Mittwoch, Mai 30, 2007

Meister der Freikarten

Ich habe eine gewisse Zeit lang, mit dem Gedanken gespielt, für den heutigen Beitrag im FCSBlog einfach nur auf den Beitrag "Der Kunde ist König", der vor ca. einem Jahr entstand, zu verlinken. So einfach will ich mich dann doch nicht aus der Affäre ziehen und liefere wenigstens erneut ein paar Denkanstöße zum leidigen Thema "Freikarten".

Zunächst einmal ist eine Freikartenaktion ein positives Zeichen seitens des Vereins. Es demonstriert gute Absichten gegenüber den Fans und zeigt, dass man diesen einen hohen Stellenwert zuweist. Wenn man seinen Fans sogar die Auswärtsfahrt bezahlt, gibt man auch denen die Chance, ein Spiel in der Fremde zu sehen, die normalerweise aufgrund Geldmangels die Reise nicht antreten. Schließlich liegt der Preis für eine Busfahrt schon durchschnittlich bei 20 €. Hinzu kommen noch die Kosten für den Eintritt und die Verpflegung, sodass man am Ende schon bei 30-40 € für ein einziges Spiel landen kann.

Es ist auch ein gutes Zeichen, dass gerade in solch einem wichtigen Spiel; es geht schließlich in Stuttgart um nicht weniger als den Klassenerhalt, der FCS auf die Unterstützung seiner Fans setzt. Die Botschaft, die hinter der Freikartenaktion steht, ist deutlich: die Mannschaft braucht in Stuttgart die Unterstützung der Fans. Indem man die Fahrt spendiert, sichert man sich zumindest die Anwesenheit zahlreicher Anhänger in der Ferne. Doch ist das wirklich das, was für die Unterstützung alleine reicht?

Dass Masse allein für ein runden, abwechslungsreiche Support der Mannschaft sorgt, ist ein weit verbreiteter Irrtum. Bei 750 Leuten wird man nicht erleben, dass jeder über 90 Minuten den Verein anfeuert. Man darf sich eher darauf einstellen, dass die akustische Unterstützung von denselben Personen geleistet wird, die auch bei den Auswärtsspielen, die nicht vom Verein spendiert werden, dafür sorgen.
Natürlich muss man nicht von jedem Mitfahrer erwarten, dass er die Mannschaft mittels Gesängen nach vorne peitscht. Viele wollen sich sicher nur in Ruhe das Spiel ansehen. Jedoch sollten diese Leute auch den aktiven und engagierten Fans den Freiraum lassen, den sie zur Entfaltung brauchen. Wer sich von den Gesängen oder Schwenkfahnen gestört fühlt, stellt sich einfach an einen Ort, von dem aus er das Spiel in Ruhe und bei bester Sicht verfolgen kann. Ein gegenseitiges Anprangern der Art und Weise, wie man seine Zugehörigkeit zum FCS auslebt, ist zurzeit unangebracht.
Jedem stehen seine Freiheiten zu!

Was mich jedoch an der Freikartenaktion zum Stuttgartspiel wirklich stört, hat sich schon in den einleitenden Worten zu diesem Beitrag angekündigt: man wird den Eindruck nicht los, dass sich die FCS-Verantwortlichen "freikaufen" wollen. Diese werden sich wohl darüber im Klaren sein, dass trotz aller Erfolge der Frauen- und Jugendmannschaften die vergangenen beiden Jahre von Peinlichkeiten und Misserfolg geprägt war. Der zweite Abstieg in Serie würde dieser Misere, die von Skandalen, Niederlagen und Kritik am Präsidium geprägt ist, nur eine weitere Krone aufsetzen.
In dieser Saison gab es auffällig viele Freikartenaktionen. Vor allem in den ersten Heimspielen gab es Freikarten im Überfluss und es gab praktisch jedes zweite Wochendende einen speziellen Aktionstag.
Die Frage ist, ob sich hier ein ehrliches, schlechtes Gewissen gegenüber den Fans zeigt oder ob man nur die Anhänger bei Laune halten will, um jegliche Kritik verstummen zu lassen.
Die Freikartenaktionen in ihrer Fülle beim FCS 06/07 wirken irgendwann nicht mehr allzu glaubwürdig. Sie stumpfen immer zu einer fast gezwungenen Entschuldigung an die Fans ab.

Ich kann meine Wort vom 11.05.2006 nur noch einmal wiederholen:

Die Bedürfnisse eines Kunden hat der FCS vielleicht erfüllt, aber nicht die eines Fans!


Sportlicher Erfolg kann nicht durch irgendwelche Freikartengeschenke ersetzt werden. Was nützen einem Freifahrten nach Baden-Württemberg, wenn man in der kommenden Saison vielleicht nur noch nach Neunkirchen oder Wirges reisen kann?
Wenn Schalke 04 für viele der "Meister der Herzen" ist, so steht der Titel "Meister der Freikarten" zweifellos dem 1. FC Saarbrücken zu. Viel gebracht hat es bis jetzt keinem von beiden.

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