Donnerstag, Mai 08, 2008

In der Sonne steht der Wasserturm

Et ils sont là, les sarrebruquois!




Neuwied, Stadtteil Engers, 07.05.2008, 17:40 Uhr
Mehrere Reisegruppen aus Saarbrücken irren an der Gegend um den Wasserturm umher. Unter ihnen befinde auch ich mich. Viele Polizisten vermitteln einen vertrauten Eindruck, wenngleich man sich die Frage stellt, was hier heute passieren soll. Eine
Demonstration? Ein Präsidentenbesuch? Am Ende war es dann doch nur ein lapidares Fußballspiel zwischen dem Tabellenletzten der Oberliga Südwest und dem 1. FC Saarbrücken.

Nach einer ausgiebigen Körper- und einer weniger ausgiebigen Kartenkontrolle befand ich mich nun dort, wo das Stadion sein sollte. Nennen wir es vorsichtshalber "Spielstätte". Mitten in einem Wohngebiet versprühte die Anlage einen Hauch von Hinterhof-Fußball. Man hatte eine mittelgroße Wiese mit Kreide abgegrenzt, zwei Tore aufgestellt und fertig war ein tüchtiger Sportplatz, der sogar noch von nostalgischen Stehtraversen abgerundet wurde. Auf den Balkonen der Wohnhäuser fanden sich die ersten Kiebitze ein.



Nachdem sich die "Ultras auf der einen" und die "Normalos" auf der anderen Seite der Stehgerade einfinden sollten, um die hitzegeplagten Ordnungshüter nicht noch weiter mit ihrer Anwesenheit zu verwirren, ging auch schon fast das Spiel los.
Der FCS begann mit einigen Veränderungen zum letzten Spiel, sodass Florian Hornig und Julien Humbert in die Startelf zurückkehrten. In der Anfangsphase probierte der FCS überwiegend mit hohen Bällen auf die groß gewachsenen Stürmer Hornig und Hajdarovic. Diese erarbeiteten die ersten Chancen in der Partie, wobei man damit zwar der Favoritenrolle gerecht wurde, aber noch keinen Treffer erzielte. Dies änderte sich mit einem Geniestreich von Julien Humbert, der sich den relativ kleinen Platz zunutze machte und aus dem linken Halbfeld einfach mal den aufspringenden Ball ins Tor katapultierte: 1:0!
Direkt im Anschluss kam fast schon traditionsgemäß eine gute Torgelegenheit für den Gegner zustande. Ein gefährlicher Querpass wurde von der Saarbrücker Abwehr in höchster Not im eigenen Strafraum abgefangen und geklärt.
Kurz danach sollte schon die vorläufige Entscheidung fallen. Nach einem Ball von Mike Frantz, den der Torwart verpasste, nahm Nazif Hajdarovic den Ball an, ließ den letzten Verteidiger ins Leere laufen, und nagelte den Ball im Tor fest: 2:0!
In der Folge liefen mehrere sehenswerte Kombinationen auf Saarbrücker Seite, die jedoch leider nicht den Weg ins Tor fanden. Vor der Halbzeitpause durfte Florian Hornig seinen Kopf hinhalten und markierte das 3:0.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich schon Richtung Getränkestand aufgemacht, um der Hitze zu trotzen. Zwei ältere Herren verkauften zum stolzen Preis von 2,50 Euro den Plastikbecher Mineralwasser, Cola, Radler etc. und kamen dabei ihrer Aufgabe nur sehr mühsam nach. Scheinbar hatte der Wunsch nach möglichst wenigen Gästefans doch einen ernsten Hintergrund. Nach dem Verzehr einer sog. "Bratwurst" ging es weiter mit der zweiten Halbzeit.

Zu Beginn des zweiten Abschnitts stemmte sich der FV Engers noch einmal gegen die drohende Niederlage. Die Chancen für die Heimmannschaft häuften sich und gewannen an Qualität, sodass einmal ein Abwehrspieler für den geschlagenen Pascal Formann auf der Linie klären musste. Dennoch stand der Sieg zu keinem Zeitpunkt der Begegnung ernsthaft in Gefahr. Mitte der zweiten Halbzeit durfte sich Mike Frantz seinen Applaus abholen und Mike Brückerhoff gab dem Spiel des FCS neue Impulse. Dieser erspielte sich weitere hochkarätige Chancen und hätte vor allem nach der Roten Karte für Engers gegen Ende des Spiels noch etwas für das Torverhältnis machen können. Ein weiterer Treffer war dem FCS an diesem Tag jedoch nicht vergönnt, sodass man eben "nur" mit einem 3:0 die Chance auf den Aufstieg wahrt.



Unter Aufsicht der Polizei durften wir dem Wasserturm "Adieu!" sagen. Es bleibt der Eindruck eines weiteren Sieges einer jungen Mannschaft, die vielleicht noch zu verspielt, aber gerade deshalb noch unverbraucht ist, nebst eines weiteren Tages voller unverständlicher organisatorischer Maßnahmen.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

"Et ils sont là, les sarrebruquois!"

He he. Danke für den Bericht. Und wie eben schon auf Twitter gesagt :Vollkommen unberechtigte Angst vor den Saarbrücker Fans auf den Dörfern.

Carsten hat gesagt…

@Markus

Finde ich auch, weil diese Spiele eher an den Saarlandpokal erinnern und die FCS-Fans besseres im Sinn haben als klammen Vereinen die Sportplätze zu demolieren.

Als Engers drei Jugendspieler (ca. 8-10 Jahre alt) mit der Kasse zum Spendensammeln umher geschickt haben, ging ein Ordner mit. Als ob man Jugendspielern die Kasse klauen würde!