Samstag, Juni 09, 2007

Fazit 2006/2007

Wie schon vor rund einem Jahr, wage ich hier im FCSBlog ein abschließendes Saisonfazit zu ziehen und die wichtigstens Stationen einer verkorksten Saison Revue passieren zu lassen.

1. Punktspiele:

Nach dem ersten Spiel beim Aufsteiger aus Ingolstadt zeigte man, wohin man eigentlich wollte: nach oben. Der zweite Tabellenplatz war dabei die höchste Platzierung, die der FCS in dieser Saison erreichen sollte. Peinliche Auftritte gegen Darmstadt und Siegen, sowie die Schwäche auf fremden Plätzen zeigten schnell das wahre Gesicht des Henketeams. Eine Serie von sechs Spielen ohne Sieg besiegelte dann das Schicksal des Hitzfeldadjutanten, welcher fortan nur noch Sportdirektor genannt werden durfte. Unter dem ehemaligen Amateurtrainer Philippe zeigten sich zwar zwischenzeitliche Hochs, jedoch war mit Jahresbeginn 2007 der Abwärtstrend deutlich spürbar. Unter Henke sammelte der FCS in 13 Spielen 15 Punkte, unter Philippe waren es in 21 Spielen 27 Punkte. Ironie des Saisonverlaufs: erst am letzten Spieltag rutschte man zum ersten Mal auf einen Abstiegsplatz.

2. Trainer Nr. 1:

Michael Henke als Trainer und Sportdirektor zugleich zu verpflichten, konnte man von Anfang an als gewagt bezeichnen. Schließlich hatte dieser zuvor beim Erzrivalen aus Rheinland-Pfalz gearbeitet und schon dort den Grundstein für den Abstieg einer Mannschaft gelegt. Sein Trainerstab mit Kaminski und Rauscher machte zu Beginn einen kompetenten Eindruck, wobei nach wenigen Spieltagen das lasche Konditionstraining sich auf die Leistung der Spieler niederschlug. Nach einem Disput mit Hadji musste Rauscher gehen. Henkes Hilflosigkeit in den Medien, die Mahouvé-Vertragsverlängerung und utopische Namen als mögliche Neuzugänge (Bobic, Elber) brachten Henke nur noch mehr Unverständnis entgegen. Bei der Halbierung von Henkes Aufgabengebiet wurden die Fans als Sündenböcke für die schlechten Leistungen der Mannschaft dargestellt.

'(vmerzig)henke' von Carsten_FCS

3. Trainer Nr. 2:

Nachfolger wurde Didier Philippe, der schon die letzten beiden Spieltage der Saison 05/06 als Trainer auf der FCS-Bank saß. Die Wahl fiel auf den in der Regionalliga unerfahrenen Philippe, da man sich von ihm erhoffte, die französischen Spieler besser in die Mannschaft einbinden zu können. Auch wenn die Entdeckung von Victor Samb und das überragende 6:0-Torefestival gegen Ingolstadt in die Ära Philippe fielen, musste er schon für das Ausscheiden im Saarlandpokal gegen Verbandsligist Gresaubach viel Kritik einstecken. Man warf ihm Überheblichkeit bei der Aufstellung der Mannschaft vor. Mit der Zeit und den vielen Auswärtspleiten kam man unverweigerlich zur Überzeugung, dass Philippe im Abstiegskampf die nötige Erfahrung und Ruhe fehlte. Der Umgang mit den Medien gestaltete sich für Philippe noch schwieriger als für Henke, sodass er den Ruf eines "Phrasendreschers" erlangte. Die nichtvorhandene Ausdauer der Mannschaft wurde auch für Philippe zum Stolperstein in der Regionalliga.

4. Sportdirektor:

Die Position des Sportdirektors begleitete zu Beginn der Saison Trainer Henke. Dieses idealtypische Bild des Teammanagers mit allen Fäden in der eigenen Hand bekam erste Kratzer, als Namen wie Bobic oder Elber durch den Ludwigspark geisterten und am Ende ledeglich Mahir Saglik heraussprang. Ein zweiter, kopfballstarker Stürmer, welcher lange gesucht wurde, blieb dem FCS verwehrt.
Nach Henkes Entmachtung als Trainer blieb er dem FCS weiterhin als Sportdirektor erhalten, wobei nun die monatelange Suche nach einem Aufgabengebiet für ihn entstand, welche mit Henkes Wechsel nach München endete. Viele fragen sich bis heute, ob er je ein wirkliches Aufgabengebiet hatte. Die Position des Sportdirektors wurde von nun an kommissarisch von Ostermann und Philippe begleitet.

5. Manager:

Wolfgang Loos kam als Manager nach Saarbrücken zu einem Zeitpunk, an dem das Thema "Oberliga" zwar allgegenwärtig war, jedoch nicht ernst genommen wurde. In seiner bisher kurzen Amtszeit hatte er zwar noch nicht viele Gelegenheiten sein Können zu demonstrieren, jedoch zeigte er Medienkompetenz und vermittelte stets einen fachkundigen Eindruck, was man in Saarbrücken nicht alle Tage sieht. Seine ständige Präsenz und sein Wille, in Saarbrücken Aufbauarbeit zu leisten, gibt Hoffnung für die Zukunft, stellt allerdings auch hohe Erwartungen an Loos.

6. Vorstand:

Auch nach dieser Spielzeit kann man eigentlich nichts Positives zum Vorstand vermelden. Der erste Fehler, die Verpflichtung Henkes, wurde zwar behoben, jedoch setzte man den Kurs mit vielen Unstimmigkeiten fort. Das Experiment, Philippe als Cheftrainer zu etablieren, konnte man spätestens nach der peinlichen Niederlage in Pirmasens als gescheitert ansehen. Während das Präsidium weiterhin frohen Mutes agierte, erhob der Aufsichtsrat nie mahnend den Zeigefinger. Der FCS wurde somit in die Katastrophe gesteuert, in welcher die Verantwortlichen noch die Saison mit den Ergebnissen der Damen- und Jugendmannschaften beschönigen wollten. Davon ließ sich niemand mehr blenden und so stellten Meiser und Ostermann ihre Ämter zur Verfügung. Wie es hier weitergeht, wird die nächste Mitgliederversammlung zeigen.

7. Die Mannschaft Spieler:

Mike Frantz formulierte nach dem Abstieg gegenüber dem SR treffend, dass die Spieler nie eine Mannschaft bildeten. Neben mangelnder Ausdauer müssen sich die Spieler also auch eine Einstellung vorwerfen, welche nicht dem Charakter eines Fußballprofis entsprach. Herausragende Akteure wie Jäger, Saglik oder Hadji konnten dies nicht ausgleichen. Thorsten Nehrbauer schaffte es nicht, die Mannschaft zumindest auf dem Platz zu einer Einheit zusammenzuführen, sodass Worte wie "Grüppchenbildung" oder "French connection" auch 2007 nicht aus dem Vokabular der FCS-Fans verschwanden. Viel zu spät/selten gab man Talenten wie Frantz, Schwartz, Impis oder Hajdarovic eine Chance.

8. Neuzugänge:

Ledeglich Mahir Saglik lässt sich (mit Abstrichen) als "Volltreffer" unter den Neuzugängen bezeichnen, da er mit 15 Toren für Furore sorgte. Marco Gebhardt lieferte zwar viele Flanken, hatte dafür aber Defizite im Bereich der Schnelligkeit und Ausdauer, wie Charles Haffner, welcher auch für die linke Seite verpflichtet wurde. Torsten Reuter und Sven Lintjens wurde zum Verhängnis, dass sie nicht in das System passten. Nachdem die taktische Variante mit Nehrbauer und Reuter als Staubsauger vor der Abwehr als zu defensiv empfunden wurde, musste der einstige Held gegen Trier weichen. Lintjens durfte nicht auf seiner Lieblingsposition, der des Spielmachers, ran, da dort Hadji gesetzt war. Dies schlug sich in schlechten Leistungen und mentalen Problemen nieder. Mansour Assoumani sah Licht und Schatten, während man Guillaume Deschamps praktisch NIE sah. Enver Marina leistete sich zwar in Stuttgart einen Patzer, spielte aber ansonsten eine solide Saison und wurde gar zum Pokalhelden gegen Mainz.

