Nachdem ich wieder von meiner Berlinreise zurückgekehrt bin, habe ich mir überlegt, als Wiedereinstieg in die Diskussion zum FCS noch einmal die sog. "Bengalo-Aktion" vom letzten Heimspiel aufzugreifen. Warum eigentlich gerade dieses Thema? Die letzten Tage haben gezeigt, dass dieses Thema weiterhin polarisiert. Da die differenzierten Meinungen zur Bengalo-Aktion in der Unterzahl sind und man sich nur selten mit den Umständen auseinandersetzt, ist es an der Zeit, die Sache mal etwas näher unter die Lupe zu nehmen.
Was ist passiert?
Beim Stande von 3:2 (für den FCS!) warfen einige D-Blockler bengalische Lichter auf den Platz und zündeten eine Rauchbombe. Das Spiel wurde für einige Minuten vom Schiedsrichter unterbrochen und die Feuerwerkskörper vom Ordnungsdienst entfernt. Fast das gesamte Stadion skandierte indessen "D-Block raus!" . Nach wenigen Minuten war das Spektakel dann beendet und die Mannschaft verschenkte, sichtlich von den vorherigen Ereignissen verunsichert, zwei Punkte.
Unmittelbar nach dem Spielende gab es schon die ersten Diskussionen über die Bengalo-Aktion. Vieles bewegte sich hierbei auf Stammtischniveau und machte keinen Halt davor, alle aktiven Fans zu pauschalisieren. So haben direkt einige Leute die "Vorstand raus!"-Rufer des E-Blocks mit den Bengalowerfern aus dem D-Block gleichgesetzt. Überflüssig zu sagen, dass es sich hierbei meist um Leute handelte, die einerseits noch vom späten Ausgleich frustriert waren, andererseits keine aktiven Fanblockgänger sind. In gewisser Weise war die Grundaussage also nicht anders als die Forderung eines Fernsehmoderators im SR, ein Stadionverbot für "Vorstand raus!"-Rufer auszusprechen.
Im Internet wurde die Diskussion dann übernommen und herauskamen drei Denkrichtungen:
A: Die Bengalo-Aktion ist ausnahmslos zu verurteilen.
B: Die Bengalo-Aktion war gut!
C: Die Bengalo-Aktion war gut gemeint, kam aber zum falschen Zeitpunkt.
Die Vertreter der Richtung A sind zahlenmäßig sehr gut vertreten, wobei sich nur wenige dazu durchringen, auch wirkliche Argumente zu bringen. Gruppe B hingegen fehlen die (überzeugenden) Argumente auf ganzer Linie, sodass Begründungen wie "Verabschiedung des Vorsängers" oder "Protest" sehr fadenscheinig wirken. Sehr bemerkenswert ist Gruppe C, die behauptet, dass die Bengaloaktion einen guten Effekt gehabt hätte, wenn der FCS zu diesem Zeitpunkt nicht geführt hätte. Gerade dieser Ansatz erscheint erschreckenderweise einigen Leuten plausibel.
Mir ist bei dieser Diskussion eines klar: Man kann sie nicht emotionslos führen. Trotzdem will ich noch einmal meine Meinung differenziert darstellen.
Das Werfen von Bengalos auf einen Fußballplatz hat mit Fankultur und einem geordneten Protest gegen die Vereinsführung nichts gemeinsam. Wirksamer Protest hat sich bisher selten bis nie durch Gewalt und Sachbeschädigung ausgezeichnet. Die Bengalo-Aktion hat nur dazu geführt, dass das ohnehin schlechte Image des Vereins nun von den Medien auf die Fanszene ausgeweitet werden kann. Im schlimmsten Fall bedeutet das, dass man den Fans in Zukunft ihr blau-schwarzes Herz, ihre Ideale, ihre Unterstützung des Vereins und am Ende gar ihre Existenzberechtigung absprechen wird.
Bevor mit solchen Aktionen Fankultur ad absurdum geführt wird und jeder Fan seine Glaubwürdigkeit verliert, müssen wir uns alle in Zukunft überlegen, welchen Weg wir konsequent einschlagen. Ich persönlich halte nur friedliche und durchdachte Protestaktionen für angebracht und wirksam.
Zum Schluss: Wer sich lieber zu unreflektierten Pauschalisierungen wie "D-Block raus!" hinreißen lässt, anstatt sich mal ernsthaft Gedanken über die Zukunft des FCS zu machen, schadet damit dem Verein genauso wie Leute, die Feuerwerkskörper auf den Platz werfen!
Schön, dass ihr alle da seid!
vor 5 Tagen
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