Geschlossene Tore und eine Menge, die leicht aufgeheizt ihren Unmut kundtat. Da wurde über die Demokratie und die Wahlen gescholten. Und eigentlich hatte der gute Mann, der da brüllte "ei is doch wohr!" wirklich recht, denn sinnvoll konnte man die Maßnahme keineswegs nennen, die lange vor Anpfiff das Spiel 1. FC Saarbrücken - Preußen Münster eröffnete.
Nach Augenzeugenberichten zufolge hatten wohl einige Münsteraner eine unbewachte Sekunde genutzt und die Tribüne geentert, worauf einige Saarbrücker reagierten. Was sich nach einer von vielen "Rennereien" (Fachjargon) anhört, führte zur ungewöhnlichen Maßnahme, das Stadion abzusperren und vorerst keine Normalsterblichen mehr einzulassen. Ob man die bereits im Stadion befindlichen Fans einer wilden Gästehorde opfern wollte oder ob man die draußen Wartenden Menschen als potenzielle Amateurboxer betrachtete, bleibt wohl ein Geheimnis. Tatsächlich scheint die Unachtsamkeit Polizei und Ordnungsdienst gleichermaßen überfordert zu haben. Irgendwann kam die Order zum Öffnen der Tore, was hieß, dass zunächst auch nur ein Tor geöffnet wurde. Dieses lag direkt am Kassenfenster, was noch zusätzlichen Unmut hervorrief. Als man das erkannte, war es schon 13:35 Uhr.
Im Stadion verzichtete ich auf den gewohnten Imbiss vor Anpfiff und erwarb stattdessen den "Media Guide" des FCS, was eine abgespeckte Version des letztmals 2006 erschienenen "FC Info" darstellt, zum leicht überteuerten Preis von zwei Euro.
In der Kurve war man schon mit den Vorbereitungen einer Choreographie beschäftigt, ein Leuchtturm-Leser fragte nach der Wurstausgabe, die erst nächste Woche erscheinen wird und der größte Gesprächsstoff entfiel auf den Gästeblock. Dabei standen nicht unbedingt die Ereignisse vor Spielbeginn zur Debatte, sondern eher die konsequente Trennung zweier Fangruppierung innerhalb des C-Blocks. Wer die Saarbrücker Blockdiskussion kennt, dem würde der Blick über den eigenen Tellerrand die Erkenntnis eröffnen, dass zumindest auf Auswärtsspielen alle FCler meist an einem Strang ziehen.
Auf dem Rasen wurde nun endlich Fußball gespielt. Nico Zimmermann gehörte wieder zum Startaufgebot, im Tor stand nach seiner Glanzleistung in Essen Michael Müller und im Sturm sollten es Michael Petry und Velimir Grgic richten.
Von Beginn an verschaffte sich der FCS Respekt und wirkte deutlich aggressiver als der Gast aus Münster. Vor allem Jonathan Zydko verließ oft seinen Platz vor der Abwehr und stieß nach vorne, um bereits früh zu attackieren.
Der erste Eckball des Tages ließ das Stadion bereits beben. Nachdem Münsters Torwart Buchholz mit einer starken Abwehr einen Kopfball entschärfte, sprang das Leder zu Manuel Zeitz, der den Ball über die Linie drückte. Nach ein paar Sekunden "Song 2" von Blur verstummte der Jubel und einzelne Pfiffe waren nunmehr zu hören: Abseits. Bei dieser Entscheidung lag das Schiedsrichtergespann allerdings auch richtig.
Der nächste Pfiff sollte dann, anders als an den ersten beiden Spieltagen, sowohl richtig als auch Anlass zum Jubel sein. Nach einem wunderbaren Pass von Grgic wollte Zimmermann Torhüter Buchholz umdribbeln, dieser riß den Mittelfeldmann jedoch von den Beinen. Es gab eine Verwarnung für den Schlussmann und einen Strafstoß für den FCS, welchen Manuel Zeitz sicher zur 1:0-Führung verwandelte.
Keine fünf Minuten später sollte erneut eine Ecke des FCS für Gefahr im Gästestrafraum sorgen. Eigentlich abgewehrt entwickelte sich eine Kopfballstaffette. Michael Petry köpfte zurück in die Mitte und Manuel Zeitz köpfte über Buchholz zum 2:0 ein.
In der Folge blieb der FCS die aktivere und zweikampfstärkere Mannschaft. Alleine Michael Petry hätte das Ergebnis noch vor der Pause mit zwei guten Chancen erhöhen können, zweimal entschied er sich für die falsche Variante und schoss den Ball Torhüter Buchholz direkt in die Arme.
Im E-Block gab es zu diesem Zeitpunkt einen weiteren Aufreger, als eine junge Frau zusammenbrach und die am Tor des D2-Blocks verweilenden Sanitäter lange auf sich warten ließen, bis überhaupt erst eine Reaktion kam. Auch ein Ordner zeigte sich nicht gerade hilfreich in dieser Situation und wollte einen Fan aufhalten, der in den Innenraum gelangt war, um den Rettungsdienst herbeizuholen. Kurz nach diesem Vorfall pfiff der Schiedsrichter zur Pause.
Nach dem Seitenwechsel änderten sich die Verhältnisse auf dem Platz leicht. Der erste Durchgang und das hohe Pressing hatte den FCS viel Kraft gekostet, Münster wollte sich mit der drohenden Niederlage nicht abfinden und erhöhte die eigenen Anstrengungen. Der Ertrag dieser Anstrengungen in der Offensive fiel bei den Preußen dennoch gering aus. Ob die Stürmer von Preußen Münster an diesem Tag nicht wollten oder nicht konnten bleibt deren Geheimnis. So blieb die beste Gelegenheit der Gäste ein Freistoß, der sich gefährlich um die Mauer in Richtung rechte untere Ecke dreht, aber von Müller mit einer Glanzparade abgewehrt wurde. Sehr oft schrie der junge Müller nun seine Vorderleute an, da diese den Gästen zu viele Freiräume boten und dadurch nun häufiger in Tornähe, wenn auch fast nie zum Abschluss kamen.
In der 73. Minute war es dann ein Konter, der Velimir Grgic in Szene setzte, welcher ein paar Haken schlug und im Strafraum gefällt wurde: zweiter Strafstoß für den FCS.
Diesen übernahm Nico Zimmermann, welcher die Chance zur endgültigen Entscheidung sträflich liegenließ und einen schwachen Schuß in die linke untere Ecke von sich gab, welchen Buchholz abwehren konnte, wie auch den Nachschuß von Zimmermann.
Den moralischen Aufwind des gehaltenen Elfers konnte Münster nicht mehr nutzen. Die letzte nennenswerte Aktion auf dem Spielfeld entfiel auf Münsters Marc Lorenz und Marcel Rozgonyi. Nachdem Lorenz Lerandy in Nähe der Eckfahne foulte und noch ein wenig nachtrat, schubste der FCS-Kapitän den Übeltäter mit voller Wucht von den Beinen. Im Fallen gab Lorenz Rozgonyi noch eine Ohrfeige mit. Diese kurze Abfolge mehrerer absolut hässlicher und unnötiger Aktionen wurde vom Schiedsrichter nach kurzer Beratung mit seinem Assistenten mit Platzverweisen für Rozgonyi und Lorenz bestraft, was die einzig richtige Entscheidung war. Kurz darauf endete der erste Heimsieg in dieser Saison.
Trotz organisatorischer Pannen, welche die Verantwortlichen bitte nicht jeden Spieltag dem geneigten FCS-Fan zumuten sollten, bleibt die Freude über den ersten Saisonsieg im Ludwigpark. Dieser ist alles andere als unverdient, in der ersten Halbzeit zeigten sich alle Mannschaftsteile souverän und griffen ineinander. Manuel Zeitz war allgegenwärtig und immer hellwach, Nico Zimmermann setzte das Spiel mit gekonnten Pässen in Gang und Velimir Grgic bewies mit starken Balleroberungen seinen Wert für die Mannschaft. Der FCS ist mit diesem Sieg endlich auch zuhause in der Regionalliga angekommen.
Mangelnde Impulskontrolle
vor 1 Tag
3 Kommentare:
yeah! weiter so fcs! mal abgesehen von dem orga chaos. das ist schon peinlich :-(
Bitte nicht vom Rettungsdienst sprechen...Ist ein Ortsverein die nicht mehr Plan haben als alle anderen die da standen wohl auch:-)
Alle anderen, die dort waren, hatten zumindest schneller geschaltet und sich in Bewegung gesetzt. Ich bleibe dabei, dass auch der Rettungsdienst sich da beim nächsten Mal anders präsentieren muss.
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