Die Sommerpause ist der Gewebeschock für den Körper eines Fußballfans. Die Spieler genießen ihren Urlaub, man selbst geht weiter arbeiten, ohne dass man am Wochenende im Stadion gestanden hat. Oder man fährt selbst in Urlaub und schaut sich in einem halbleeren Irish Pub mit holländischem Besitzer auf Mallorca Spiele des Konföderationen-Pokals an, bei dem wieder mal die B-Mannschaften um einen zweifelhaften Titel streiten. Es ist ein langer und tiefer Fall.
In der Zwischenzeit, man hat vergeblich sich wieder für die Formel 1 oder den Radsport zu interessieren, sucht man verzweifelt nach etwas Fußballartigem, nach einem Fußball-Bezug, irgendwo zwischen Meldungen den Themen, den man auch das restliche Jahr unbeachtet lässt, wie Promihochzeiten oder (mal wieder) eine Europawahl.
Ein Blick in das Zeitungsregal verläuft recht mau. Die aktuelle 11 Freunde hat man längst gelesen, der Kicker versprüht in der Sommerpause wenig Reiz und die Sport Bild bleibt unbeachtet, und das schon seit dem Abstieg des FCS aus der Zweiten Liga.
Ein halbherziger Versuch dem Sommerloch entgegenzuwirken bleibt das Sonderheft zum Saisonfinale der Bundesliga, für die Mittagspause oder den Klogang reicht die Ansammlung von Zahlen, Namen und Fakten allemal, längere Ablenkung verschafft einem Statistiken darüber, in welchen Spielen Mahir Saglik nicht für den KSC getroffen hat, dann auch nicht.
Viel tröstlicher sieht es in den Bücherregalen, über denen Sport prangt, auch nicht aus. Werke zur Trainingslehre braucht man nicht unbedingt, es sei denn, man trainiert eine Hobbymannschaft. Die Geschichte vom "Wunder von Hoffenheim" klingt hingegen nach Etikettenschwindel, da ein Wunder normalerweise mit etwas Unerwartetem zu tun hat und nicht etwa mit millionenschweren Investitionen.
Wo wir dann auch beim Thema wären. Wenn man dann versucht, den Fußballentzug mit Meldungen aus den Weiten des glamourösen internationalen Fußballs abzuwürgen, überkommt den einen dann das Staunen, den anderen tatsächlich das Würgen. 94 Millionen Euro für einen Fußballer, den albanische Fans zuletzt (nicht ganz zu unrecht) zur Miss World kürten? Ohne jetzt auch noch das Thema Weltwirtschaftskrise großartig abzuhandeln: dass zwei hochverschuldete Fußballclubs (das Wort "Verein" wirkt hier äußerst deplatziert) für einen neuen Transferrekord sorgen, entbehrt nicht einer gewissen Ironie.
Eigentlich dachte ich den Fall an dieser Stelle schon beendet und mich mit gebrochenem Genick auf dem Boden eines Sommerlochs, das noch etwas länger als zwei Wochen andauern wird. Zwischen Konfetti Pokal, C. Ronaldo, Kicker-Sonderheften und unerträglicher Hitze, bei der es trotzdem noch aus Eimern schütten kann, fühlte ich mich verloren, bis ich dann unter mir den Boden der Tatsachen erkannte, in den mich das Sommerloch zwischenzeitlich fallen ließ:
- Der FCS steckt in den Personalplanungen, was an sich immer ein Grund zum freudigen Rätselraten ist.
- Die A-Jugend befindet sich mitten in der Aufstiegsrelegation gegen Darmstadt.
- Die Vorbereitungen auf das nächste Fanmagazin sind in vollem Gange.
Man behalte sich für die Zukunft, dass jedes noch so Tiefe Sommerloch nicht gegen die kleinen Freuden des Lebens ankommt, wie zum Beispiel der Meldung, dass die Regionalliga West in der kommenden Saison auch Waldhof Mannheim beherbergen wird. Das Warten soll den Frust, den man im zwischenzeitlichen Sommerloch erlebt, ja immerhin lohnen.
Mangelnde Impulskontrolle
vor 14 Stunden
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen