Sonntag, Februar 15, 2009

Zu gut

Woche für Woche beklagen wir uns über die elendig hohe Zahl von Spielabsagen in der Oberliga Südwest, vermuten hinter der ein oder anderen Entscheidung vereinspolitisches Taktieren oder andere Hässlichkeiten. Eigentlich sollten wir es besser wissen, wenn wir uns einmal nach Draußen begeben und neunzig Minuten frieren müssen. Das Spiel der FCS-Frauen gegen Bayer 04 Leverkusen war die beste Geduldsprobe.

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Wieder einmal lautete das Ziel "FC-Sportfeld", präziser "Nebenplatz am FC-Sport", der Kunstrasen, der in den vergangenen Wochen für das ein oder andere Testspiel genutzt wurde, da natürlicher Rasen dieser Tage in Saarbrücken unter einer weißen Schneedecke begraben liegt. Dem Wetter entsprechend verlief also auch der Weg zum Platz selbst matschig.
Schlängelte man sich an braunen Pfützen und aufgetürmten Schnee vorbei auf die Gegengerade, so fanden sich dort schon die ersten Mutigen ein (Droogs und andere Virage-Est-Gänger), die selbst im Spätwinter bei einem Spiel der FCS-Frauen ihre Kehlen zum glühen bringen wollten. Ein löblicher Gedanke, sah es zuletzt weniger erfreulich im Projekt Wiederaufstieg aus.
An dieser Stelle sollte man einmal erwähnen, dass wieder einmal mit an Sicherheit grenzender Warscheinlichkeit mehr Zuschauer zu diesem Spiel erschienen als zu einer Partie der ersten Herrenmannschaft der SV Elversberg, aber diese Tatsache ist mittlerweile recht belanglos und ein Dauerzustand geworden.

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Die FCS-Frauen schienen vom Wetter und den letzten Presseberichten erst einmal unbeeindruckt zu sein und machten dort weiter, wo sie beim 6:0-Sieg über Jägersburg aufgehört hatten: keine fünf Minuten waren gespielt, als ein Solo von Selina Wagner das erste Tor an diesem Nachmittag brachte.
Christina Arend kam einige Minuten später auch in die Situation genau vor der gegnerischen Torhüterin zu stehen, versuchte dann diese auszudribbeln, was fast misslang, hebte dann aber den Ball zum 2:0 in die Maschen. Die Entscheidung fiel also schon in den ersten zehn Minuten, was sportlich sicherlich beruhigend wirkte, allerdings auch rapide die Spannung dieser Begegnung absacken ließ. Auf der Gegengerade bewarf man sich zur Ablenkung gegenseitig mit Schneebällen.

Das 3:0 fiel nach einem sehenswerten Sprint von Dzsenifer Marozsan über die linke Außenbahn. Einen zielgenauen Pass durfte Selina Wagner einschieben, zwanzig Minuten waren vergangen und das Spiel gewann wieder ein wenig an Fahrt, auch die Foulquote nahm etwas zu.
Dem Muster des vorangegangenen Treffers folgend dribbelte Marozsan wieder den linken Flügel entlang, legte zu Wagner rüber, die allerdings nun etwas schlechter als zuvor postiert war und noch einmal quer zu Arend passen musste, die ins leere Tor einschob - 4:0, Torroulette. Keine drei Minuten später machte Selina Wagner den Hattrick mit einem weiteren Treffer perfekt. Den vierten verwährte ihr die Torfrau aus Leverkusen, die vor der Halbzeitpause ihren größten Glanzmoment erlebte und Selina Wagner den Ball vom Fuß nahm.

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Um die zweite Halbzeit vorweg zu nehmen: dieses Spiel hätte auf den zweiten Durchgang auch verzichten können. Für die einzigen Momente von Spielkultur sorgte Dzsenifer Marozsan, Leverkusen spielte fast mitleidig harmlos und ständige Abseitspositionen, die haushohe Führung oder kleinere Verletzungspausen wirkten sich wie Baldrian auf die Partie aus. Als Zuschauer wurde man sich wieder der Tatsache bewusst, dass es eigentlich viel zu kalt für Fußball ist, der Stimmungshaufen der Gegengerade sang einfach weiter und einige Kiebitze und Insider gaben die Information weiter, dass nun auch das Spiel gegen Hasborn auf der Kippe stehe.

Nach neunzig Minuten hatte man die Erkenntnis der ersten zehn Minuten (der FCS gewinnt am Ende sowieso) um das Kältespektrum eines Nachmittags auf Schnee und Eis am Sportfeld erweitert. Es gibt zugegebenermaßen viele gute Gründe, allen voran die Kälte, der Matsch unter den Schuhen, vielleicht auch die Verletzungsgefahr der Spieler und die Wirkungslosigkeit halbgarer Rostwürste, die gegen barbarischen Fußball in dieser barbarischen Jahreszeit sprechen. Die FCS-Frauen waren gut, zu gut um diesem Spiel Spannung und Dramatik zu verleihen.

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