Leimen (4:4 gegen Sandhausen) oder heute zum 5:1-Sieg der A-Junioren im DFB-Pokal gegen Werder Bremen. Diese Pause bleibt dabei die letzte Gelegenheit für eine eigene, selbstverordnete Denkpause. Wer ein paar unangenehme Gedanken vertragen kann, darf sich dieser Beitrag also in Ruhe durchlesen.

Zwei beachtliche Unentschieden und ein Sieg gegen Regionalligisten, Machtdemonstrationen gegen unterklassige Saarvereine und nur eine Niederlage in der Vorbereitung bilden die positive Bilanz des FCS, die vor dem Auftakt der Pflichtspiele nicht nur beruhigen, sondern die Euphorie steigern. In den Köpfen spielt der FCS schon längst nicht mehr in der Oberliga, man redet von den künftigen Duellen gegen Eintracht Trier, wie man Elversberg in Windeseile auch sportlich wieder überholen wird und Präsident Hinschberger bezeichnet die 2. Bundesliga als "mittelfristiges Ziel". Die Gespräche um einen Stadionneubau kehren mit regelmäßiger Sicherheit ins kollektive Gedächtnis zurück.

Und hier beginnen auch die Probleme, Übermut und Größenwahn, die "Saarbrücker Überheblichkeit" in prägnanten Worten, wie man sie von Anhängern gegnerischer Vereine zu hören bekommt oder selber dann verwendet, wenn das Kind erst einmal in den Brunnen gefallen ist. Dennoch ist die Feststellung meist nur undifferenziert und bewirkt eher, dass sich niemand seiner Blau-Schwarzen Brille entledigen will. Eher wird man auf eine breite Ablehnung stoßen, als Miesepeter gebrandmarkt und darf sich in der Beliebtheitsskala der Kollegen, die schon ein 1:1 gegen einen Regionalligisten als Vorboten des Aufstiegs feiern, ganz weit hinten anstellen.

In der Tat dürfte das letzte halbe Jahr Balsam für die geschundene FCS-Seele zu sein. Nach drei Abstiegen, einer desaströsen Vereinspolitik in den letzten Jahren und vielen Spielern, die kamen, schlecht aussahen und schnell wieder gingen, erhielt man mit Dieter Ferner den personifizierten Geist des erfolgreichen FCS der 70er Jahre einverleibt, ehemalige Spieler kehrten gereift von anderen Engagements zurück und einige Rohdiamanten schafften den Sprung in den Umkreis der ersten Mannschaft. Wenn man Woche für Woche draußen steht, ob man dabei seine Mannschaft nun lautstark oder einfach mit seiner Präsenz unterstützt bleibt völlig gleich, macht einen das stolz als FCS-Fan in dieser bislang großartigen Saison einen Teil dieses Vereins zu bilden.
Ins Negative verklärt sich dieser Effekt dann erst, wenn man beginnt, diese Erfolge als Selbstverständlichkeit anzusehen und mit dieser Einstellung zum Fußball geht. Man wird bei den ersten ernüchternden Spielen im neuen Jahr schnell seine Euphorie verlieren, schlimmstenfalls schwingt die Stimmung in Wut um und die Mannschaft, die bis vor kurzem noch als gefühlter Zweitligist durchgegangen wäre, würde man am Liebsten zum Teufel jagen.

Die Hinrunde 2008 unter Dieter Ferner war eben keine Selbstverständlichkeit.
Zu Beginn der Saison überwogen spielerische Defizite und allgemeine Hasenfüßigkeit und nur diese Dämpfer zu Beginn konnten die Fehler aufzeigen, die später erfolgreich eliminiert wurden. Misserfolg gehört auch zu einer erfolgreichen Spielzeit, während Planbarkeit keine Eigenschaft von Erfolg ist.

Und aus diesem Grund ist es auch nicht selbstverständlich, dass auch 2009 vom FCS dominiert wird.
Viel zu oft erlebte man in der Vergangenheit fatale Abstürze nach der Winterpause. In den vergangenen fünf Spielzeiten rutschte man nach der Hinrunde viermal um mindestens einen Platz ab, in der Saison, in der man sich um einen Platz verbesserte, stieg man trotzdem auf Platz 16 liegend ab.

Wichtig ist nicht etwa, dass man schon im Februar 2009 die großen Ziele der Zukunft in Angriff nimmt, sondern dass man sich erst den kleinen bis mittleren Aufgaben der Gegenwart widmet.

Von Seiten der Fans kann dies nur bedeuten, dass man Demut und Dankbarkeit an die Adresse der Mannschaft gibt und damit auch den Vertrauensvorschuss leistet, den sich die Mannen Ferners mit einer tadellosen Hinrunde erarbeitet haben. Falsch wäre es, wenn in Form von Presse, Fans und Präsidenten mit der Zahl der Erfolge auch die Erwartungen steigen, bis man irgendwann einen Dämpfer erlebt und enttäuscht wird. Dieses Verhalten ist nur die Demonstration der eigenen Unfähigkeit aus vergangenen Fehlern zu lernen.

Der FCS hat 2009 als Gejagter keinen einfachen Weg vor sich. Wer ihm helfen will, sollte ihm nicht die Bürde hoher Erwartungen auferlegen, sondern an seiner Seite gehen und Erfolg wie Misserfolg mittragen

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