Samstag, Januar 26, 2008

Hutwelker - Eine Triologie?

Die BILD-Zeitung ist ja immer wieder für einige Überraschungen gut. Heute berichtete man zur Abwechslung mal über einen Ex-FCSler, der angeblich gerne seinen dritten Frühling bei einem dritten Engagement in Saarbrücken erleben würde.

Die Rede ist natürlich von Karsten Hutwelker. Dieser ist mittlerweile stolze 36 Jahre alt und spielt derzeit, wie vor längerer Zeit berichtet, für den SCR Altach in der höchsten Liga Österreichs. Die BILD-Zeitung behauptet, er hätte sich dem 1. FC Saarbrücken als "Leitwolf und Häuptling im Mittelfeld" angeboten, dieser hätte sich aber auf Präsidiumsebene gegen das Angebot Hutwelkers entschieden und damit eine "Chance vertan", den Fans ein Signal zu geben.

Messias oder Abzocker? Retter oder Trikothure?
Diese Extrema tauchen in der Diskussion über das Hutwelker-Angebot immer wieder auf. Dabei muss man erst einmal Chancen und Risiko einer Verpflichtung des Altstars abwägen.

Es ist nicht abzustreiten, dass der FCS gerade auf der Spielmacherposition erhebliche Probleme hat. Im Grunde besitzt der FCS mehrere Spielmacher, die jeweils auf die Tagesform des anderen und das gegenseitige Verständnis auf dem Spielfeld angewiesen sind. So entsteht zumeist über Mike Frantz, Charly Haffner oder Julien Humbert vor allem ein ausgeprägtes Flügelspiel, aber einen Mann, der auch einmal einen Vorstoß auf eigene Faust zu wagen versucht, hat der Ludwigspark in dieser Saison noch nicht gesehen. Vielmehr existiert immernoch zum Teil die Praxis des "den-Ball-ins-Tor-Tragens".
Zudem scheint auch die finanzielle Frage lösbar, da sich Hutwelker FCS wohl nicht zu unbezahlbaren Konditionen angeboten hat. Welcher 36-jährige Spieler bietet sich denn schon einem Viertligisten über Wert an?
Karsten Hutwelker hat vor allem zur Zeit Toppmöllers den Rasen mit Genialität erfüllt und dem FCS in der Offensive gute Dienste vollbracht. Genau diese Kombination aus Spielübersicht und Torgefährlichkeit könnte der FCS auch in der Oberliga gut gebrauchen.

So verlockend das Angebot für den FCS klingen mag, gibt es dennoch einige Bedenken:

Hutwelker würde wohl automatisch zu den Topverdienern der Mannschaft gehören. Der FCS hat zwar ein recht ansehnliches Budget für die Oberliga, gehört dennoch zu den Vereinen, die besser jeden Euro mehrmals umdrehen, bevor sie ihn blind ausgeben. Bei verpasster Qualifikation für die Regionalliga wäre diese Investition umso ärgerlicher.
Der FCS würde sich damit auch zurück zum "Starkult" vergangener Tage hinentwickeln, der vornehmlich von den Medien forciert und von den Fans zelebriert wurde. Spieler wie Faysal El Idrissi oder Mustapha Hadji sorgten schnell dafür, dass man Sympathiewerte über alle anderen Bewertungskriterien stellte und auch Frühzeichen für eine Niederlagenserie nicht beachtete. Hadji war zwei Jahre hintereinander der unumstrittene Starspieler im Ludwigspark, einer der "immer kämpfte" und "alles gab". In diesen zwei Jahren stieg der FCS jedoch zweimal ab.
Dieser Starkult verbindet sich auch mit einem weiteren Faktor: Neid innerhalb der Mannschaft. Wenn ein 36-Jähriger als "Retter" präsentiert würde, stünde das im krassen Gegensatz zum neuen propagierten Jugendstil mit Spielern wie Hajdarovic, Frantz oder Wiesner. Dass sich im Gegensatz ein älterer Spieler wie Hutwelker wohl viele Freiheiten, auch im Privatleben, herausnehmen würde, wär der Mannschaftsharmonie unter Umständen nicht sehr zuträglich. Nicht zu vergessen ist das mögliche Konfliktpotenzial zwischen dem jovenilen Trainer Kaminski, der vor allem gut mit jungen Spielern arbeiten kann, und dem Altstar Hutwelker, welcher natürlich eine entsprechend hohe Stellung in der Mannschaft fordern würde.

Am problematischsten ist jedoch die sportliche Seite des Transfers. Hutwelker ist im fortgeschrittenen Fußballeralter, hat jüngst den Krebs besiegt und war kurz davor seine Karriere zu beenden, als er zu seinem ehemaligen Saarbrücker Mitstreiter Manfred Bender nach Altach wechselte. In der österreichischen "Operrettenliga" kam er zwar auf 21 Einsätze und zwei Treffer, spielte insgesamt aber nur fünfmal über die gesamte Distanz. Für einem Spieler in diesem Alter ist das sicherlich keine ungewöhnliche Tatsache, jedoch sollte man bedenken, dass gerade hohe Ausdauer gefragt ist, wenn man sich zur absoluten Spitze der Oberliga zählen will, da hier die Grenze zwischen Feierabendfußballern und Profis liegt.

Fazit:
Die Frage nach dem "Ja" oder "Nein" lässt sich im Falle Hutwelkers nur schwerlich klar beantworten. Die Chance, dass er zur schnellen Verstärkung im Aufstiegskampf werden könnte, ist gegeben, jedoch liegt genauso hoch die Gefahr, dass der FCS immer weiter von seinem Jugendwahn abweicht und dies auch das Mannschaftsgefüge belastet. Eine langfristige Lösung könnte Hutwelker in seinem Alter sicherlich nicht darstellen.
Vielleicht ist es mit Hutwelker wie mit einem grandiosen Film: ein Sequel reicht nicht immer an die Qualität des Originals heran und gute Triologien sind rar gesät. Sie können einem Filmdenkmal nur schaden.

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