Donnerstag, Januar 10, 2008

Verfälschter Neuanfang im Neuanfang

Was über die letzten Tage mehr wie ein absurdes Gerücht klang, dann aber von Michael Krüger nur halbherzig dementiert wurde, hat sich heute nun bestätigt:

Krüger wird den FCS in Richtung Sudan verlassen und das Traineramt bei Al-Merrikh übernehmen.

'q11' von Carsten_FCS
Foto: saarkicker.de

Damit fühlen sich ersteinmal viele Fans vor den Kopf gestoßen. Zurecht?

Blickt man auf den propagierten Neuaufbau im Sommer 2007 zurück, so muss man feststellen, dass hier bereits neues Konfliktpotenzial geschaffen wurde. Ebertz und Hinschberger müssen sich dessen bewusst gewesen sein, da Krüger und Loos schon vorher als eng zusammenarbeitendes Duo bekannt waren. Dass dieses Duo irgendwann mit den festgefahrenen Saarbrücker Strukturen aneinandergeraten würde, war absehbar.

Auch wenn Loos und Krüger von Beginn an als Heilsbringer der gerade eingeläuteten "Liebe kennt keine Liga!"-Ära galten, blieb ihr Handeln nicht frei von Fehlern. Die Einkaufspolitik stand ständig in der Kritik, das unverständliche Rotationsprinzip Krügers brachte Unfrieden in die Mannschaft und Loos reagierte auf alarmierende Misserfolge in der Presse zu locker, als wäre der Kampf um den Aufstieg für den FCS bedeutungslos. Damit handelten sich Krüger und Loos nicht zuletzt auch die Kritik des Präsidiums ein, welche leicht blauäugig über die Presse vorgetragen wurde.

Dieser neue Unfrieden im Verein ging zu Lasten der sportlichen Leistung und verlief parallel mit dem Einbruch der Mannschaft in der Liga. Irgendwann zog Horst Hinschberger seine Konsequenzen und trennte sich von Manager Loos. Diese Handlung stieß auf unterschiedliche Meinungen, war aber auch das erste Zeichen dafür, dass auch Krüger nicht mehr lange FCS-Trainer sein wird. Wurde Krüger noch lange als "kompetentester Mann im Verein" beworben und die Annäherung zwischen Präsidium und Paul Linz scharf kritisiert, sorgten zunehmende Gerüchte für den Schwund von Krügers Popularität. Als sein Wechsel in den Sudan bekannt wurde, hatte er sich angesichts mehrfacher Dementis im Vorfeld für viele Fans endgültig als "charakterlos" offenbart. Unrecht hatten diese wohl nicht.

Sein Nachfolger ist nun Alfred Kaminski. Kaminski war Co-Trainer unter dem erfolglosen Michael Henke und damit auch mitverantwortlich für den schlechten Fitnesszustand der damaligen Mannschaft. Als Trainer der Oberliga-Reserve in der Rückrunde 2006/2007 erzielte er Achtungserfolge, welche man jedoch nicht überbewerten sollte, da damals bereits ein Großteil der Mannschaft aus den Spielern bestand, die heute in der ersten Mannschaft spielen. Kritisch wird auch das Verhältnis von Kaminski zum Hauptsponsor Victor's betrachtet, für welche er nach dem Abstieg aus der Regionalliga tätig wurde.

Was wir so gerne als Neuanfang gesehen hätten, entpuppt sich als Etikettenschwindel. Vermeintliche Heilsbringer machten vermeidbare Fehler und mussten den Hut nehmen, das Präsidium agiert in manchen Fällen noch zu unerfahren, der Einfluss von Spielerberatern und Sponsoren ist weiterhin ein aktuelles Thema und nun sollen die es richten, die schon einmal hier waren. Man kann nur hoffen, dass sich der FCS unter Kaminski noch zum Aufstieg rettet. Sonst war der verfälschte Neuanfang im Neuanfang das Geld nicht wert, für das man die ganzen "Liebe kennt keine Liga!"-Flyer drucken ließ.

Links zum Thema:

- Krüger nicht mehr FCS-Chefcoach (sr-online.de)
- offizielle Mitteilung auf der FCS-HP
- Kaminski folgt auf Krüger (sr-online.de)

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Von Neuanfang konnte schon bei der Präsidumswahl keine Rede sein. Beim FCS sitzen weiterhin keine sportlich kompetenten Menschen am Ruder. Das Chaos beim FC spricht Bände!

Anonym hat gesagt…

Hallo, zur sportlichen Situation des FCS will ich mich gar nicht großartig äußern: Es ist und bleibt ein Trauerspiel, aber was verzeiht man nicht alles seiner Lebensliebe. Viel wichtiger ist mir allerdings mal ein dickes Lob über diesen Blog loszuwerden. Er ist eine wirkliche Bereicherung! Gerade für Leute wie mich, die mittlerweile außerhalb des Saarlandes wohnen und "Dank" des Abstieges nur noch beschränkt Zugang zu Informationen zum FCS, ist er ein Segen. Besonders toll finde ich die Qualität des Blogs, er hebt sich deutlich von all den Foren zum FCS ab. Bitte mehr davon. psi

Anonym hat gesagt…

beiden kommentaren schliesse ich mich an. guter beitrag von carsten, carry on