Freitag, Mai 16, 2008

Hoffnung Ruhe, ruhe Hoffnung?

Vor wenigen Minuten endete das vorletzte Auswärtsspiel der Saison in Roßbach mit einem torlosen Unentschieden. Geht man von der Authenzität der Berichterstattung im Fanradio aus, muss das eindeutige Fazit lauten, dass der FCS zwar das Spiel in seiner Hand hatte, der Gegner aber wie so oft das Glück auf seiner Seite hatte und mithilfe einer sehr defensiv ausgerichteten Spielweise (in Fachkreisen auch "hinten reinstellen" genannt) dem FCS sicher eingeplante Punkte wegnahm. Vor dem Tor fehlte den FCS-Stürmern die nötige Ruhe.

Doch beim Stichwort "Ruhe" angekommen: kann es überhaupt je in einer dermaßen wichtigen Phase der Saison einen Zustand der Ruhe geben?
Im Grunde müsste man diesen Zustand "Besonnenheit" oder "Kühle" nennen, also keinen lethargischen Zustand voller Passivität, sondern ein berechnendes, der Konkurrenz gegenüber vorausdenkendes Verhalten. In der vergangenen Woche hat man genau das Gegenteil hiervon gezeigt.

Unsportliche Äußerungen, die jenseits der Grenzen normaler Kritik auf Pascal Formann einprasselten, nahm Alfred Kaminski zum Anlass einer Brandrede, die zu keinem schlechteren Zeitpunkt hätte kommen können. Statt weiterer Unterstützung für die Mannschaft erntete der Trainer gemischte Reaktionen, die zum Teil die Motive Formanns nachvollziehen konnten, zum Teil die Kritik erneuerten und zu guter Letzt um das Recht auf freie Meinungsäußerung fürchteten. Schließlich polterten Präsident und Trainer in der Presse munter weiter, als ob der Aufstieg nur von sekundärer Bedeutung wäre, und sprachen sich für diverse Strafmaßnahmen gegen Pöbler und Meckerer aus. Eine Aufarbeitung des eigenen Fehlverhaltens ließ Kaminski nicht erkennen.

Kaum verschwand dieses Thema aus der Presse, so hatte man zwei neue Themen gefunden: den (ewigen) Stadionneubau und Mike Frantz. Letzterer sah sich fortwährend mit der Gretchenfrage nach der Vereinstreue konfrontiert und verletzte sich obendrein unter der Woche. Dass seitens der Medien der Blick immer weiter auf den Einzelspieler Frantz ging, war nach der Leistung gegen Idar-Oberstein sicherlich berechtigt, jedoch verfehlt im Hinblick auf die anstehende Aufgaben der restlichen Mannschaft. Der Wert der Mannschaft wurde zunehmend auf einzelne Spieler maßgeschneidert, während der arme Mike Frantz immer weiter Fragen über mögliche Vereinswechsel beantworten durfte und schließlich im Fanradio verkündete, seinen Vertrag bis 2009 zu erfüllen (was die 20cent nicht davon abhielt, am folgenden Tag den Wechselgerüchten einen weiteren Artikel zu widmen).

Man kann eigentlich nur zwei Dinge hoffnen: dass die Konkurrenz (Worms und FCK II) nun ausrutscht und der FCS in den kommenden beiden Spielen die maximale Punktausbeute erreicht. Förderlich dafür wäre ein überlegtes, kalkulierendes Verhalten aller Akteurer und keine weiteren medialen Schnellschüsse, die vor allem die Mannschaft verunsichern. Wie soll man denn auch vor dem Tor die Ruhe bewahren, wenn es die Verantwortlichen auch nicht vor Kameras und Mikrofonen können?

5 Kommentare:

Frederic hat gesagt…

Ich sehe es genau so...
Wir haben es allerdings selbst in der Hand. Einfach die beiden restlichen Spiele gewinnen und uns passiert nichts. Wenn wes nur so einfach wäre...

Anonym hat gesagt…

Hallo, ich war in Rossbach. Das ist der einzige Vorteil des Abstiegs in die Oberliga: Für jemanden den es ins Rheinland verschlagen hat, finden die Spiele quasi vor der Haustür statt. Das Spiel hätten unsere Jungs gewinnen müssen. Chancen zu hauf... Echt bitter, sie hätten es verdient gehabt. Rossbach ist am Freitag den Beweis schuldig geblieben, dass sie als Aufsteiger so gut stehen und sich den Ruf des Favoritenschreck erarbeitet haben. Die haben nur hinten drin gestanden und auf Konter gewartet. Der Klassenunterschied war mehr als deutlich. Kein Wunder, Rossbachs Etat liegt bei 10 Prozent des FCS. Reine Freizeitkicker. Wie gesagt, Schade! Da haben die Jungs wirklich Punkte liegen lassen und den Druck auf sich selbst vor den letzten zwei Spielen unnötig vergrößert.
Noch ein Wort zu Rossbach: Wirklich bemerkenswert war das Stadion oder besser der Sportplatz. Wirges war ja schon nicht schlecht - Mayen und Engers hab ich verpasst - aber Rossbach hat alles getoppt. Dagegen ist der Sportplatz in Köllerbach ne moderne Fußballarena. Auf der anderen Seite habe ich selten einen Fußballplatz erlebt, der so traumhaft gelegen ist. Sanfte Hügellandschaft, viel Grün... Gruß aus der Provinz! psi

Carsten hat gesagt…

Leider wird es so aussehen, dass man nicht mehr aus dieser Provinz rauskommen wird, wenn die letzten beiden Spiele nicht gut über die Bühne gehen.

Anonym hat gesagt…

"Wie soll man denn auch vor dem Tor die Ruhe bewahren, wenn es die Verantwortlichen auch nicht vor Kameras und Mikrofonen können?"

Das Eine - eiskalt Torchancen nutzen - und das Andere - Funktionärs-Statements vor Presse-Mikrofonen - haben rein gar nichts miteinander zu tun. Von daher stellt sich die "Wie soll man, wenn"-Frage überhaupt nicht. Wichtig ist auf dem Platz, ganz einfach.

Blau-schwarze Grüße von Plumpi!

Carsten hat gesagt…

Der Vergleich als solcher ist eher metaphorisch zu verstehen. Aber grundsätzlich würde ich nicht behaupten, dass Unruhe von Außen, also auch Äußerungen von Offiziellen, keinen Einfluss auf Spieler habe. Da kann ich nicht zustimmen, Plumpaquatsch.