Der Trainingsauftakt beim 1. FC Saarbrücken bedeutet nicht, wie bei anderen Regionalligisten, einen kurzen, zaghaften Kameraauftritt der Spieler und des Trainers, sondern gleich eine stattliche Veranstaltung im Terminkalender der Zuschauer. Ein paar geschwollene Worte, der ein oder andere Witz, Spieler, die sich mühsam über den Platz winden, und man fühlt sich gleich wieder wie zu Hause.
Circa 400 Zuschauer hatten sich um 10 Uhr ins FC-Sportfeld eingefunden, während der Rasen noch von zahlreichen Journalisten belagert wurde, die bereits auf die Spieler warteten. Diese ließen jedenfalls etwas auf sich warten, Horst Hinschberger genoß die Aufmerksamkeit, Frank Falkenauer machte einen bemühten, steten, aber planlosen Eindruck, gleichzeitig mühten sich seine Kollegen mit einer Sponsorenleinwand ab (auf der gerademal ein Sponsor auftauchte) und posierten schließlich vor dieser. Indes fragte man sich auf der Tribüne, ob das nun eine Verzögerungstaktik sei, um nun doch den neuen "Kracher" für den Sturm vorzustellen, der noch so dringend benötigt wird.
Pustekuchen. Nach einigen Minuten ergriff Stadionsprecher Frank Falkenauer das Wort, kündigte kurz den Ablauf an, ließ Präsident Horst Hinschberger eine gewohnt emotionale Rede halten, gefolgt von einer gewohnt langatmigen, wenn auch kurzen Rede des Aufsichtsratsvorsitzenden Reinhard Klimmt. Dieter Ferner hob diese steife Atmosphäre dann mit seiner Bemerkung, dass so viele Zuschauer beim Trainingsauftakt manch anderer Regionalligist schon bei einem Heimspiel habe, kurzerhand auf. Witze über die SV Elversberg gehören beim FCS zum guten Ton.
Danach hatten die Spieler ihren Auftritt, die schon in der vergangenen Saison beim 1. FC Saarbrücken unter Vertrag standen. Das Procedere lief nach dem Schema ab, dass erst Frank Falkenauer einen, oftmals unvorbereitet wirkenden, Kommentar abgab, Dieter Ferner dazu Stellung bezog und schließlich der Spieler noch eine Frage über sich ergehen lassen musste.
Schon beim Auftritt von Manuel Zeitz, der ja unlängst seine Wechselabsichten verkündete, wirkte die Vorstellung aus dem Munde Falkenauers eher heikel und ungeschickt, allerdings reagierte Zeitz gelassen. Bei anderen Spielern waren die Bemerkungen meist entweder auf die sportliche Seite oder die Rolle in der Mannschaft, garniert mit dem ein oder anderen Witz, bezogen, wobei die Schlagfertigkeit eher den Spielern als Frank Falkenauer vorbehalten war. So schwieg Gregory Strohmann erst einmal neckisch auf die Frage, ob auf ihn der Spruch "Stille Wasser sind tief" zutreffe und Nico Weißmann, von Beruf Lehrer, verglich seine Rolle auf dem Platz "gegenüber kleineren Mitspielern" mit der des Lehrers. Wobei hier Frank Falkenauer die angebrachte Frage verpasst hat, wer denn unter den Spielern eigentlich noch kleiner als Nico Weißmann sein soll.
Unglücklich war dann die Überleitung, die Falkenauer bei Marcel Rozgonyi zum Testspiel gegen Schalke 04 wählte. Dass Rozgonyi selber "leider nicht so oft" für Schalke in der Bundesliga gespielt hat, stimmt sehr wohl, allerdings wäre unserem Stadionsprecher diese verkorkste Frage wohl nicht eingefallen, hätte er gewusst, dass Marcel Rozgonyi nicht einmal für Schalke in der Bundesliga oder im Pokal auflief. Eher verhalten fiel dann auch die Antwort des leicht brüskierten Abwehrrecken aus, dass dieses Freundschaftsspiel für ihn eher "nebensächlich" sei. Ein leises Raunen ging durch das Sportfeld.
Danach ging es zur Vorstellung der Neu-Saarbrücker, von denen zumindest Tim Bauer, Jonathan Zydko und Nico Zimmermann irgendwann nicht ganz so neu waren. Letzterer witzelte mit Falkenauer dann ein wenig über das Dauerthema Zuschauerzahlen in Elversberg. Innenverteidiger Marcus Mann sprach den recht kühnen Wunsch aus, nach drei Spielzeiten im Abstiegsstrudel mal eine Saison lang nicht gegen den Abstieg spielen zu müssen. Sein Trainer wird ihm wohl noch vermitteln, dass auch in Saarbrücken das Saisonziel Klassenerhalt lautet.
Marc Lerandy erklärte als Letzter, dass ihm die Zuschauerzahlen des Trainingsauftaktes imponieren, was er dann mit seiner Pfullendorfer Vergangenheit erklärte. Für die meisten Anwesenden verständlich.
Nach der Mannschaftsvorstellung interviewte Frank Falkenauer noch kurz ein Mitglied der "Konsorten", deren FCS-Song "Liebe kennt keine Liga" beim letzten Heimspiel bereits gespielt wurde. Ein Stück Musik, was gut gemeint ist, jedoch nicht unbedingt jedermanns Geschmack trifft, aber wenigstens das Ende des "Showprogrammes" einläutete und den Platz für eine kleine Trainingseinheit freigab.
In einem kleinen Trainingsspiel über zwei mal zwanzig Minuten spielten die Akteure locker auf, einigen merkte man noch die Sommerpause an. Manuel Zeitz durfte gleich zweimal den neuen Torhüter Michael Müller per Heber düpieren und Michael Petry dominierte vor allem in der Luft und setzte einmal gar zum Fallrückzieher an, welcher nur knapp über das Gehäuse ging. Auch die Neuzugänge, vor allem Marc Lerandy, hinterließen erste, positive Eindrücke.
Ganz im Stile des "Leuchtturms des Saarfußballs", eine andere, präzisere Beschreibung kann man nicht geben, präsentiert sich der 1. FC Saarbrücken mit viel Tamtam, einigen warmen Worten zur Konkurrenz, aber insgesamt noch etwas müde, zurück in der Regionalliga. Geweckt wird man vielleicht, wenn der "Kracher", der gesuchte Mittelstürmer doch noch kommt. Die Testspiele und die Gastspieler warten.
Mangelnde Impulskontrolle
vor 21 Stunden
2 Kommentare:
Mahir Saglik ist wieder zu haben :-)
Daniel Fischer von der BILD hat das jetzt scheinbar auch wieder in einem Artikel verarbeitet.
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