Dienstag, Mai 13, 2008

Gut gemeint ist nicht immer gut

Nicht alles, was mit guten Absichten begonnen wird, erweist sich am Ende als "gut". Oftmals ist sogar das Gegenteil der Fall und man macht Fehler, die so nicht nötig gewesen wären.



Gut gemeint hatte es sicher auch Alfred Kaminski, als er sich schützend vor seinen Torhüter Pascal Formann stellte. Anstelle des obligatorischen Feierns der Mannschaft nach einem gelungenen Heimsieg bekam das Stadion eine Brandrede des Trainers serviert, in der bekannt wurde, dass der Stammtorhüter zur Halbzeit nicht etwa wie vermutet aufgrund schlechter Leistungen, sondern weil er "dem psychischen Druck nicht mehr standhalten konnte", ausgewechselt wurde. In der Folge spielten sich Szenen ab, die verdeutlichten, dass die Saarbrücker Fanszene im Inneren tief zerissen ist: während der D-Block die Haupttribüne als Schuldigen ausmachte und "Pascal Formann" skandierte, gab es auf der anderen Seite "Formann raus!"-Rufe und "Wir sind Saarbrücker und ihr nicht!" als Antwort, begleitet von einem allgegenwärtigen Pfeifkonzert. Am Ende kam die Mannschaft dann doch Hand in Hand, samt Trainer, Präsident und Formann. Die anschließende Diskussion im Internet enthielt ein buntes Spektrum an Meinungen von Beschimpfungen von Formann, Kaminski, den Fans bis hin zu sachlichen Annäherungen an das Thema.

Erst einmal muss man Alfred Kaminski zugestehen, dass er mit seiner mutigen Aktion bewiesen hat, dass er seine Aufgabe als Trainer richtig versteht. Er beschränkt sich nicht allein auf die Arbeit im taktischen und sportlichen Bereich, sondern vermittelt ein Selbstwertgefühl und kollegiale Werte. Er ist nicht der stumme, dumme August, der vorbehaltslos opporniert, seine Worte versprühen einen ehrlichen Eindruck. Vielleicht war er im Fall von Pascal Formann zu ehrlich.

Wie es wohl ausgesehen hätte, wenn Kaminski die Auswechslung Formanns einer Verletzung zugeschrieben hätte, kann niemand sagen. Warscheinlich wären die Reaktionen dennoch verhaltener ausgefallen, da Kaminski mit seiner Brandrede zwei Fehler begangen hat:

1. Formann wurde unvorteilhaft dargestellt.


Kaminski erwies seinem Stammtorhüter wahrlich einen Bärendienst, indem er die Angriffsfläche auf den Torwart vergrößerte. Waren zunächst nur die unkonstanten Leistungen Formanns Gegenstand der Kritik, so wurde nach der Rede der Vorwurfs laut, Pascal Formann habe nicht die psychischen Voraussetzungen, in der Oberliga zu spielen. Dass jeglicher Diskussionsversuch hierbei auf Granit beißt, ergibt sich zwangsläufig, da selbst in der Oberliga der vermeintliche Profistatus der Spieler fest in vielen (Beton-)Köpfen verankert ist und eine dementsprechende Abhärtung erwartet wird. Für Pascal Formann könnte dies bedeuten, dass er nie mehr für den FCS auflaufen wird, da nun die Kritiker neues Futter erhalten haben.

2. Kaminski ließ eine Differenzierung der Fans vermissen

Dass die Mannschaft nicht zu den Fans kam, mag eine Solidaritätsaktion für Formann gewesen sein, dennoch verkannte es die Tatsachen. Auch wenn die unsachliche (und damit verwerfliche) Kritik an Formann vor allem dem Internet oder der Tribünenseite entsprang, war sie doch nicht von der gesamten FCS-Fanszene getragen worden. Diese fühlte sich von den vergleichsweise radikalen Maßnahmen von Trainer und Mannschaft angegriffen. Das späte Auftauchen der Mannschaft erinnerte in dieser Form an die verkorkste Aktion zum Heimspiel gegen 1860 II vergangene Saison und war nur ein geringer Trost, für den zuvor geschehenen (Vertrauens-)Bruch.

Dem hätte man auf andere Art und nicht weniger konsequent vorbeugen können. Es hätte sicherlich mehr Wirksamkeit besessen, wenn Kaminski nach dem Spiel sofort mit der Mannschaft Pascal Formann in die Mitte genommen und in aller Öffentlichkeit am Fanblock vor Beleidigungen und unsachlicher Kritik verteidigt hätte. Zudem hätte eine spätere Stellungnahme in der Presse jeglichen Missverständnissen vorgebeugt und noch einmal verdeutlicht, dass es darum geht, gerade vor den anstehenden Spielen der Mannschaft vertrauen zu schenken und vor Angriffen, die sich auf die sportliche Leistung auswirken können, zu schützen. Immerhin bleibt der Beweis für eine Leistungssteigerung nach Pfiffen und Beleidigungen noch aus!

Die aufgeladene Atmosphäre, Enttäuschungen und Frustration haben in einer spontanen Ladung dazu geführt, dass trotz einer Niederlage die Stimmung im Unternehmen Aufstieg deutlich getrübt wurde. Schuld daran ist zum einen die fehlende Fähigkeit Kaminskis, auf Kritik angemessen zu reagieren, zum anderen ist es die fehlende Kritikfähigkeit generell innerhalb der FCS-Fanszene, die in der Mehrzahl unfähig ist, das eigene Handeln zu überdenken. Es bleibt nur zu hoffen, dass Kaminski einsieht, dass sein emotionaler Ausbruch hingegen auch gut gemeint war, aber überwiegend einen gegenteiligen Effekt erzielte.
Wünschenswert wäre es, dass sich alle zu Herzen nehmen, dass man mit gegenseitigen Beschimpfungen, undifferenzierter und unsachlicher Kritik und verletzten Eitelkeiten kaum ein Ziel wie den Aufstieg anpeilen kann.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

pro stadionverbot für kritische blogger!!!

fc.