'(vmerzig)reuter' von Carsten_FCS

9. Fans:

Mit der bekannten Blockteilung in Virage Est und D-Block startete man auch in die Regionalliga, wobei zwischenzeitlich die Besucherzahlen der Virage Est (wie die des gesamten Stadions) wieder sanken. War man zunächst mit großen Erwartungen ("Die Liga zu Gast beim Meister") in die Saison gestartet, verfinsterten sich die Mienen der FCSler zunehmend. Bilder des Protests waren in dieser Saison keine Seltenheit. Selbst wenn die Masse des Protests nach dem Rostockspiel 2005 nicht aufrecht erhalten wurde, blieb die Vorstandskritik auf dem Banner der Virage Est präsent und, zumindest in den Internetforen, meist fundiert.
Nach Henkes halbem Abgang und der unnötigen Bengaloaktion beim Spiel gegen die Stuttgarter Kickers rückten die Fans immer wieder in den Fokus der Kritik und wurden als wahre Unruhestifter im Umfeld des FCS propagiert. Diese Benachteilung der FCS-Fans seitens der saarländischen Medien ließ jedoch nach und heute kann man sagen, dass uns von einigen Medienvertretern sehr viel Gehör geschenkt wird und sich der Sachverhalt fast komplett gedreht hat.

'fcsstuk 028' von Carsten_FCS

In Sachen Stimmung kam es im Internet immer wieder zur leidigen Diskussion, ob man denn nun nicht die Blocktrennung aufheben sollte oder wie man die akustische Untersützung der Mannschaft fördern könne. Im Stadion blieb der sog. "Hexenkessel" aufgrund der Ligazugehörigkeit und der mauen Ergebnisse dann meist aus. Die V.E. etablierte sich als Alternative zum D-Block. Nach dem Spiel gegen die Stuttgarter Kickers und dem Verschwinden vieler Fans aus dem D-Block konnte man einen höheren Andrang in der V.E. feststellen, auch wenn einige dieser Neuankömmlinge den Gedanken von 90 Minuten geschlossener Unterstütung noch nicht verinnerlicht haben.

10. Mein persönliches Fazit:

Dieses Mal ist der FCS an Überheblichkeit und Unprofessionalität gescheitert. Wenn man gestandene Profis verpflichtet, sollte man diese auch wie Profis und nicht wie Feierabendkicker trainieren lassen. Wir Fans können uns doppelt verschaukelt fühlen: zum einen erleben wir die schwersten Stunden des FCS, zum anderen werden wir als "treue Seelen" des Vereins weiterhin als Mitschuldige am Abstieg gesehen, während die Verantwortung für den jahrelangen Abstieg nun sehr zögerlich von den Hauptschuldigen übernommen wird.
Kurzum war es für mich war es die bisher schlimmste FCS-Saison meines Lebens (auch wenn ich wohl weniger als andere erlebt habe).
Man sollte sich jetzt auf den Neuaufbau konzentrieren und auch wir Fans sollten in dieser Zeit die Chance ergreifen und den Neuaufbau aktiv mitgestalten, u.a. auf der nächsten Mitgliederversammlung. Auch zwei Abstiege in Folge dürfen uns nicht ermutigen!
Wenn nicht jetzt, wann soll dann ein Neuaufbau stattfinden?

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

hallo carsten,

nichts hinzuzufügen, nichts wegzulassen bei deinem blog-beitrag.


sehr wahr und sehr gut.

gruss