Dienstag, März 10, 2009

Dem Wetter getrotzt

In Elversberg war es bekanntlich mehrmals in Folge zu erheblichen Schwierigkeiten gekommen, ein Fußballspiel auszutragen. Mal war der Rasen unzumutbar vereist, mal traf dies auf die Ränge zu und diesmal goss es vom Himmel herab auf das beschauliche Waldstadion Kaiserlinde, als würde der Fußballgott höchstpersönlich betrauern, dass der 1. FC Saarbrücken so tief gesunken ist, der Elversberger Zweitvertretung einen Pflichtbesuch abzustatten.

Die Eigenheiten des Elversberger Stadions bleiben ein weites Feld, sodass sich bis heute einige Sachen nicht erschließen. Der Glascontainer für die Pressevertreter zum Beispiel, der in einem unglücklichen Winkel des Stadions wie Falschgeld herumsteht und stets befürchten muss, von einem vollbesetzten Gästeblock die Sicht versperrt zu bekommen. In eben jenem Gästeblock stand auch ich, Mütze und Kapuze aufgezogen, um irgendwie dem Regen zu trotzen.
Der Gesang fing irgendwann an, nur das Spiel ließ auf sich warten. Nach ungefähr zehn Minuten bemerkten selbst die fanatischsten Fahnenschwenker, dass irgendwas nicht stimmte und die Spieler auf sich warten ließen. Man hatte ja im Vorfeld bereits viel über mögliche Leihgaben aus Elversberger Regionalligareihen kolpotiert, aber zu diesem Zeitpunkt war wohl wenigen, so auch mir, nicht wirklich bewusst, dass am Ende fast die Hälfte der Heimmannschaft aus eben jenen Leihgaben bestehen sollten. Der FCS ließ sich das jedenfalls auch nicht anmerken.

Schon nach wenigen Minuten gelang Nazif Hajdarovic der erste brandgefährliche Schuss auf das Tor der SVE, den Flauss noch mit den Beinen abwehren sollte. Damit begann eine ständige blau-schwarze Druckphase, ähnlich der ersten Halbzeit gegen Roßbach. Nach einer Viertelstunde setzte sich Hajdarovic im Sechzehner durch, der Ball kam vor die Füße von Michael Petry, der diesen zum 1:0 ins Tor, das passenderweise direkt vor dem Gästeblock lag, grätschte. Erstmals ekstatische Szenen an der Kaiserlinde und irgendwie fragte man sich, ob überhaupt Elversberger Anhänger oder ähnliches anwesend waren.
Der FCS machte sich weiter den nassen Rasen zunutze, gleitete wie von Geisterhand über Millionen von Wassertropfen und passte den Ball zielgenau in den freien Raum. Auf der Gegenseite machte man sich das Wetter eher zum Feind als zum Freund, Fehler im Spielaufbau und unnötige, ungezügelte Grätschen waren die Folge. Glück hatte man hingegen mit dem Aluminium, dass die Blau-Schwarzen wiederum zur Verzweiflung brachte: erst köpfte Nazif Hajdarovic die Unterkante der Latte an, kurz danach jubelte der Gästeblock schon über einen vermeintlichen Treffer, der am Ende vom Metall verhindert wurde. Es scheint auch eine Eigenheit des Elversberger Gästeblocks zu sein, dass man gerade von dem Tor, das direkt vor einem liegt, meist nur wenig sieht.
Bis kurz vor Ende des ersten Durchgang dauerte es, als Nico Weißmann erst einen Gegner tunnelte, den nächsten überdribbelte und den Ball dann Nazif Hajdarovic überließ, der das 2:0 markierte: hohe Fußballkunst auf tiefem Untergrund.
Danach dauerte es ganze zwei Minuten, bis eine Flanke von der rechten Seite von einem Elversberger Abwehrspieler abgefälscht, vom Elversberger verpasst und schließlich vom Saarbrücker Petry mit dem langen Bein getroffen wurde - 3:0 zur Halbzeitpause.

Nach dem Seitenwechsel versuchte Elversberg mit allen möglichen Mitteln das Gesicht zu wahren, was soviel bedeutete, dass außer einigen Verzweiflungsangriffen und Foulspielen nichts zustande kam. Der FCS erwies sich weiterhin als der wahre Herr des rutschigen Rasens, während auf den Rängen seine Anhänger dominierten. Zwei Blöcke und eine ganze Tribüne voller FCS-Fans, die verrückt genug scheinen, um einen Dienstagabend im verregneten Elversberg zuzubringen. Einerseits denkt man da in unverhohlenem Selbstbewusstsein an den Respekt, den man dafür den Anhängern anderer Vereine abringen wird, andererweits liegt auch der Gedanke, dass man es vor Jahren schon leid war, bei der SVE I antreten zu müssen, nicht weit entfernt.
Auf dem Rasen blieb der größte Moment der zweiten Halbzeit dann einem ehemaligen Elversberger überlassen: Sammer Mozain dribbelte über die gesamte Bandbreite der rechten Seite auf Flauss zu und entschied sich diesen mit einem platzierten Schuss in die kurze Ecke zu verladen - 4:0.

Im vierten Versuch gelingt es dem FCS weiter mit Spielfreude und Unberechenbarkeit seinem Weg zu folgen, der mehr als deutlich in Richtung Regionalliga zeigt. Dass man zurzeit keinerlei Angst vor dem Wetter oder irgendwelchen Lizenzspielern in Reservemannschaften hegt, ist erfreulich, einfach nur erfreulich, kann einfach nur glücklich, solange man den größten von allen Gegnern trotzt: dem ursaarländischen Hang zur Selbstüberschätzung, den sich in Gesängen wie "Die Nummer Eins im Land sind wir" noch eher harmlos bemerkbar macht, aber innerhalb der Mannschaft aufstiegshemmend wäre. Das Gegenmittel kennt nur Dieter Ferner.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo
Schön geschrieben. Ein SV E Fan war anwesend, ich stand bei ihm. Ist ein guter Kumpel von mir.
Was von der blauschwarzen Fanseite kam, war super. Mir lirf es ein paar mal kalt den Rücken runter.
VlG Hewwi Frank

Anonym hat gesagt…

Das könnte auch vom Regen gekommen sein... ;-)
Nein ernsthaft, die Stimmung war schon zeitweise mehr als grandios. Nach dem 3:0 ist der komplette Block ausgeflippt und der Wechselgesang mit der Elversberger Haupttribüne (die wohl demnächst Dieter-Ferner-Tribüne heißen wird) war fantastisch. Die einzigen die es bei "Steht auf wenn ihr Saarbrücker seid" noch auf den Sitzen gehalten hat, waren die 5 Herren in grün-weiß, die die Tribüne bewacht haben.

Carsten hat gesagt…

Ich fands auch beeindruckend, allerdings muss man bedenken, dass wir halt (noch) nur gegen die Elversberger Zweitvertretung spielen.