Freitag, Juni 20, 2008

Günter geht

Nach zwölf Jahren Tätigkeit als Fanbeauftragter des 1. FC Saarbrücken wird Günter Gerhard (GG) zum 01.07.2008 "den Stab weiterreichen" und Platz für eine jüngere Generation von Fanbetreuern beim FCS machen. Lange habe ich überlegt, ob ich tatsächlich einen eigenen Artikel zu diesem Wechsel verfassen soll oder ob ich dieses Thema lieber schneide. Aber gerade ein kontroverses Thema wie dieses braucht ein wenig Beachtung, selbst wenn es sich "nur" um das Amt des Fanbeauftragten dreht.

GG genoss Zeit seiner Tätigkeit in der Fanbetreuung beim 1. FC Saarbrücken nicht immer den größten Rückhalt. Oft wurde ihm sein Alter als Nachteil angelastet, da ihm das Verständnis für jüngere Fans, vor allem die aufkommenden Ultras (auch in Saarbrücken), fehlte. Auch gab es oftmals den Vorwurf der "Vetternwirtschaft" (siehe eine Meldung aus dem Jahr 2003) und zuletzt waren es die Rundschreiben des Fanbeauftragten, die Kritik erregten. Dabei konnte man letzteres mit einer Humor Portion problemlos ertragen. Problematisch war da eher die mangelnde Akzeptanz für den 72-Jährigen, der nun, ob freiwillig oder unfreiwillig wird offen gelassen, sein Amt an die neue Troika aus Meiko Palm, Dirk-Sören Prophet und Peter Thielges abgibt.

GG war sicherlich in seiner Rolle als Fanbeauftragter engagiert. Er hat gegenüber dem Verein ein gutes Verhältnis aufgebaut, was er auch für die Fans nutzte und Vergünstigungen und ähnliches erwirkte. Problematisch war dabei die unklare Rolle GGs: war er Fan oder Vereinsangestellter? Sich zum Verein bekennend verließ er so umgehend wieder eine Krisensitzung im Saarbrücker Fanprojekt nach den Vorfällen beim Heimspiel gegen Rostock.
Dies war außerdem einer der Momente, indem man den sturen GG erlebte, der sich nicht mit der jüngeren Fangeneration identifizieren konnte. Es spricht Bände über sein Verhältnis zur Virage Est, als er nach der verkündeten Schließung des E-Blocks ledeglich immer wieder die Worte von Wolfgang Loos betonte. Hier hätte ein Fanbeauftragter sich auch für Faninteressen einsetzen müssen. Aber war es auch nicht die Amtszeit GGs, in der die Trennung zwischen D-Block und E-Block vollzogen wurde?
Die Antwort auf all diese Fälle muss in der Problemlösungsfähigkeit GGs gesucht werden. Gegenüber dem Verein war GG ein hervorragender Diplomat, aber auch viel zu oft bequem und stur. Zu bequem um Probleme offensiv anzugehen, zu stur um den Blickwinkel anderer Fans einzunehmen.

Deshalb ist die Besetzung der vereinseigenen Fanbetreuung mit drei Leuten, gerade da sich das Fanprojekt "Innwurf" in steter existenzbedrohlicher Lage sieht, nur konsequent. Es gibt keinen Mann, der die Interessen der heterogenen FCS-Fanszene alleine vertreten könnte. An dieser Stelle wünsche ich den "Neuen" auch gutes Gelingen bei ihrer Aufgabe. Sie wird nicht immer einfach sein.

Zu GG bleibt mir abschließend nur zu sagen, dass ich hoffe, dass er doch auf seine alten Tage noch zur Einsicht kommt, dass er in seiner Amtszeit nicht nur einen Fehler begangen hat. Wer zum Vertreter seiner eigenen Interessen gerät, vertritt keine Fangemeinschaft mehr, sondern wird zum Monarchen über eben jene. Wenigstens klingt sein neuer Titel "Ehrenfanbeauftragter" leicht nach Monarchie, selbst wenn es in diesem Falle bei einer rein repräsentativen Funktion bleiben wird. Ich wünsche ihm an dieser Stelle neue Erkenntnisse im Alter und alles Gute für die Zukunft.

Keine Kommentare: